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Brandenburg: Zu wenig Regen: Der Spreewald dürstet nach Wasser

Wissenschaftler fürchten weiter sinkende Pegelstände Baumwurzeln liegen im Trockenen, aber Kähne fahren noch

Burg. Der Spreewald braucht dringend mehr Wasser. Die Pegelstände in der wichtigsten Brandenburger Tourismusregion liegen derzeit rund 20 Zentimeter niedriger als im vergangenen Frühjahr. Während einer Kahnpartie durch den Spreewald-Ort Burg fällt die Dramatik sofort ins Auge. Sonst vom Wasser umspülte Wurzeln hängen in der Luft, die zum Schutz der Uferböschungen ausgelegten Steine sind trocken, das Schleusen dauert wegen des langsameren Zulaufes länger als sonst. Und nach Ansicht von Wissenschaftlern nimmt die Wasserarmut weiter zu: Im Jahre 2010, so rechnet Professor Uwe Grünwald von der Technischen Universität Cottbus aus, geht im Spreewald mehr Wasser verloren, als ihm zufließt. Flora und Fauna verändern sich, Fischer, Bauern und Kahnfahrer müssen sich auf neue Situationen einstellen.

Gefahr für die beliebten Kahnfahrten besteht allerdings noch nicht. Die Boote aus Holzbohlen und Aluminium haben einen geringen Tiefgang, so dass sie bei einer zwischen 70 Zentimeter bis 1,40 Meter liegenden Wassertiefe noch überall problemlos durchkommen. Allerdings ist so ein niedriger Wasserstand für Mitte bis Ende April schon höchst ungewöhnlich.

Normalerweise müssten die Spree und die vielen Fließe jetzt gut gefüllt sein. Aber die Schneeschmelze aus den Bergen fällt zumindest in den ostdeutschen Flüssen diesmal fast gänzlich aus.

„Von Panik kann keine Rede sein“, beruhigt dennoch Dirk Meier, Hafenmeister in Burg. „Aber die Nachrichten aus den Talsperren machen uns Sorge. Jene in Spremberg ist nur zu vier Fünfteln gefüllt, die davor liegende Talsperre Lohsa weist noch viel größere Lücken auf. Dabei stehen wir erst am Anfang der wärmeren Periode.“ Der Spreewald und das Einzugsgebiet der Spree bräuchten einfach mehr Regen. Doch im März und im April lagen die gemessenen Niederschlagsmengen im Südosten Brandenburgs nur bei 40 bis 50 Prozent des langjährigen Mittels.

Bislang war im Spreewald der zurückgehende Braunkohlentagebau als Hauptursache der Wasserprobleme angesehen worden. Für eine Tonne Kohle wurden im Schnitt sechs Tonnen Wasser abgepumpt und in die Spree geleitet. Millionen Kubikmeter des heute so kostbaren Nasses ergossen sich in die Landschaft, das Bett des Flusses dehnte sich zu DDR-Zeiten immer weiter aus. Doch die Zahl der Gruben und damit die Menge des Wassers schwindet seit der Wende. Allerdings halten Experten den Rückgang des Tagebaus nicht für die dringendste Sorge in der vom Wasser abhängigen brandenburgischen Region.

Auf einer Konferenz Ende März in Potsdam anlässlich des vom Bundesforschungsministerium unterstützten Projektes „Glowa Elbe“, das auch den Wasserhaushalt der Spree untersucht, wurde der drohende Klimawandel als Hauptgefahr ausgemacht. Bis zum Jahre 2050 werde die Jahresdurchschnittstemperatur im Spreewald um 1,4 Grad Celsius gegenüber heute steigen, hieß es. Dadurch nimmt die Verdunstung zu, während es weniger regnet.

Die Potsdamer Konferenz diskutierte drei Lösungen: neue Quellen erschließen, zusätzlich Wasser aus der Oder in den Spreewald leiten oder die am nördlichen Rand fließende Malxe durch einen Kanal anzapfen. Doch gerade die Idee mit der Oder scheidet wohl wegen ihres hohen Stickstoffgehaltes und der schwierigen Verhandlungen mit Polen aus. Im Spreewald-Dorf Burg wird in der Zwischenzeit versucht, mit Wehren und Schleusen das Wasser zu halten. Doch die Stauidee bringt noch keinen großen Nutzen. Es fehlt das Wasser zum Füllen.

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