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Eleganz und schlanker Auftritt haben ihren Preis: Das neue Macbook von Apple kostet in der Ausführung mit 512 Gigabyte Speicherplatz immerhin 1800 Euro. Das Dell XPS 13 wird für 1400 Euro angeboten. Foto: AFP, Promo

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Apple Macbook gegen Dell XPS 13: Duell der Notebook-Bonsais

Apple hat beim Macbook nicht nur bei Gewicht und Größe, sondern sogar beim Namen gespart. Mehr mit weniger erreicht man aber auch mit Dells XPS 13.

Das ist keine Attrappe, sondern ein echtes Notebook. Das neue Macbook von Apple, das am Montag zusammen mit der Apple Watch in San Francisco vorgestellt wurde, könnte sich zum neuen Manager-Statussymbol für Meetings und mehr entwickeln. An der dicksten Stelle ist das 12-Zoll-Notebook im Unibody-Metallgehäuse nur noch 1,3 Zentimeter hoch und damit ein Viertel flacher als der Vorgänger. Das Gewicht wurde mit 920 Gramm deutlich unter die Ein-Kilo-Marke gedrückt. Selbst beim Namen gab es offenbar noch Sparpotenzial. Apples dünnstes Notebook aller Zeiten heißt schlicht Macbook, ganz ohne Zusätze wie Air oder Pro.

Das hätte dem Perfektionisten Steve Jobs gefallen

Die Idee hinter der Konstruktion des Macbooks hätte dem Perfektionisten Steve Jobs gefallen. Mehr Bildschirm, mehr Tastatur, mehr Laufzeit, weniger Gehäuse. Und ohne Lüfter zudem komplett geräuschlos. Dabei bleibt das Beste im Innern des Computers verborgen. Der Großteil der unteren Gehäusehälfte wird von fünf Akku-Segmenten belegt, die das Macbook für bis zu neun Stunden vom Stromnetz unabhängig machen. Die gesamte Elektronik nimmt weniger Platz in Anspruch als das große Trackpad. Der Intel Core-M-Prozessor, der HD-Graphic-5300-Grafikchip, acht Gigabyte Arbeitsspeicher, ein maximal 512 GB großer SSD-Hauptspeicher und die gesamte Steuerung befinden sich auf einer Platine, die nicht einmal so groß ist wie ein aktuelles Smartphone.

An einer Stelle hat es Apple allerdings mit der Schrumpfkur etwas zu weit getrieben. Neben dem Anschluss für den Kopfhörer gibt es nur noch einen USB-Steckplatz vom Typ C. Will man neben dem Ladegerät gleichzeitig noch eine externe Festplatte anschließen oder ein anderes USB-Gerät oder den HDMI-Anschluss für den Fernseher, wird ein Adapter benötigt, für den Apple schlappe 90 Euro verlangt. Allerdings stimmt es nicht, dass beim neuen Macbook alles kleiner geworden ist. Im Gegenteil: Durch eine Optimierung des Gehäuses wurden die Tasten des Keyboards 17 Prozent größer. Gewachsen ist auch das Trackpad, das nun zudem auf unterschiedlichen Druck reagiert. Je stärker auf das Trackpad gedrückt wird, desto schneller wird beispielsweise ein Film vorgespult.

Eines ist jedoch verwunderlich. Der Macbook-Bildschirm hat ein Retina-Display, sodass man bei normaler Betrachtung keine einzelnen Pixel mehr erkennt. Allerdings handelt es sich dabei nicht wie zum Beispiel beim iPad um ein Touch-Display. Für das Macbook müssen in Deutschland mindestens 1450 Euro bezahlt werden, das etwas schnellere Macbook mit 512-GB-Hauptspeicher kostet 1800 Euro. Beide Geräte sollen am 10. April in den Handel kommen.

Das Dell XPS 13 kostet 1400 Euro.
Das Dell XPS 13 kostet 1400 Euro.

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Schon okay, ihr Apple-Hipster, das vorweg für euch: 1258 Gramm zeigt die Küchenwaage beim Dell XPS 13 an, drei Tafeln Schokolade mehr als das neue Macbook. Aber das hat ja nur einen 12-Zoll-Bildschirm und damit geben wir uns schon lange nicht mehr zufrieden – 13,3 müssen es schon sein und ultrahochauflösend dazu. Und dieses Display ist in ein Gehäuse verpackt, das sogar kleiner ist als Apples Macbook Air. Dell setzt mit dem XPS 13 die Standards und nicht Apple!

Auf das lautlose Arbeiten müssen Dell-Nutzer warten

Gut möglich also, dass so mancher Konvertit bald im Windows-Lager zu begrüßen sein wird. Warum nicht sofort? Weil Windows10 erst im Herbst kommt und das optimiert ist für die ultrahohe Bildauflösung. Außerdem kommt die neue Intel-Prozessoren-Generation (Skylake), die noch mal weniger Strom verbraucht und Wärme erzeugt. Womit wir bei der ersten leisen Kritik wären: Der Dell-Lüfter rauschte los schon kurz nach dem Starten. Und auch beim Installieren von Updates schnurrte er leise, aber hörbar. Nicht zu fassen, jetzt sind die Prozessoren schon auf 10 Nanometer geschrumpft und trotzdem noch nicht geräuschlos zu kühlen.

Aber, um fair zu bleiben: Beim Surfen und Texten mit Word ist nichts zu hören. Außerdem ist gelegentliches Kühlen der Preis der Leistung, weil Dell den stärksten Prozessor (Core i7) im Einsatz hat; eine kleinere Version soll folgen. Außerdem kommt im Herbst der Nachfolger-Prozessor, vielleicht gibt es dann das lautlose Vergnügen auch bei Dell. Aber genug genörgelt! Die Augen reiben wir uns beim Anblick dieses Bildschirms: fast rahmenlos, knackig scharf und dazu noch per Berührung zu bedienen („Touch“) – vergesst Apples Retina-Display. Dell setzt neueste Bildschirmtechnik von Panasonic ein, hat sich deren komplette Charge fürs ganze Jahr gesichert und die ist brillant.

Klar, der Bildschirm spiegelt, aber weil er so hell ist, klappt auch das Surfen am sonnigen Strand, jedenfalls für jene, denen es nicht bange ist um das fein ziselierte Werkstück aus Alu und Magnesium. Matt gibt es auch als Variante, aber das Öffnen von Apps mit dem Zeigefinger ergänzend zur Tastatur beschleunigt die Arbeit erheblich und das Herunterscrollen auf der Tagesspiegel-Website etwa muss nicht mehr umständlich mit Maus am Seitenbalken erfolgen.

Noch etwas mehr Tempo hätten wir uns gewünscht beim Aufpoppen der Funktionen, der eigene Dell-Dino E4300 aus dem Jahr 2009 kann das gefühlt einen Tick schneller. Aber das Altgerät haben wir selbst entschlackt von Zusatzprogrammen, was beim XPS 13 auch leicht möglich ist – und dann startet der durch.

Bleibt noch der lebenswichtige Blick auf den Akku: Halb gefüllt zeigt er noch eine Laufzeit von zwei Stunden 54 Minuten an. Das ist ordentlich, aber nicht grandios. Schuld daran ist der überwältigende Bildschirm, dessen Auflösung und Beleuchtung eben Strom kosten.

Wir würden trotzdem nicht auf die knapp 1400 Euro teure Variante verzichten, mancher Kollege von Fachzeitschriften, die alle Dells Neuen als Meilenstein loben, empfiehlt die in Kürze lieferbare Alternative mit mattem Schirm, auch wegen des Preises von „nur“ 1100 Euro.

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