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Brandenburg: Für Raser wird es teuer: Alle 2000 Meter eine Radarfalle

Modellversuch auf den Bundesstraßen 5 und 158 startet: Untersucht wird die abschreckende Wirkung der Anlagen

Bad Freienwalde. Auf zwei viel befahrenen Strecken in Brandenburg kann es für Raser bald sehr teuer werden. Sie müssen sich auf der Bundesstraße 5 im Havelland und auf der B 158 im Kreis Märkisch-Oderland auf gleich mehrere Blitzanlagen hintereinander einstellen. Auf den Abschnitten zwischen Nauen und Pessin sowie zwischen Tiefensee und Bad Freienwalde sollen in den nächsten Wochen jeweils fünf bis acht „Starenkästen“ hintereinander aufgestellt werden, bestätigte am Montag das Brandenburger Verkehrsministerium. Das entspricht einem Abstand von 1500 bis 2000 Metern zur nächsten Radaranlage. Die Blitzgeräte können in zwei Richtungen gedreht werden, das Tempo soll täglich wechselnd entweder in Fahrtrichtung Berlin oder umgekehrt gemessen werden.

Hinter dem Projekt steht die Bundesanstalt für Straßenwesen in Bergisch-Gladbach. An insgesamt 40 Bundesstraßen wollen die Fachleute in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Dresden die Wirkung von stationären Blitzanlagen testen. Die Bundesbehörde trägt auch die Kosten für den Test, die Einnahmen durch die Strafen kommen aber den Landkreisen zugute. Schon jetzt messen im Fahrbahnbelag der ausgesuchten Teststrecken eingebrachte Induktionsschleifen die Anzahl und die Geschwindigkeit der Fahrzeuge. Diese Werte stellen die Fachleute später den Ergebnissen der Blitzer gegenüber.

„Wir haben der Bundesanstalt mehrere Strecken vorgeschlagen, auf denen sich Unfälle häufen“, sagt Gerd Lange, zuständiger Referatsleiter für die Straßenverkehrsordnung im Potsdamer Verkehrsministerium. „Wir einigten uns dann auf die Bundesstraßen 5 und 158.“ Da sich das Ministerium durch die Kontrollen eine Senkung der Unfallzahlen verspreche, habe es dem Versuch sofort zugestimmt. Er soll zunächst mehrere Monate dauern. Auf den Bundesstraßen gilt Höchstgeschwindigkeit 80.

Der wissenschaftliche Test soll vor allem den Nutzeffekt der stationären Blitzanlagen beweisen. Denn bislang teilen sich die Fachleute in zwei Lager: Die einen bezweifeln eine große Wirkung. Autofahrer würden beim Erkennen der Blitzer kurz abbremsen, die erlaubte Höchstgeschwindigkeit für wenige Meter einhalten und dann wieder Gas geben. Das sei kein Beitrag zur Verkehrssicherheit. Das andere Expertenlager hält Blitzanlagen durchaus für nützlich. Viele Verkehrsteilnehmer würden durch die Kontrollen aufmerksamer und änderten möglicherweise ihren Fahrstil.

Wie das Verkehrsministerium unterstrich, werden die Autofahrer nicht besonders vor dem Test gewarnt. Es werde auch keinerlei „Rabatt“ geben: Jede Geschwindigkeitsübertretung an jeder einzelnen der hintereinander gestaffelten Blitzanlagen werde gesondert betrachtet und bestraft. Und die Autofahrer sollten auch davon ausgehen, dass auf den beiden Strecken alle Anlagen scharf geschaltet sind. Gewöhnlich ist in Brandenburg im Schnitt nur einer von vier Blitzern mit Kameras bestückt.

Und im Landkreis Barnim funktioniert gegenwärtig kein einziger Starenkasten. Die Kreisverwaltung liegt im Streit mit der Produktionsfirma und schaltete alle Anlagen ab. Während Ortsfremde vor ihnen abbremsen, wissen die Einheimischen Bescheid – und preschen oft einfach weiter.

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