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Brandenburg: Warten auf den ganz großen Regen

Nach dem Sommer brachten auch Herbst und Winter zu wenig Niederschlag

Cottbus. Sonnenschein, knackige Kälte, aber wenig Schnee – der Januar brachte bisher nicht die Niederschläge in der ersehnten Menge. Überhaupt reichten die wenigen Regentage im Winter nicht aus, um das nach dem trockenen Sommer entstandene große Wasser-Defizit in Brandenburg auszugleichen. Die Folgen zeigen sich an den niedrigen Pegelständen der Flüsse und in den nur teilweise gefüllten Talsperren. Besonders problematisch ist die Lage in der Lausitz. Hier ruht seit April 2003 die Flutung der Tagebaurestlöcher, die Brandenburg ein neues Seenland bescheren sollte. Lediglich vor zwei Wochen konnten die Pumpen am künftigen Berzdorfer See in der Oberlausitz für kurze Zeit angestellt werden, um Wasser in einen früheren Tagebau zu leiten.

An der Messstelle Cottbus des Landesumweltamtes wurden im vergangenen Jahr 377 Millimeter Niederschlag gemessen – normal wären 565 Millimeter. Im Schnitt musste die gesamte Lausitz mit nur zwei Dritteln der üblichen Menge Wasser von oben auskommen. Das gab es zwar im Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte immer wieder. Aber im letzten Sommer führten zusätzlich lange Hitze-Perioden zu einer starken Verdunstung. Auch der Herbst brachte nur 80 Prozent des durchschnittlichen Niederschlags.

„Besondere Sorgen bereitet uns die Lage in den Talsperren und Speicherbecken bei Bautzen sowie in Spremberg und Senftenberg“, sagt Ernst Hanuschka, Referatsleiter Wasserwirtschaft im Landesumweltamt in Cottbus. „Deren Wasser bewahrte im Vorjahr die Spree und damit auch den Spreewald vor der Austrocknung.“ Im Winter füllen sich diese Talsperren normalerweise auf, erklärt der Experte. „Aber es fehlt noch immer im Schnitt ein Viertel der üblichen Wassermenge.“ Der Senftenberger See sei es sogar nur zu zwei Dritteln gefüllt.

Bei einem weiteren trockenen und heißen Sommer wären die Folgen dramatisch, denn dann könnte nicht mehr wie 2003 auf die Reserven in den Talsperren zurückgegriffen werden. Für die Berliner gibt Ernst Hanuschka allerdings Entwarnung. „Nördlich vom Spreewald besitzt der Fluss ein so großes Einzugsgebiet mit vielen Zuläufen, dass der Pegel stets nur unwesentlich sinkt.“

In der Lausitz aber, wo es ohnehin schon deutlich weniger als in Berlin regnet, sinkt der Grundwasserstand immer weiter. In den Tälern liegt er im Augenblick 10 bis 40 Zentimeter unter dem Normalwert, in den höheren Lagen hat sich das Grundwasser sogar um 20 bis 60 Zentimeter unter das normale Niveau zurückgezogen. Die Spree, die Schwarze Elster und die Neiße führen nur die Hälfte der im Januar üblichen Wassermenge.

Während die Folgen für die Landwirtschaft im Moment noch nicht abzuschätzen sind, machen sich die Experten für die Sanierung der Bergbaulandschaft immer größere Sorgen. In den Jahren 2015 bis 2017 sollte die insgesamt 7000 Hektar große Seenkette eigentlich fertig sein. Dieser Plan gerät ins Wanken. Auf ein Jahr mehr oder weniger kommt es bei diesem langen Zeitraum zwar wohl nicht an. Schwerer fällt die befürchtete Versauerung der künftig für das Baden und den Wassersport vorgesehenen Seen ins Gewicht. Aufsteigendes Grundwasser löst Salze aus dem Gestein unter den Gruben und muss mit Frischwasser verdünnt werden.

„Wir hoffen inständig auf Regen oder auf viel Schnee“, erklärt Experte Ernst Hanuschka. „Spätestens im April müssen vor allem die Talsperren und Speicher gefüllt sein.“ Andernfalls sitzen der Spreewald und viele andere Gebiete tatsächlich bald auf dem Trockenen.

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