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Krampnitz-Affäre: Ministerium: Dänischer Investor lügt

In der brandenburgischen Krampnitz-Affäre drohen internationale Verwicklungen: Das Finanzministerium des Landes Brandenburg bezichtigt jetzt den dänischem Immobilieninvestor Lars Thylander der Lüge. Für das Land ist die Thylander-Gruppe weiter Käufer der Krampnitz-Kaserne.

Potsdam – In einer am Freitag veröffentlichten offiziellen „Information“ widerspricht das Finanzministerium der bisherigen Erklärung Thylanders über den Rückzug aus dem Krampnitz-Projekt. Der sei „zu keinem Zeitpunkt“ erklärt worden. Wegen der undurchsichtigen Affäre verhängte das Potsdamer Rathaus am Freitag einen Planungsstopp.

Thylander war vom damaligen Finanzminister und heutigen Innenminister Rainer Speer (SPD) 2007 dem Landtag als Investor vorgestellt worden. Tatsächlicher Käufer war aber, wie erst kürzlich herauskam, eine TG Potsdam des Hannoveraner Anwalts Ingolf Böx. Thylander hatte am 9. September im Tagesspiegel klargestellt, dass er „zwar in einem frühen Stadium an einem Kauf (...) interessiert war, wir uns aber letztlich gegen einen Kauf des Grundstücks entschieden haben.“ Auf Tagesspiegel-Anfrage ließ das Unternehmen am Freitag erklären, „die Immobilie nicht gekauft zu haben“. Weitere Kommentare lehnte es ab. Das Gleiche hatte Thylander in einem Telefonat mit Speer betont, der wegen der Affäre schwer unter Druck steht.

Diese Darstellung sieht das Finanzministerium durch „Unterlagen widerlegt“. Zum Zeitpunkt des Kaufes habe es zwar – entgegen der Vorlage an den Landtag – „keine gesellschaftsrechtlichen, dafür aber vertragliche Verbindungen“ zwischen Böx und Thylander gegeben. Und zwar einen Vertrag zu Krampnitz vom 31. Mai 2007. Zuvor hätten die Dänen am 29.3.2007 mit einem „rechtsverbindlich“ unterzeichneten Schreiben Interesse bekundet. Ebenfalls am 31.5.2007 habe Böx das Angebot der Thylander-Gruppe – samt Bankbürgschaft der Forstaedernes Bank Kopenhagen – eingereicht, in dem er als Vertreter für die TG Potsdam benannt wurde. Die TG Potsdam, die keine Thylander-Firma ist, kaufte die Immobilie für 4,1 Millionen Euro. Das Finanzministerium legt nun Wert darauf, dass Thylander „zu keinem Zeitpunkt“ eine Rücknahme seines Angebotes erklärte. Auch gebe es im Ministerium keinerlei Schreiben, „aus der eine Entscheidung gegen den Kauf des Grundstückes hervorgeht“. Die Landtagsopposition will Thylander im Untersuchungsausschuss vorladen, was allerdings auf diplomatischem Wege durchgesetzt werden müsste.

Unterdessen hat wegen der undurchsichtigen Lage und aus Sorge vor Spekulation der Potsdamer Baubeigeordnete Matthias Klipp (Grüne) einen Planungsstopp verhängt. Er habe „verfügt, dass alle Aktivitäten der Verwaltung vorerst einzustellen sind“. Nach Meldungen über Verkäufe von Flächen an Dritte und Rückgaben an das Land seien Zweifel entstanden, ob die mit der TG Potsdam geschlossene Rahmenvereinbarung zur ganzheitlichen Entwicklung des Areals noch eingehalten werde. Dem Rathaus lägen offizielle Informationen vom Land nicht vor, die TG Potsdam habe nicht auf Anfragen reagiert. Allerdings gab es vom Rathaus entgegen jüngeren Aussagen von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bis jetzt rege Abstimmungen mit der TG Potsdam.

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