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Kanu

© Steyer

Untere Odertal: Kibitze gucken im Kanu

Im Nationalpark Unteres Odertal erlebt der Paddel-Tourist urwüchsige Natur, samt Zugvögeln, die sich für den Winter rüsten

Schwedt - Musste das sein? Eine romantische Kanutour auf dem alten Oderarm bei Schwedt, ein Schwarm Kiebitze, der hinter der dichten Schilfwand am Ufer in den Himmel steigt, sommerliche Stimmung alles in allem – doch dann die fachmännische Erklärung, die den Blick der ferienhaft gestimmten Bootstouristen unerwartet auf den Winter richtet. Klar, dass die Ausführungen von Nationalparkchef Dirk Treichel über die davonflatternden 15 Exemplare aus der Familie der Regenpfeifer bei den Laien im Kanu erst mal Kopfschütteln auslösen: „Die Vögel mit ihren so breiten und gerundeten Flügeln sammeln sich bereits zum Abschied“, lautet seine ernüchternde Erklärung. „In wenigen Tagen fliegen sie in ihre Winterquartiere, nachdem sie bei uns erfolgreich gebrütet haben. Die Suche nach Futter in gut durchfeuchteten Gebieten treibt sie in den Süden.“

Die Kanutouristen wollen dieses Zeichen für die Vergänglichkeit des Sommers nicht wahrhaben. Schließlich zeigte sich die warme Jahreszeit bislang doch eher durchwachsen. Schnell wenden die Paddler ihren Blick weg von den Herbstboten, deren zahlreiches Vorkommen im Unteren Odertal immerhin als Zeichen einer intakten Natur gilt.

Noch viele andere Tiere und vor allem eine erstaunliche Vielfalt an Pflanzen gibt es auf der mehrstündigen Tour zu entdecken. Da fliegt der Eisvogel neben Graureihern, Trauerseeschwalben und sogar einem Seeadler. Teich- und Seerosen zeigen ihre gelben und weißen Blüten, während sich der Schwimmfarn wie ein undurchdringlicher Teppich auf der Wasseroberfläche ausbreitet. Kolkraben, die wegen ihres großen Hungers als größte Feinde der Fischer und Angler gelten, sitzen auf abgestorbenen Bäumen. Irgendwo beobachten sicher Biber das Treiben, ihre Bissspuren sind überall zu sehen.

Jeder Teilnehmer an den Kanutouren im Oder-Nationalpark erhält diese erklärenden Einblicke, denn fachmännische Begleitung ist hier Pflicht. „Wir fahren durch ein hochsensibles Gebiet, in dem die Natur sich selbst überlassen wird“, erklärt Dirk Treichel. „Deshalb können unsere Wasserwildnis-Expeditionen nur unter der Leitung von ausgebildeten Naturführern stattfinden. Sie geben die Richtung vor, erklären viele Details und achten auf den Schutz der wertvollen Flora und Fauna."

Erst seit dem Jahr 2006 können Kanufahrer den 60 Kilometer langen Nationalpark entdecken. Vorher war das nur zu Fuß oder mit Fahrrad möglich. Die Natur sollte, soweit wie möglich, geschont werden. „Wir wollen den Menschen die Schönheit unserer Heimat aber nicht vorenthalten und bieten deshalb von Mitte Juli bis Mitte November drei Routen an“, erzählt Naturführer Hilmar Schmidt. „Sie sind zwischen sieben und elf Kilometer lang und trotz der häufigen natürlichen Hindernisse auch von ungeübten Kanufahrern zu bewältigen.“

Im Unterschied zum Spreewald oder der Rheinsberger Seenkette müssen die Bootsausflügler im Nationalpark ihre Armkraft nicht nur fürs Paddel einsetzen. Die wird auch beim Tragen der Boote über Land gebraucht. Schließlich verlaufen die Strecken hinter dem Deich im sogenannten Poldergebiet, das im Winter fast vollständig überschwemmt wird. Von Schwedt im Norden sowie Stolpe und Stützkow im Süden fahren die Kanuten daher nur ein Stück auf der 1913 fertiggestellten Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße, um dann ihre Boote über den Deich in Richtung Oder und damit in ein wahres Naturparadies zu tragen.

Die Teilnahme an den täglichen Touren kostet pro Person 15 Euro, das Ausleihen eines Bootes für bis zu vier Personen zehn Euro. Startpunkte sind das Wassersportzentrum Schwedt (Wasserplatz), Stolpe und Stützkow. Anmeldungen: Tourismusverein Angermünde, Tel. 03331/297 660, www.angermuende-tourismus.de oder Tourismusverein Unteres Odertal, Tel. 03332 / 255 90, www.unteres-odertal.de

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