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Videoportale: Anna und das Internet

Youtube steht knapp vor der Gewinnschwelle und My Video will mit deutschen Serien punkten. Vor allem Jeannette Biedermann findet ihr Internet-Publikum.

„Sie werden mir das vielleicht nicht glauben, aber ich gehe nicht wählen.“ Dieser Satz von „Tagesschau“-Sprecher Jan Hofer in einem Youtube-Clip erregt derzeit einiges Aufsehen im Internet. Dabei steht hinter dem vermeintlichen Wahlboykott genau das Gegenteil, denn damit will die Internetplattform politik-digital.de zusammen mit der Produktionsfirma Probono von Friedrich Küppersbusch genau die um sich greifende Politikverdrossenheit und Wahlmüdigkeit thematisieren. Alles, was die Aufmerksamkeit steigert, nutzt indes auch der Videoplattform Youtube – und das ist nötig, denn das Google-Tochterunternehmen muss langsam in die Gewinnzone kommen. Die Chancen dafür stehen gut. Google-Chef Eric Schmidt erklärte zum Wochenbeginn im Interview mit der „Financial Times“, Youtube stehe knapp vor der Gewinnschwelle. Aber nicht nur die Amerikaner wollen langsam Cash sehen. Auch das Medienunternehmen Pro Sieben Sat 1 will die Internetbeteiligung Myvideo.de auf Profitabilitätskurs bringen.

Wichtige Voraussetzungen dafür wurden bereits geschaffen, unter anderem durch die komplette Neugestaltung der My-Video-Homepage. Die Zahl der Nutzer stieg von Mitte 2008 bis heute von 4,5 auf sieben Millionen, die sich von den neuen Inhalten angezogen fühlen. Wie beim großen Konkurrenten Youtube machen auch bei My Video die von den Nutzern erstellten Videos den Großteil von Angebot und Nachfrage aus. Ein gewichtiger Teil der Inhalte speist sich jedoch inzwischen aus anderen Quellen. So hat sich My Video mit ihrem Geschäftsführer Manuel Uhlitzsch von der Berliner Betreiberfirma Magic Internet unter anderem als zeitgemäße Weiterentwicklung von MTV und Viva profiliert. Rund 17 000 legale Musicclips umfasst das Angebot, das 80 Prozent der deutschen Charts abdeckt. Neben Sony Music, Universal Musik, Kontor Records und Ministry of Sound wird damit der Katalog von Warner Music abgedeckt. Auf 25 Millionen Clipabrufe monatlich kommt My Video damit.

Eine zumindest genauso tragfähige Säule für zahlungskräftige Werbekunden ist die Sektion Filme und Serien. Die Online-Videothek von My Video startete im Mai mit 60 kostenlosen Kinofilmen aus den Bereichen Comedy, Action, Thriller und Anime. Inzwischen lassen sich dort knapp 90 Filme per DSL in guter Qualität abrufen. Filme wie „American History X“, „Mr. Nice Guy“, „Der Supercop“, „Lost in Space“ oder „Crocodile Dundee 3“ sind zwar schon etwas älter, finden gleichwohl immer ihr Publikum. „Am Freitag kommen 50 weitere Blockbuster dazu“, sagte Uhlitzsch dem Tagesspiegel. Der Jugendschutz bleibt gewährleistet: FSK-16-Streifen laufen online erst ab 22 Uhr.

Die größten Synergien zwischen My Video und dem Mutterhaus Pro Sieben Sat 1 ergeben sich bei eigenproduzierter TV-Ware, also bei Soaps und Serien. Ganz vorn dabei ist Lisa Plenske in „Verliebt in Berlin“. Täglich wird eine der insgesamt 364 Folgen ins Netz gestellt, am Ende kommt das 90-minütige Herzschmerz-Finale. Die Werbeschaltungen vor dem Start und innerhalb der Folgen werden laut Uhlitzsch „vom überwiegenden Teil der Nutzer akzeptiert“. Bereits zuvor wurden die Folgen der aktuellen Sat-1-Telenovela „Anna und die Liebe“ über Myvideo.de zweitverwertet. Die 1,5 Millionen Abrufe im Monat kommen allen Plattformen zugute, da sich Internet und Fernsehen gegenseitig stützen. Von Kannibalisierung könne keine Rede sein, dies gelte auch für die Video-on-demand-Seite Maxdome. Und die Werbekunden wissen anders als bei den Privatvideos genau, in welchem Umfeld sie sich präsentieren. Kurt Sagatz

www.youtube.de

www.myvideo.de

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