zum Hauptinhalt

Brandenburg: SPD-Rekord in Wittenberge – wo das Ei auf den Kanzler flog

Potsdam – Die geringste Wahlbeteiligung wurde am Sonntag in der Gemeinde Schönermark im Kreis Oberhavel verzeichnet. In dem Dorf bei Gransee, das Mitte der 90er Jahre gegen den geplanten Bau eines Zwischenlagers für radioaktive Abfälle auf die Barrikaden gegangen war, beteiligten sich nur 38 Prozent der Wahlberechtigten an der Stimmabgabe.

Potsdam – Die geringste Wahlbeteiligung wurde am Sonntag in der Gemeinde Schönermark im Kreis Oberhavel verzeichnet. In dem Dorf bei Gransee, das Mitte der 90er Jahre gegen den geplanten Bau eines Zwischenlagers für radioaktive Abfälle auf die Barrikaden gegangen war, beteiligten sich nur 38 Prozent der Wahlberechtigten an der Stimmabgabe. Spitzenreiter war die Großgemeinde Dahmetal im Kreis Teltow-Fläming mit 73,1 Prozent Beteiligung. Der Landesdurchschnitt lag bei 56,6 Prozent.

Besondere Freude löste bei der SPD das Ergebnis in der Prignitz aus. Fast 40 Prozent der Wähler entschieden sich hier für die Sozialdemokraten. Dabei war dieser Landkreis wegen der Eierwürfe in Wittenberge gegen den Bundeskanzler Anfang September deutschlandweit in die Schlagzeilen geraten. Nun holten sie in der Stadt an der Elbe ihr höchstes Ergebnis in einer Gemeinde überhaupt: 46,1 Prozent. Den Erfolg auf Kreisebene erklären die Prignitzer Genossen mit ihrer „rührigen und bodenständigen Spitzenkandidatin“: Finanzministerin Dagmar Ziegler – der früheren Bürgermeisterin von Lenzen an der Elbe.

In Grünewald in Oberspreewald-Lausitz wählten hingegen nur 15,5 Prozent die SPD. Südbrandenburg bleibt der Schwachpunkt für die SPD. Im Wahlkreis 38 (Oberspreewald-Lausitz I) holte sie nur 25,1 Prozent der Stimmen. Traditionell wird hier in der strukturschwachen Bergbauregion die CDU gewählt.

Mit dem Ruf als „braune Hochburg Brandenburgs“ muss jetzt das kleine Hirschfeld bei Elsterwerda an der unmittelbaren südlichen Landesgrenze kämpfen. Hier erhielt die rechtsextreme DVU jede vierte Stimme. Dabei gehört der Ort nicht zu den Krisengebieten des Landkreises Elbe-Elster. Es gibt mehrere Handwerksbetriebe und eine Agrargesellschaft, die vergleichsweise viele Arbeitsplätze bieten. Allerdings sind hier überdurchschnittlich viele Menschen zwischen 50 und 60 ohne Job. Sie arbeiteten einst in den Werken der früheren Industriestadt Lauchhammer. Überhaupt keine Stimme erhielt die DVU dagegen in Königsberg, das unweit der Abfahrt Herzsprung der Autobahn Berlin-Hamburg liegt.

Recht außergewöhnlich entschieden sich die Bürger von Lenzerwische an der Elbe in der Prignitz. Denn ihr Ergebnis entsprach überhaupt nicht dem Landestrend. 39,2 Prozent der Wähler machten hier ihr Kreuz bei der CDU, die PDS kam nur auf 9,9 Prozent. Das mag auf den ersten Blick verwundern, wohnten doch bis 1989 hier nur „zuverlässige Menschen“ – im Sinne der Staatsorgane. Der Ort lag unmittelbar an der Grenze zu Niedersachsen. Einwohner, denen die Staatsmacht nicht traute, wurden zwangsweise umgesiedelt.

Die PDS-Hochburg findet sich dagegen in Heckelberg-Brunow im Kreis Märkisch-Oderland. Hier holten die Sozialisten 45 Prozent. Zur Erklärung hilft vielleicht die Vergangenheit: Schon zu DDR-Zeiten wohnten hier viele Angehörige des Verteidigungsministeriums im nahen Strausberg.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false