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Internet: Sicherheit ist mehr als Virenschutz

Kostenlos-Programme sind gut, schützen aber nicht vor den neuartigen Internetbedrohungen. In einigen Fällen geben sich Avira und Microsoft sogar kampflos geschlagen.

Ein guter Virenscanner und etwas Vorsicht beim Umgang mit E-Mail-Anhängen: So geschützt, bestand lange Zeit kaum eine Gefahr, dass der Computer von einem gefährlichen Virus oder einem passwortschnüffelnden Trojaner infiziert wurde. Doch im Katz- und Mausspiel zwischen den Viren-Autoren und den Herstellern von Internetsicherheitslösungen haben die Bösen derzeit Oberwasser. Die Viren-Schreiber nutzen verstärkt schlecht gewartete Webserver für ihre Attacken. Bei Drive-by-Downloads reicht allein der Aufruf der Webseite aus, damit der Schädling auf den eigenen PC gelangt, um dort Daten auszuspähen oder den Rechner im Hintergrund zum Versenden von Spam-Nachrichten zu missbrauchen. Die Kostenlos-Programme unter den Virenscannern müssen sich hier – zum Teil kampflos – geschlagen geben. Aber selbst unter den teuren Bezahllösungen schützt längst nicht jede vor diesen neuen Bedrohungen.

Die Tests neuer Anti-Viren-Programme und Internetsicherheitslösungen im Herbst gehören zum festen Repertoire der Computerzeitschriften. Unter anderem wegen der Einführung von Windows 7 hat es diesmal etwas länger gedauert, bis die Testergebnisse in die Hefte gelangten. Die Fachzeitschrift „c’t“ (Ausgabe 26/09) hat sich dabei auf die Virenscanner beschränkt, also die Komplettlösungen außer Acht gelassen. Nach Ansicht der „c’t“ reicht bei Windows die eingebaute Firewall seit dem Service Pack 2 zu XP aus. Gleiches gelte für die Spam-Filter der Mailprogramme sowie die Phishing-Warner der Internet-Browser. In ihrem Fazit schreiben die Tester der „c’t“, die selbst kein Ranking anstellt, dass in der „Kombination aus guter Scan-Leistung und brauchbarer Bedienung Norton Antivirus 2010 und Kaspersky Anti-Virus 2010 der Konkurrenz einen Schritt voraus“ sind. Zum kostenlosen Virenscanner Microsoft Security Essentials heißt es: Sollte Microsoft die Performance- und Update-Probleme in den Griff bekommen, könnte MSE andere Anti-Viren-Hersteller „schnell das Fürchten lehren“.

Für die Fachzeitschrift „Computer-Bild“ (Ausgabe 1/2010) sollte zu einem guten Internetsicherheitspaket außer dem Virenschutz in jedem Fall auch eine Firewall gegen den ungewollten Datenversand ins Internet und Angriffe von außen sowie ein Spamfilter gegen lästige Werbe-E-Mails gehören. Außerdem sind ein Werbefilter für Internetseiten und eine Kinderschutzfunktion empfehlenswert, schreibt „Computer-Bild“. Darum seien die kostenlosen Sicherheitsprogramme von Microsoft und Avira den kostenpflichtigen Testkandidaten grundsätzlich unterlegen, weil Werbefilter, Firewall und Kinderschutz fehlten. Testsieger wurde Kaspersky Internet Security 2010, das als einziges Paket mit gut bewertet wurde. Besonderes Lob erhielt die Firewall, die als einzige einen perfekten Hackerschutz bot, sowie der Spamfilter, der tatsächlich nur Spam ausfilterte. Auf den zweiten Platz kam Norton Internet Security 2010 von Symantec gefolgt von Bitdefender Internet Security 2010 von Softwin. Die Kostenlos-Programme, die „Computer-Bild“ zum Vergleich mit den Komplettpaketen untersucht hat, schnitten schlecht ab. Avira AntiVir Personal – Free Antivirus schaffte gerade noch ein Ausreichend, Microsofts MSE landete bei einem Mangelhaft – unter anderem wegen der fehlenden verhaltensbasierten Virenkontrolle und der Tempobremse. Als reine Virenscanner waren sie durchaus wettbewerbsfähig.

Was für welchen Nutzer sinnvoll ist, mag dabei auch mit dem Vorwissen der Anwender und der Bereitschaft zusammenhängen, sich aus verschiedenen Lösungen die beste und preiswerteste zusammenzusuchen. Wer den Komplettschutz sucht, kann nach den Testergebnisse der „Computer-Bild“ nur zwischen den Lösungen von Kaspersky Internet Security 2010, Symantec Norton Internet Security 2010 und G Data InternetSecurity 2010 auswählen. Nur sie böten wirksamen Schutz gegen die gefährlichen Drive-by-Downloads. Die Kostenlos-Programme von AntiVir und Microsoft verzichten auf derartige Schutzmechanismen. Die Entscheidung Virenscanner oder Komplettschutz ist aber auch eine Frage des Preises. Die Kaspersky-Komplettlösung kostet beim Interneteinkauf rund 30 Euro, die reine Antivirenlösung von Kaspersky nur 20 Euro.

So unverzichtbar die Sicherheitsprogramme auch sind, in einigen Situationen kann es sich lohnen, sie temporär abzuschalten. Denn einige Sicherheitspakete bremsen den Rechner kräftig aus, etwa beim Kopieren von Dateien, wie „Computer-Bild“ und „c’t“ unisono bemerken. Ohne Schutzpaket dauerte das Kopieren von fünf Gigabyte Daten weniger als zwei Minuten. Mit McAfee Internet Security 2010 mussten die Tester vier Minuten länger warten. Auch bei Office-Dokumenten zeigten einige Programme Schwächen. Schlusslicht war hier das Microsoft-Programm Security Essentials.

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