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Brandenburg: Ganz Potsdam ein „Fanclub Deutschland“

Hunderttausende feierten zwei Tage lang 15 Jahre Deutsche Einheit – mit Werbe-Basecaps und einem Kombi aus Trabant und VW

Potsdam – So schnell werden Tausende Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu bekennenden Deutschland-Anhängern. Man stellt ihnen eine Frage, warum sie ihr Land so toll finden, und schenkt ihnen für die Antwort ein strahlend weißes Basecap. Das wird wegen der herbstlichen Temperaturen gleich aufgesetzt – und die Aufschrift „Fanclub Deutschland – Land der Ideen“ zum bestimmenden Spruch der zentralen Einheitsfeier in Potsdam.

Die Aktion des Bundespräsidenten und einiger großer Unternehmen, die Stimmung im Land auch angesichts der Fußball-WM 2006 zu heben, kommt zumindest optisch gut an. Das Motto begleitet einen am Sonntag und Montag überall auf der Feier mit Blasmusik, Tanz, Sport, kulinarischen Häppchen, Bier und Wein. Die Basecaps fielen vielleicht auch deshalb so auf, weil politische Botschaften auf dem Fest nur sehr dezent zu hören waren. Während die kirchlichen Würdenträger den Politikern in der Nikolaikirche ins Gewissen redeten und der offizielle Festakt in der weit ab gelegenen Caligari-Halle im Filmpark Babelsberg über die Bühne ging, vergnügte sich das Volk auf der Ländermeile mit Zelten aus allen Bundesländern. Doch es gab auch interessante Gespräche. Auf die Sachsen kann man ein wenig neidisch sein. Ende des Monats feiern sie die Weihe der wieder aufgebauten Dresdner Frauenkirche, während in Potsdam ähnliche Pläne für die Garnisonkirche ins Stocken geraten sind.

Unter den Unmengen von Prospekten und Broschüren fiel ein kleines rotes Heft auf: der „Zipfelpass“. List auf Sylt im Norden, Selfkant-Tüddern im Westen, Oberstdorf im Süden und Görlitz im Osten garantieren dem Inhaber ein Geschenk – wenn man all die Stempel der Kurverwaltungen gesammelt hat.

Das passende Auto für die Tour stand gleich um die Ecke. Der „Gobbi“ setzt sich zur Hälfte aus einem VW Golf und einem Trabant 601 zusammen. In einer Hamburger Werkstatt fügten Bastler die Wagen zusammen, um das Kultauto für ein Sozialprojekt in der Uckermark zu versteigern. Das Gefährt blieb fast das einzige Ost-West-Symbol auf der Feier. Die Potsdamer jedenfalls erzählten diesmal viel lieber von der Stimmung auf dem wieder freigelegten Stadtkanal, von den Kanuten und Jet-Ski-Fahrern auf dem eigens für die Feiertage gefluteten Abschnitt. DerWasserweg verbreitete in der Residenzstadt früher eine holländische Atmosphäre.

Freuen konnte sich gestern auch der Wintersportverein Bad Freienwalde. Die Präsidenten der Skiverbände Deutschlands und Polens vereinbarten, ihren Nachwuchs regelmäßig auf den Jugendschanzen der Kleinstadt am Rande des Oderbruchs auszubilden. Damit kann der Verein jetzt EU-Mittel für den Bau einer 66-Meter-Schanze beantragen. Zur Feier des Tages erhielten auch die Skisprungtalente ein weißes Basecap des Fanclubs Deutschland.

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