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Brandenburg: Rekord-Chronometer in Eberswalde: In der weltgrößten Taschenuhr fährt auch ein Zug

Die größte Taschenuhr der Welt passt in keine Hose. Denn ihr Durchmesser beträgt 4,70 Meter.

Die größte Taschenuhr der Welt passt in keine Hose. Denn ihr Durchmesser beträgt 4,70 Meter. Im Innern fahren außerdem Lokomotiven auf verschlungenen Gleisen durch Tunnel und Schluchten. Mehrere Apparaturen zeigen die Zeit in anderen Teilen der Welt, die Mondphasen und die aktuellen Sternbilder am Himmel. Da die ganze Konstruktion aber tatsächlich wie eine Taschenuhr zusammengeklappt werden kann, steht sie als solche im neuen Guinness-Buch der Rekorde.

Gestern kamen viele Neugierige, um das Wunderwerk auf dem Gelände des Cargo-Werkes der Deutschen Bahn in der Nähe des Bahnhofes Eberswalde zu besichtigen. Am kommenden Sonnabend und Sonntag erklärt der Angermünder Kunstschmied Wilfried Schwuchow noch einmal zwischen 9 und 17 Uhr seine Rekord-Uhr.

Ursprünglich hatte die Deutsche Bahn nur den Bau einer Sonnenuhr bestellt. "Aber bei der Arbeit kamen mir so viele Gedanken, dass ich auf die Idee einer überdimensionalen Taschenuhr verfiel", sagt der 57-Jährige. "Ich wollte den Menschen zeigen, wie schnell eigentlich die Zeit wegläuft und wie kostbar sie ist." Dafür hat er sich eine Modell-Eisenbahn ausgesucht. Sie zuckelt durch die Landschaft aus Pappe und Beton an kleinen Tafeln mit Zahlen vorbei. Diese geben die verflossenen Minuten an. Immerhin 80 Meter legt der kleine Güterzug innerhalb einer Stunde zurück. Passiert er danach eine spezielle Weiche, wird ein Mechanismus zum Vorrücken des großen Zeigers ausgelöst.

Zusammen mit einem Elektriker hat der Künstler das unsichtbares Gewirr aus Zahnrädern und Kabeln verknüpft. "Der ist genauso verrückt wie ich, wir haben alles frei nach Schnauze gebaut", sagt Schwuchow.

Schon zu DDR-Zeiten hat der Schmied "Kunstgegenstände zum Verschenken" für Erich Honecker und Erich Mielke gefertigt. Doch nicht immer traf er dabei den Geschmack der Auftraggeber. In seiner Ausstellung neben dem einzigartigen Chronometer steht beispielsweise der "Pokal der deutschen Einheit". Ursprünglich war er als Auftrag zur 750-Jahr-Feier Berlins 1987 entstanden. Doch der Angermünder hielt sich nicht an die Vorgaben und bildete statt dem Roten Rathaus im Osten Berlin das Schöneberger Rathaus im Westen ab. Damit hatte er sich zwar einen schönen Coup geleistet, aber er fiel den Oberen im Ost-Berliner Magistrat natürlich sofort auf. Bis zu ersten Einheitsfeier vor zehn Jahren verschwand der "Pokal der Deutschen Einheit" im Depot des Künstlers.

Jetzt arbeitet Schwuchow schon an neuen Ideen für seine Taschenuhr. Sie soll künftig auch die Monate und die Jahreszeiten anzeigen.

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