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Brandenburg: Mit der Bahn in die Natur – und dann?

Kampagne soll Touristen in die Prignitz locken. Aber die örtlichen Verkehrsunternehmen spielen nicht mit

Wittenberge - Das Dreiländereck zwischen Brandenburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern soll mit Hilfe der Deutschen Bahn seinen Status als Geheimtipp bei Touristen verlieren. Seit gestern läuft die Werbekampagne für die Schönheiten rechts und links der Elbe auf Bahnhöfen, im Internet und in speziellen Broschüren unter dem Motto „Fahrtziel Natur“. Nicht zufällig fiel dafür der Startschuss am Bahnhof Wittenberge auf halber Strecke zwischen Berlin und Hamburg. Direkt vor dem Bahnhof machen Hinweisschilder auf lohnende Ziele entlang des Elbe-Radweges aufmerksam. So liegt das Storchendorf Rühstädt 25 Kilometer entfernt, nach Bad Wilsnack mit dem Thermalbad und der Wunderblutkirche sind es 20 Kilometer, und 35 Kilometer muss der Radler bis zur Burg Lenzen mit ihrem Natur- und Heimatmuseum zurücklegen.

Wer allerdings ohne Fahrrad und Auto auf Entdeckungssuche gehen will, kommt vor allem an Wochenenden von hier nicht weiter: Der öffentliche Nahverkehr lässt zu wünschen übrig. „Genau das wollen wir mit Hilfe der Aktion der Deutschen Bahn ändern“, sagte Jeanette Fischer von der Verwaltung des Biosphärenreservats Brandenburgische Elbtalaue. „Die örtlichen Verkehrsgesellschaften sehen bisher kaum einen Bedarf für Fahrten außerhalb des Schülertransports. Sie denken nur an die Auslastung ihrer großen Busse und glauben nicht so recht an das Geschäft mit den Touristen.“ Doch andere Regionen würden zeigen, wie es geht. Bürger- und Rufbusse oder Shuttledienste von Hotels seien dort eine gute Lösung.

Die bisher eher bescheidene Nachfrage nach solchen Leistungen liegt vor allem daran, dass noch wenige die Reize der Prignitz kennen. Zwar wählte der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club den Elberadweg zwischen Cuxhaven und Schmilka an der Grenze zu Tschechien im Vorjahr zum beliebtesten Radfernweg, doch rund drei Viertel der schätzungsweise 150 000 Radler pro Jahr fahren nur zwischen Dresden und Magdeburg. Der Brandenburger Abschnitt bei Wittenberge wird viel seltener genutzt. Ändern könnte sich das durch zusätzliche Angebote. „In letzter Zeit häufen sich bei uns die Fragen nach Fahrgastschiffen auf der Elbe nach Dömitz oder Boitzenburg“, sagte die Chefin der Wittenberger Tourismusinformation, Simone Albers. „Die Radler wollen auch mal eine Etappe geruhsam zurücklegen, so wie das in Sachsen oder Sachsen-Anhalt zum Standard gehört.“ In Brandenburg habe sich aber bislang noch keinen Unternehmer gefunden, der ein Fahrgastschiff betreibt wolle.

Die Bahn hofft mit der Kampagne „Fahrtziel Natur“ auf mehr Fahrgäste. „Der Regionalexpress braucht von Berlin nach Wittenberge nur 80 Minuten, der ICE sogar nur 44 Minuten“, rechnete Pressesprecher Burkhard Ahlert. „Hier setzt man sich entweder aufs eigene Rad oder leiht sich eins.“ Künftig sollen Reisende, die in Hotels, auf Campingplätzen oder bei Rad- und Kanuverleihern ihren Fahrschein vorzeigen, auch an der Elbe zehn Prozent Rabatt erhalten. Das ist in den übrigen insgesamt 14 „Fahrtzielen Natur“ in Deutschland schon üblich. In Brandenburg gehört bislang nur das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin mit den Bahnhöfen Eberswalde, Angermünde, Prenzlau, Templin und Zehdenick zu der auch von Umweltverbänden unterstützten Aktion.

Für den Fall, dass sich ein tatsächlicher Ansturm von Radtouristen entwickeln würde, bereitet sich die Bahn bereits vor: Ab kommendem Mittwoch setzt sie einen umgebauten Doppelstockwagen ein, der Platz für 36 Räder und damit deutlich mehr als üblich bietet. Allerdings fährt dieser zunächst nur auf der Strecke Elsterwerda - Berlin - Stralsund.

Weitere Auskünfte unter

www.fahrtziel-natur.de

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