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Brandenburg: Kurz vor Weihnachten alles verloren

Nach dem Brand in Schönefeld sind zehn Familien obdachlos. Bei Sigrid und Erhard Kloppisch sitzt der Schock tief

Schönefeld. „Wir haben nichts mehr. Alles ist weg, alles.“ Sigrid Kloppisch unterdrückt die Tränen. Ihr Mann Erhard gewinnt im Gespräch eher die Fassung. „Seit 1967 wohnen wir in dem Haus. Nie hätten wir gedacht, dass wir einmal alles verlieren.“ Er fasst seiner Frau an den Arm. „Wenigstens ist in den Flammen niemand umgekommen.“

Zehn Familien waren in Gefahr, als in der Nacht zu Montag in einem zweistöckigen Gebäude in der Schönefelder Dorfstraße ein Feuer ausbrach. Jetzt ist das Haus unbewohnbar, 28 Menschen, darunter acht Kinder, sind kurz vor Weihnachten obdachlos geworden.

Sigrid und Erhard Kloppisch trugen auch gestern noch die Sachen, die sie in jener Schreckensnacht in Panik über ihre Schlafanzüge gezogen hatten. „Gegen 23 Uhr trommelte ein Mieter wie wild gegen die Tür“, sagt die 55-Jährige. Sie rüttelte ihre Enkelin und ihre Schwägerin wach, dann sahen sie aus dem Fenster: Das stand das Dach schon lichterloh in Flammen.

Hendrik Schroer hatte kurze Zeit vorher einen Bekannten vor der Haustür verabschiedet. Als er das Feuer entdeckte, alarmierte er die Feuerwehr und alle Mieter. „Der Mann reagierte geistesgegenwärtig und verhinderte so vielleicht noch eine größere Katastrophe“, sagte der zuständige Amtsdirektor Udo Haase.

Vor dem Haus liefen zehn Familien zusammen, sechs davon stammen aus Vietnam. Vor allem bei den acht Kindern saß der Schreck tief. Sie mussten mit ansehen, wie auch ihr selbst gebastelter Weihnachtsschmuck ein Raub der Flammen oder der Wasserstrahls der Feuerwehr wurde. Besonders schockiert reagierte Margrit Hunziger, die ihren Bruder Erhard Kloppisch und dessen Frau Sigrid in Schönefeld besucht hatte. Im August war ihre Wohnung in Meißen im Hochwasser der Elbe versunken. Schon da hatte sie viele persönliche Sachen verloren. „Ich habe meiner Schwester bei der Renovierung nach der Flut natürlich geholfen“, erzählt der 61-jährige Erhard Kloppisch. „Da habe ich noch gescherzt, dass so ein Unheil in Schönefeld nie passieren könne. Schließlich wohnen wir ja auf dem Berg. Aber nun stehen wir gleichfalls vor dem Nichts.“

Mit der ganzen Familie wollen die Kloppischs nun die vom Amt zugewiesene Wohnung in einem Plattenbau renovieren. „Bis Weihnachten oder Silvester schaffen wir das aber nicht“, winkt die Ehefrau ab. „Das Fest feiern wir wohl in diesem spartanischem Pensionszimmer. Dabei liegt unsere Weihnachtsgans in der Kühltruhe. Die Geschenke sind auch irgendwo, genau wie die persönlichen Dokumente .“

Als Ursache des verheerenden Brandes vermuten Spezialisten des Landeskriminalamtes einen technischen Defekt an einem Kabel auf dem Dachboden. Brandstiftung schließen sie jedenfalls aus. Das Haus muss höchstwahrscheinlich abgerissen werden. Auch die anderen obdachlos gewordenen Familien erhalten bis zum Wochenende eine leer stehende Wohnung zugewiesen. Bis dahin leben sie im Asylbewerberheim im benachbarten Waßmannsdorf oder in einer Pension. Zur ihrer Unterstützung hat Amtsdirektor Udo Haase ein Spendenkonto eingerichtet. Der Schönefelder Bauhof räumte mehrere Lager leer, um Möbel und andere Spenden unterzubringen. „Wir brauchen praktisch alles und helfen den Familien auch finanziell“, erklärt der Amtsdirektor.

Das Spendenkonto für die Brandopfer hat die 22 433 00 209 bei der Sparkasse Dahme-Spreewald, Bankleitzahl 160 508 88. Kennwort: „Hilfe für Brandopfer“ .

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