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Brandenburg: Landrat wird Schlossherr auf Ribbeck

Weil niemand das berühmte Haus kaufen wollte, leistet es sich nun der Kreis Havelland selbst

Ribbeck - Die Berühmtheit durch Fontanes Gedicht über jenen Herrn Ribbeck auf Ribbeck und den Birnbaum in dessen Garten hat dem Schloss nicht geholfen. Von zwölf Interessenten konnte keiner die Auflagen einer im August 2004 veröffentlichten Verkaufsofferte des Landkreises Havelland erfüllen. Dabei übertrifft der Verkehrswert von 104000 Euro nicht einmal die üblichen Konditionen für ein stattliches Schloss in der weiteren Umgebung von Berlin. Aber der Sanierungsaufwand des denkmalgeschützten Hauses schreckte offenbar die möglichen Käufer ab: Er liegt nach ersten Gutachten bei rund 2,5 Millionen Euro. Als Eigentümer verlangte der Landkreis eine verbindliche Zusage, dieses Geld auch tatsächlich zu investieren.

Da sich niemand darauf einlassen wollte, wird der Landkreis nun selbst zum Schlossherrn. Um das seit langem leer stehende Gebäude nicht weiter dem Verfall preiszugeben, will die Kreisverwaltung auf eigene Kosten mit der Restaurierung beginnen. Für das in Brandenburg einmalige Konzept müssen die Abgeordneten Ende des Monats noch grünes Licht geben. Das gilt aber als sicher, nachdem am Montagabend der Kreis- und Finanzausschuss des Kreistages bereits ihre Zustimmung erteilten. Landrat Burkhard Schröder (SPD) wäre es zwar lieber gewesen, wenn sich ein privater Käufer gefunden hätte. „So aber müssen wir uns der Verantwortung stellen“, sagte er. Schließlich sei das Schloss weltbekannt. „Wir wollen Ribbeck zur zentralen Drehscheibe des Tourismus im Landkreis Havelland machen.“ Das Konzept dafür sieht unter anderem ein Fontane-Ribbeck-Museum, einen Veranstaltungssaal für Musikfesttage, Lesungen und Vorträge sowie Arbeitsräume für den Tourismus- und den Kreisbauernverband vor. Außerdem ist der Aufbau einer Touristeninformation für Tages- und Bustouristen, ein Restaurant oder Café und ein Souvenirladen geplant. Ausdrücklich setzt der Landkreis auch auf die Zusammenarbeit mit der rührigen Kirchengemeinde, die schon lange die Gäste rund um den berühmten Birnbaum betreut. Der ist zwar längst nicht mehr das originale Gewächs aus Fontanes Zeiten, aber zumindest der Standort neben der Kirche hat sich nicht verändert.

Sein Engagement kostet den Landkreis in diesem und im nächsten Jahr zunächst 200000 Euro. Sie sind als Eigenanteil notwendig, um Fördermittel des Landes von 770000 Euro zu erhalten, mit denen die Außenfassade saniert werden soll. Danach will der Kreis weitere Anträge auf Landesmittel stellen. Die Fäden soll eine Schloss-Gesellschaft zusammenhalten, für die eine Anschubfinanzierung von 20000 Euro vorgesehen ist.

Zu den Interessenten für das Schloss, das 1822 erbaut wurde und 1893 sein heutiges Aussehen erhielt, gehörte auch Friedrich Carl von Ribbeck, Enkel des letzten Eigentümers, des Rittmeisters Hans von Ribbeck, der im Februar 1945 im KZ Sachsenhausen ums Leben kam. Nach Kriegsende wurde die Familie durch die Bodenreform enteignet, ins Schloss zog ein Altersheim ein. Die Erben hatten nach der Wiedervereinigung vergeblich die Rückgabe des alten Eigentums verlangt. Friedrich Carl von Ribbeck baute 1998 ein altes Gutsgebäude zum Wohnhaus um und eröffnete eine Schnapsbrennerei. Der Landkreis will auch ihn ins neue Konzept mit einbeziehen.

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