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Rufschädigung: Sauber bleiben im Netz

Reputationsmanagement: Der Liebhaber brennt mit einer anderen durch – und findet später intime Einzelheiten aus seinem Privatleben im Netz. Wie man im Internet auf sein Image achten und sich gegen Rufschädigung wehren kann.

Oft sind es Affekthandlungen. Ein Streit unter Freunden, eine Liebesbeziehung geht in die Brüche. In seiner Wut oder Enttäuschung will einer der Konfliktpartner dem anderen eins auswischen. Es soll schnell gehen, möglichst viele sollen es mitbekommen und es soll anonym sein. Schon landet ein anzügliches Foto des Ex-Partners in einem sozialen Netzwerk, ein privates Video auf einer Online-Plattform. „Solche Fälle sind typisch für Rufschädigung im Internet“, sagt Thomas Volkmer, einer der Betreiber der Seite Internetvictims.de. Dort können sich Opfer melden, die sich durch andere im Internet verleumdet fühlen. Das kann Folgen haben – nicht nur für den Ruf einer Person unter Freunden und Arbeitskollegen. Auch Bewerber auf einen Job müssen damit rechnen, dass sich Personalreferenten über sie im Internet informieren.

MIT DATEN SPARSAM SEIN
Sind nachteilige Äußerungen oder Dateien erst einmal im Netz zu finden, ist es schon zu spät. Denn das Internet vergisst nichts. Was einmal dort veröffentlicht ist, ist nur schwer, zum Teil gar nicht zu tilgen. Wer sich vor möglichen Attacken schützen will, sollte sich von vornherein umsichtig verhalten. „Um ganz sicher zu gehen, dürfte man das Internet gar nicht nutzen“, sagt Volkmer, wohlwissend, dass dies für die meisten an der Wirklichkeit vorbeigeht. Menschen nutzen das Internet am Arbeitsplatz, planen ihren Urlaub mithilfe von Online-Angeboten, suchen sich den nächstgelegenen Zahnarzt über das Netz – und hinterlassen jedes Mal Spuren. Wichtig sei es deshalb, so wenig persönliche Daten wie möglich preiszugeben, rät der Experte. Er empfiehlt beispielsweise keine Klarnamen in privaten E-Mailadressen oder Foren zu benutzen. Von sozialen Netzwerken wie Facebook oder StudiVZ rät er grundsätzlich ab, weil Menschen dort meist mehr Daten angäben als nötig und diese über Suchmaschinen leicht auffindbar seien.

SICH SELBST GOOGELN
„Eigentlich sollte man einmal täglich seinen Namen googeln“, sagt Christian Scherg, Onlinestrategie-Berater aus Düsseldorf und Autor des Buches „Rufmord im Internet“. „Wer dabei auf diffamierende oder sonstige Einträge stößt, die den Ruf schädigen, sollte zunächst einmal Ruhe bewahren.“ Es bringe nichts, blind zurückzuschlagen und auf Diffamierungen mit Diffamierungen zu reagieren. „Das bedient nur den Wunsch des Angreifers nach Aufmerksamkeit und gibt ihm Futter für neue Attacken.“ Gleichwohl sollte das Opfer selbst aktiv werden. Laut Internetvictims.de stammt die Mehrzahl rufschädigender Einträge von Menschen, die dem Opfer persönlich bekannt sind. „Am besten ist es immer, den persönlichen Kontakt zu denen zu suchen, die etwas veröffentlicht haben“, berichtet Thomas Volkmer aus der Praxis. Seiner Erfahrung nach lassen sich die Probleme so am besten lösen. Weiß das Opfer nicht, wer ihm schaden will, ist der Aufwand größer. In Foren, Videocommunitys oder auf Fotoplattformen verwenden viele Nutzer Spitznamen, über die sie nicht eindeutig zu identifizieren sind. In einem solchen Fall wendet sich der Betroffene an den jeweiligen Betreiber der Internetseite und bittet darum, den entsprechenden Beitrag zu löschen. „Das funktioniert meistens ganz gut, denn die Betreiber haben ja auch einen Ruf zu verlieren und ein Interesse daran, dass ihre Nutzer zufrieden sind“, erläutert Scherg.

PROFESSIONELLE HILFE SUCHEN
Findet ein Nutzer viele negative Einträge über sich oder hat er es gar mit einem Stalker zu tun, der immer aufs Neue Schlechtes über ihn im Netz verbreitet, wird das Problem zu groß für einen allein. In einem solchen Fall bieten Dienstleister das sogenannte Online Reputation Management (ORM) an. Für einen monatlichen Beitrag versprechen diese Agenturen, den guten Ruf im Netz wiederherzustellen und künftig zu erhalten. Eine Erfolgsgarantie geben sie allerdings nicht. Die Palette der Dienstleistungen reicht vom Auffinden negativer Einträge im Netz über die Kontaktaufnahme zu den Webseitenbetreibern bis hin zum Suchmaschinenmanagement. Bei letzterem bemühen sich die Agenturen, negative Einträge, deren Urheber nicht habhaft gemacht werden können, durch positive zu verdrängen – beispielsweise durch das Anlegen einer eigenen Webseite. Basis-Leistungen gibt es bei den Anbietern ab rund 30 Euro.

ANZEIGE ERSTATTEN
Ob und wann es sich anbietet, auch juristisch gegen den Angreifer vorzugehen, hängt auch immer von der persönlichen Schmerzgrenze des Opfers ab. „Wenn Sie jemand wirklich auf dem Kieker hat und immer wieder gegen Sie schießt, helfen irgendwann nur noch juristische Schritte“, sagt Internetvictims-Betreiber Volkmer. Zum Beispiel in Form einer Einstweiligen Verfügung. „Wichtig ist vor allem, dass ein Betroffener schnell reagiert“, rät Astrid Auer-Reinsdorff, Anwältin für IT-Recht in Berlin. Denn eine Einstweilige Verfügung lässt sich nur in einem Zeitraum von vier Wochen ab Kenntnis der möglichen Verleumdung beantragen. Auch eine Strafanzeige kann in den Augen der Expertin sinnvoll sein, wenn nötig auch gegen unbekannt. Denn dann beginnt die Polizei zu ermitteln. Wichtig sei es zunächst einmal, Druck auf den Online-Peiniger auszuüben. „In vielen Fällen genügt dies schon, damit die Person von ihrem Opfer ablässt.“

www.klicksave.de EU-Initiative zu Sicherheit im Netz

www.davit.de Informationen zum IT-Recht und Anwaltssuche des Deutschen Anwaltvereins

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