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Brandenburg: Holzhäuser großer Männer: Albert-Einstein-Haus: Klimmzüge in Caputh

Das ehemalige Sommerhaus von Albert Einstein in Caputh wird in diesem Jahr wegen baulicher Mängel nicht mehr für Besucher geöffnet sein. Grund für die Schließung ist nach Agaben von Capuths Bürgermeister Friedrich-Karl Grütte (SPD) der bauliche Zustand des Gebäudes.

Das ehemalige Sommerhaus von Albert Einstein in Caputh wird in diesem Jahr wegen baulicher Mängel nicht mehr für Besucher geöffnet sein. Grund für die Schließung ist nach Agaben von Capuths Bürgermeister Friedrich-Karl Grütte (SPD) der bauliche Zustand des Gebäudes. Die Schäden an der Bausubstanz sind seit drei Jahren durch ein Gebäudegutachten bekannt. Durch ein provisorisches Dach hat das Haus schon lange nicht mehr seine Originalansicht. Die Farbe blättert ab, ein Teil des Treppengeländers musste demontiert werden. Auch die Hauselektrik ist erneuerungsbedürftig. Doch Restitutionsansprüche einer jüdischen Erbengemeinschaft verhinderten bislang die dringend notwendigen Arbeiten. Der Landkreis hatte vor vier Jahren Ansprüche der Erben der beiden Stieftöchter Einsteins nur partiell anerkannt. Grund: Bei einem Teil der Erbengemeinschaft fehlten die Erbscheine. Diese Gruppe hat dem Bescheid widersprochen. Seit über zwei Jahren bemüht sich das Landesamt für offene Vermögensfragen um eine Klärung. Sie ist nicht in Sicht.

Unterdessen wird die bauliche Situation des Hauses immer dramatischer. Die Erben machen die Gemeinde Caputh für den Gebäudezustand verantwortlich. Die darf laut Grütte wegen einer Auflage des Kreises, die auf das laufende Verfahren verweist, seit dreieinhalb Jahren gar nichts am Haus unternehmen. Das ehemalige Sommerhaus des Wissenschaftlers Albert Einstein gilt neben dem Caputher Schloss als wichtigste Attraktion des Ortes. Im vorigen Jahr kamen zu den Besuchswochenenden etwa 4000 Besucher. Zum 100. Geburtstag des Architekten Konrad Wachsmann, der das Haus 1929 im amerikanischen Landhausstil errichtete, waren zusätzliche Aktionen geplant. Einstein verbrachte in dem Holzgebäude mit seiner Frau Elsa Einstein ab 1929 drei Sommer seines Lebens - seine schönsten: "Komm nach Caputh, pfeif auf die Welt", schrieb Einstein einst an seinen Sohn.

Eine öffentliche Nutzung des Gebäudes sei jetzt nicht mehr verantwortbar, die Unfallgefahr erheblich, erklärt der Bürgermeister heute. Auch für die Potsdamer Stiftung "Einsteinforum", die das Haus nutzte, soll das Haus künftig gesperrt sein. Bestenfalls Einzelveranstaltungen seien denkbar.

Das Gebäude hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich: Einstein hatte vor seiner Flucht in die USA zugestimmt, dass es vom benachbarten Jüdischen Landschulheim mitgenutzt werden sollte. 1938 wurden die Heimbewohner von den Nazis vertrieben. Das Haus ging an die Gemeinde, diente später als Wohnhaus und bis 1990 als Gästehaus der Akademie der Wissenschaften. Caputh berief sich zunächst darauf, dass Einstein - er ließ das Haus bauen - nie im Grundbuch stand (der Eintrag erfolgte erst 1992). Die Gemeinde hatte das Grundstück 1936 für lächerliche 5000 Reichsmark gekauft, nachdem die jüdische Familie Einstein "wegen staatsfeindlicher und kommunistischer Umtriebe" enteignet wurde. Heute akzeptiert die Gemeinde die Ansprüche der Erben. Die letzte umfassende Sanierung des Gebäudes liegt 22 Jahre zurück: 1979 wurde es anlässlich des 100. Geburtstages von Einstein rekonstruiert. Da viele Baumaterialen aufgrund der Devisenschwäche der DDR nicht beschafft werden konnten, erfolgte die Restaurierung nicht orginalgetreu. Um Mittel zur Sanierung zu finden, hatte sich der Initiativkreis "Albert-Einstein-Haus" gegründet.

Wie verfahren die Situation um das Einstein-Haus derzeit ist, lässt sich an der Reaktion des Fremdenverkehrsvereins in Caputh zur Schließung ablesen: Der Verein teilte sie der interessierten Öffentlichkeit in zwei dürren Zeilen. Die Begründung fehlt. Telefonische Nachfragen werden an Bürgermeister Grütte weiterverwiesen, der seine Gemeinde offenbar gut im Griff hat: "Wir sollen zu diesen diffizilen Sachen nichts erzählen."

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