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Brandenburg: Platzecks Kampf ums Direktmandat: Die Niederlage droht Ausgerechnet in einer PDS-Hochburg tritt der Ministerpräsident und SPD-Landesvorsitzende an

Potsdam - In der SPD hat man die Entschuldigung für die Niederlage schon parat, die ihrem Spitzenkandidaten Matthias Platzeck droht: „Helmut Kohl hat seinen Wahlkreis ja auch nie gewonnen.“ Tatsächlich sieht es so aus, dass Brandenburgs Regierungschef bei der Landtagswahl ausgerechnet seinen Wahlkreis gegen die PDS verlieren wird.

Potsdam - In der SPD hat man die Entschuldigung für die Niederlage schon parat, die ihrem Spitzenkandidaten Matthias Platzeck droht: „Helmut Kohl hat seinen Wahlkreis ja auch nie gewonnen.“ Tatsächlich sieht es so aus, dass Brandenburgs Regierungschef bei der Landtagswahl ausgerechnet seinen Wahlkreis gegen die PDS verlieren wird. Denn als Direktkandidat tritt Platzeck in der Hochburg der Potsdamer PDS an: im Süden der Stadt, in den großen DDR-Plattenbausiedlungen Am Stern, Schlaatz und Drewitz – im Wahlkreis 22, der früher von PDS-Bundeschef Lothar Bisky gehalten wurde.

Platzecks Herausforderer Hans Jürgen Scharfenberg ist für die SPD schon lange ein Angstgegner: Der Fraktionschef im Rathaus, wo die PDS stärkste Partei ist, wäre 2002 beinahe Oberbürgermeister und damit Platzecks Nachfolger geworden. Es fehlten ganze 122 Stimmen. Wie stark die PDS in dieser Plattenbaugegend verwurzelt ist, zeigten die letzten Wahlen, deren Ergebnisse das städtische Wahlbüro auf die jetzigen Wahlkreisgrenzen umgerechnet hat: Bei der Landtagswahl 1999 lag die SPD zwar mit 38 Prozent noch vor der PDS, aber das ist lange her. Bei der Kommunalwahl im Oktober 2003 holte die PDS 44,7 Prozent, die SPD lag abgeschlagen bei 21,3 Prozent. Die Union kam auf 15,9 Prozent. Das gleiche Kräfteverhältnis (PDS 42,8 Prozent, SPD 21 Prozent) zeigte sich auch bei der Europawahl vor wenigen Monaten. Und damals, so ein Potsdamer SPD-Genosse ahnungsvoll, „gab es noch nicht einmal den Zulauf zur PDS durch Hartz IV“.

Plattensiedlung Am Stern, Kepler- Platz: Es ist eine der Gegenden, wo das sonst herausgeputzte, westlich gewordene Potsdam noch so aussieht wie Schwedt oder Brandenburg-Hohenstücken. Ein Problem-Kiez, eher trist, eher grau: Fragt man Passanten nach dem Platzeck-Scharfenberg-Duell, antworten zwei von drei: Natürlich wählen wir PDS! Scharfenberg ist hier anerkannt, und er ist im Wahlkampf noch präsenter als sonst.

Anders Platzeck, der wegen seiner vielen Auftritte im ganzen Land nur selten hier war. „Es wird knapp“, sagt er selbst, betont jedoch: „Ich würde wieder hier antreten. Man darf es den Genossen von der PDS ja nicht zu einfach machen.“

Doch bei den SPD-Wahlstrategen gilt es inzwischen als taktischer Fehler, dass der Ministerpräsident hier ums Direktmandat kämpft und nicht im eher bürgerlich geprägten Potsdamer Norden, „wo er haushoch gewonnen hätte“. Zwar hofft die SPD, dass seine Popularität als Regierungschef und früherer Oberbürgermeister auch in die PDS-Milieus hinein wirke. Doch auch dann werden sich viele so entscheiden wie Dieter Götzel, pensionierter Lehrer: Seine Erststimme, bekomme „auf alle Fälle“ Scharfenberg, sagt er, weil der sich kümmere, sich engagiere. „Aber natürlich muss Matthias Platzeck Ministerpräsident bleiben – deshalb bekommt er die andere Stimme.“

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