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Brandenburg: Kein Ruhmesblatt für die Truppe

In den Fernsehnachrichten aus Kabul wirkt die Bundeswehr überzeugend: gut vorbereitet, straff organisiert, im Auftreten diszipliniert. Doch wie sieht es abseits der internationalen Arena aus?

In den Fernsehnachrichten aus Kabul wirkt die Bundeswehr überzeugend: gut vorbereitet, straff organisiert, im Auftreten diszipliniert. Doch wie sieht es abseits der internationalen Arena aus? In der Brandenburger Provinz fährt sie jedenfalls keinen Ruhm ein. Höhepunkt der Peinlichkeiten ist das Überkleben der Bezeichnung "Truppenübungsplatz" auf ihren Schildern rund um die Kyritz-Ruppiner Heide. Das Oberverwaltungsgericht hat das Kommando in Wittstock dazu verdonnert. Schließlich müsse erst die Eigentumsfrage an dem Gelände geklärt werden. Die Bundeswehr aber glaubte, mit Schildern Tatsachen schaffen zu können. Doch es läuft auch in dieser abgelegenen Gegend nicht nach dem Motto "Wo Truppenübungsplatz dran steht, ist auch einer drin".

Die Bundeswehr hat den Widerstand der Anrainer unterschätzt oder ihn nicht beachtet. Viele Menschen aber, die Anfang der fünfziger Jahre in einer Nacht- und Nebelaktion der sowjetischen Besatzer Haus und Hof verloren, wollten nach der Wende Gerechtigkeit. Nach dem Abzug der Russen 1992 hofften sie auf eine Öffnung der Heide. Doch die Bundeswehr scherte sich nicht um die Belange. So ein Übungsplatz für ihre Tornados kam ihr gerade recht. Es folgten Protestzüge und Ostermärsche mit Tausenden Teilnehmern sowie Klagen bis vor das Bundesverwaltungsgericht. Auf einer Kundgebung versprach Rudolf Scharping als SPD-Kanzlerkandidat den Einwohnern sogar den Himmel auf Erden: Falls die SPD an die Macht komme, werde es hier keinen Truppenübungsplatz geben. Heute schweigt der Verteidigungsminister dazu.

Gewiss braucht die Armee gerade jetzt Übungsgebiete, um Einsätze wie in Afghanistan bestehen zu können. Doch auch die Bundeswehr muss sich an die Regeln halten: Auslegen von Unterlagen, Anhören der Gemeinden, Warten auf die Genehmigung. Durch die sture Haltung des örtlichen Kommandos ist viel Porzellan zerschlagen worden. Selbst neutrale Beobachter schütteln den Kopf. Die Schere zwischen internationaler Anerkennung und provinziellem Dilettantismus geht zu weit auseinander. Falls nichts geschieht, könnten die Fernsehbilder aus Kabul vor allem im Norden Brandenburgs unglaubwürdig erscheinen.

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