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Brandenburg: Keine Seltenheit: Brandstifter bei der Feuerwehr Zwei Täter wollten sogar einen Zug entgleisen lassen

Innenministerium erforscht Ursachen

Von Jörn Hasselmann

und Annette Kögel

Basdorf/Potsdam. Sie wollten „Action“. Und für diese „Action“ setzten zwei Feuerwehrleute das Leben vieler Menschen aufs Spiel. Die beiden, bereits im Dezember festgenommenen, Brandstifter Andre K. und Frank-Peter M. haben jetzt gestanden, in jenem Monat einen Anschlag auf einen Bahnlinie verübt zu haben. Dazu legten sie bei Basdorf zwei massive Betonplatten und einen Feldstein auf die Gleise. Dann setzten sie sich ins Auto und warteten, dass sie von der Freiwilligen Feuerwehr Basdorf zum Einsatz gerufen würden. Doch die Regionalbahn schob die Betonplatten von Gleisen und entgleiste nicht. Nach dieser Enttäuschung zündeten die 18 und 26 Jahre alten Männer in Basdorf mehrere Autowracks an. Später in der Nacht legten sie Feuer in einem Mehrfamilienhaus – in dem einer der beiden selbst wohnte. Nachdem es zwei Tage später erneut in dem Haus brannte, fiel der Polizei der Feuerwehrmann durch wirre Angaben auf. Nach der Festnahme gestand er, mit seinem Kameraden schon mehrere Brände gelegt und den Anschlag auf die Bahn verübt zu haben.

Freiwillige Feuerwehrmänner, die selbst Brände legen – „wir kennen dieses Phänomen“, sagt der zuständige Landesbrandmeister Jürgen Helmdach. Genaue Zahlen sind aber nicht erhältlich. Im Innenministerium immerhin beschäftigt sich bereits eine Arbeitsgruppe mit Brandstiftern – auch jenen bei der Freiwilligen Feuerwehr. Und Helmdach will das Thema jetzt mit den Kreisbrandmeistern besprechen. In Brandenburg sind 76000 Ehrenamtliche bei 1635 freiwilligen Wehren beschäftigt. Dazu gibt es 740 Hauptamtliche, die meisten bei den Berufsfeuerwehren in Frankfurt (Oder), Cottbus, Potsdam, Brandenburg/Havel und Eberswalde.

Experten kennen drei Tätertypen von Brandstiftern bei der Feuerwehr. Da sind zum einen die Unauffälligen, die im Leben wenig Bestätigung bekommen – außer als Rettungskraft. Andere wollen immerfort beweisen, wie gut sie seien. Drittens gebe es auch Pyromanen, die wegen einer psychischen Erkrankung Erregung empfinden, wenn Flammen lodern. Manchmal, so Helmdach, wollten die Täter ihre Kenntnisse aber auch einfach mal in die Praxis umsetzen. Zuletzt waren im Oktober zwei junge freiwillige Feuerwehrmänner als Brandstifter überführt worden. Einer gab als Motiv an, dass er psychischen Stress abbauen wollte, der andere, dass er zeigen wollte, doch zu etwas zu gebrauchen zu sein.

Intensive Überprüfungen der Feuerwehr- Mitglieder hält Heinz Siegel, Vize-Branddirektor der Berufsfeuerwehren, für praxisfern. Gerade auf dem Dorf kenne man sich doch ohnehin. Im Innenministerium heißt es, jeder für einen Zug verantwortliche Wehrführer habe eine psychologische Fortbildung hinter sich.

So weit wie in Köln ist es in Brandenburg bisher immerhin nicht gekommen. Dort flog vor einigen Jahren eine komplette Wache auf. Die Hälfte der Männer hatte gezündelt.

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