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Schollenknacker. Die Eisbrecher des Wasser- und Schifffahrtsamtes sind bei Schwedt im Dauereinsatz.

© dpa

Eisbrecher im Einsatz: Hochwasseralarm an der Oder

Deutsche und polnische Eisbrecher kämpfen bei Schwedt gegen die Barriere aus Schollen, damit es nicht zu Überschwemmungen kommt.

Von Feiertagsruhe konnte auf der Oder bei Schwedt, rund 90 Kilometer nordöstlich Berlins, am Neujahrstag keine Rede sein. Mit voller Kraft ihrer bis zu 1100 PS starken Maschinen kämpften Eisbrecher gegen die in den Frostnächten entstandene Barriere aus übereinander geschobenen und festgefrorenen Schollen. Wie stark sich das Eis aufgetürmt hat, zeigte das geringe Tempo der Stahlkolosse. Pro Stunde kam die aus drei polnischen und zwei deutschen Eisbrechern bestehende Flotte nur einen Kilometer voran. Immer wieder mussten sie Schwung holen, um besonders hartnäckige Barrieren zu durchbrechen. Doch der Einsatz der Schiffe, die wegen der eisigen Temperaturen Anfang der Woche noch im Hafen geblieben waren, duldete keinen Aufschub mehr. Das Eis ist in Hohensaaten flussaufwärts schon über den Richtwert für die höchste Hochwasseralarmstufe gestiegen. Es drohen Überschwemmungen und ein Aufreißen der Deiche durch die aufgetürmten Schollen.

„Wir empfehlen dem Landrat des Kreises Märkisch-Oderland, sich auf das Ausrufen des Hochwasseralarms der Stufe 4 vorzubereiten“, hieß es gestern beim Hochwassermeldezentrum in Frankfurt (Oder). „Eine genaue Prognose ist aber nicht möglich.“ Die Entwicklung hänge vom Erfolg der Eisbrecher und von den Temperaturen ab. Tauwetter könnte die Pegel in kurzer Zeit steigen lassen. Doch danach sieht es derzeit nicht aus.

Die Eisbrecher auf der Oder sollen nicht die Schifffahrt aufrechterhalten, die ruht schon seit dem 3. Dezember. Im Vordergrund steht vielmehr der Schutz der tiefer liegenden Ortschaften an beiden Ufern vor Überschwemmung.

Die Oder friert vom Norden her zu, und an der sogenannten Eisstandsgrenze oder an Brücken und Flusskrümmungen kommen die Schollen aus dem Süden zum Stehen und können sich auftürmen. Das unter dem Eis fließende Wasser drückt die Decke dann nach oben und überflutet die Dämme.

Dieses Szenario ist derzeit in dem kleinen polnischen Ort Krajnik Dolny zu beobachten, wo Grundstücke, Keller und Straßen unter Wasser stehen. Auf deutscher Seite gibt es noch keine bedrohliche Situation.

Tief ins Gedächtnis der Oderanrainer hat sich die Flutkatastrophe 1947 eingeprägt. Im März jenes Jahres hatte Treibeis bei Küstrin das Wasser gestaut, wodurch die Deichkrone bei Reitwein auf 300 Meter Länge überspült worden war. Mehr als 20 000 Menschen wurden im Oderbruch obdachlos. Sowjetische Flugzeuge hatten vergeblich versucht, das Eis durch Bombenabwürfe aufzubrechen.

In Berlin und Brandenburg wird es nach kurzer Tauwetterphase in den nächsten Tagen wieder kalt werden. Am Sonntag werde sich die Höchsttemperatur um den Gefrierpunkt bewegen, sagte Horst Rohner vom Deutschen Wetterdienst in Potsdam. Für die Nacht zu Sonntag erwartet er bis zu minus vier Grad in Brandenburg und minus zwei Grad in Berlin. In der Nacht zu Montag könnten es sogar bis zu minus acht Grad werden. Am Dienstag sei in Berlin und Brandenburg Schnee möglich bei Höchstwerten um den Gefrierpunkt.

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