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Schifffahrt: Oder ohne Wasser: Drei Schiffe auf Grund gelaufen

Der Fluss ist auf weiten Strecken nur noch einen Meter tief. Gestrandeten Schleppern droht eine lange Zwangspause.

Die Oder macht in diesen Tagen wieder einmal ihrem Ruf als unberechenbarer Fluss alle Ehre. Bei äußerst niedrigem Wasserstand von gerade mal einem Meter liefen am Mittwoch gleich drei große polnische Schubverbände im Oderbruch auf Grund. Während am gestrigen Nachmittag der bei Reitwein verunglückte Schiffskonvoi freigezogen werden konnte, sitzen die beiden anderen Besatzungen bei Kienitz weiterhin fest. Es handelt sich um Schiffsrohbauten, die von einem Schlepper aus dem polnischen Hinterland zur Werft nach Stettin gezogen werden sollten, um dort fertig gebaut zu werden.

„Nach unserer Kenntnis hatten die Schiffe eine Tauchtiefe von 1,10 Meter“, sagt der stellvertretende Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Eberswalde, Sebastian Dosch. „Die Oder hat auf weiten Strecken aber derzeit nur einen Pegel von einem Meter.“ Dennoch seien die Kapitäne das Risiko eingegangen und gestrandet. Dabei handele es sich nach seinen Angaben um erfahrene Schiffsführer, die die Oder mit ihrer engen Fahrrinne eigentlich kennen müssten.

Deutsche und polnische Hilfsschiffe prüften vorgestern und gestern die Tiefe der Oder und markierten mit Bojen eine Fahrrinne. Zusätzlich wurde auf polnischer Seite ein Speicherbecken geöffnet, um den Pegel des Flusses zu erhöhen. Doch die zusätzlichen Wassermassen halfen nur dem Schubverband bei Reitwein, der direkt vor der sogenannten Diplomatentreppe auf Grund gelaufen war. An dieser Stelle hatten im Februar 1945 sowjetische Truppen den entscheidenden Vorstoß nach Berlin begonnen. Zum 30. Jahrestag des Kriegsendes hatten sich Diplomaten aus aller Welt zum Gedenken an dieses Ereignis hier versammelt und dem Ort mit ihrem Gruppenbild auf einer eigens angefertigten Treppe den Namen gegeben.

Die Rettungsaktionen für die beiden verbliebenen Schubverbände sollten auch in der Nacht fortgesetzt werden. Denn es ist ein Wettlauf mit der Zeit: Wenn es jetzt nicht gelingt, die Schiffe freizuschleppen, könnten sie noch die nächsten Wochen und Monate auf den Sandbänken zubringen. „Die Oder wird wohl weiter an Wasser verlieren“, sagt der Eberswalder Behördensprecher Dosch. „Niemand sollte sich vom Regen der letzten Wochen täuschen lassen.“ Nur 10 bis 20 Prozent des Einzugsgebietes des Flusses liege auf deutscher Seite, das meiste Wasser fließe von der polnischen Seite her in den Fluss, und dort habe es seit dem Frühjahr nur wenige Niederschläge gegeben.

Für die Schifffahrt gesperrt ist die Oder zwar nicht. Allerdings können Güterschiffe kaum noch beladen werden. Auch Freizeitschiffer sollten sich vor einer Oderfahrt auf der Internetseite www.wsa-eberswalde.de über die aktuellen Pegelstände informieren. Fast gleichzeitig mit den polnischen Schubverbänden war auch ein Segelschiff auf Grund gelaufen. Es konnte aber von seiner Besatzung wieder flottgemacht werden.

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