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Brandenburg: Potemkinsche Blitzer

Im Barnim sind die fest installierten Radarfallen seit Jahren leer. Und auch anderswo werden die Anlagen abgeschafft

Eberswalde. Immer mehr Kreise und Kommunen in Brandenburg bauen ihre stationären Blitzanlagen ab – weil sie mehr kosten, als sie einbringen. Im nordöstlich an Berlin grenzenden Landkreis Barnim zum Beispiel stehen die „Starenkästen“ schon seit sechs Jahren leer. Sie waren 1997 nach einem Streit mit der Konstruktionsfirma abgeschaltet worden, weil die eingebauten Kameras nach Ansicht der Kreisverwaltung viel zu unscharfe Aufnahmen von den ertappten Temposündern lieferten: Diese zogen mit den Beweisfotos vor Gericht und gewannen fast ausnahmslos – zum finanziellen Nachteil der Kreisverwaltung. Die eigentlich als zusätzliche Einnahmequelle gedachten Blitzer bewirkten eher das Gegenteil und wurden abgeschaltet.

Abgebaut wurden sie jedoch nicht, sondern stehen heute noch beispielsweise an der B 2 hinter Bernau, an der B 109 in Schönwalde oder an der B 158 hinter Blumberg. Zur Sicherheit tragen sie jedoch nicht gerade bei. Ortsfremde bremsen beim Entdecken der Anlagen meist abrupt ab – und erschrecken mitunter nachfolgende Einheimische, die am Blitzer vorbeipreschen wollten.

Dennoch ist natürlich auch der Landkreis Barnim nicht ganz „blitzfrei“. Die Polizei unterhält mobile Radarwagen, und auch die Stadt Eberswalde schaffte sich kürzlich einen Blitzer an.

Dennoch decken im ganzen Land die Einnahmen durch die Anlagen kaum die Ausgaben für die Unterhaltung, die Reparatur und die Auswertung der Filme. Der Landkreis Uckermark baute seine drei Anlagen deshalb kürzlich ab und behilft sich mit dem Radarwagen der Stadt Schwedt. Auch der Stadt Strausberg am östlichen Berliner Stadtrand waren die Ausgaben zu hoch, sie schaltete die stationären Blitzer ab. Kommunalpolitiker fordern nun die Polizei auf, die Geschwindigkeitsüberwachung vollständig in eigener Regie zu übernehmen.

Während in vielen Regionen also die Zahl der Blitzer zurückgeht, steigt sie auf den Bundesstraßen 5 und 158 demnächst stark an. Wie berichtet, sollen zwischen Nauen und Pessin und zwischen Tiefensee und Bad Freienwalde je fünf bis acht Blitzer im Abstand von 1500 bis 2000 Metern aufgestellt werden. In einer wissenschaftlichen Studie wird der psychologische Effekt der Blitzanlagen generell untersucht. Die Kosten des Versuchs trägt die Bundesanstalt für Straßenwesen – die Strafgelder kommen den Landkreisen zugute.

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