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Deutsche Bahn: Berliner S-Bahn soll wieder Millionen abliefern

Trotz des Chaos erwartet der Mutterkonzern Deutsche Bahn ab 2013 wieder hohe Gewinne bei der Berliner S-Bahn. Experten befürchten, dass der Sparkurs, der zu der Krise geführt habe, fortgesetzt werde.

Mitten in der Krise rechnet die Bahn intern bereits wieder mit Gewinnen aus dem Betrieb der S-Bahn. Die im November – noch vor der Winterkrise – beschlossene mittelfristige Finanzplanung sieht nach Tagesspiegel-Informationen vor, den Gewinn im Jahr 2015 auf wieder rund 61 Millionen Euro zu steigern. Vor dem Chaosausbruch lieferte die S-Bahn zuletzt 2008 als Gewinn 56,3 Millionen Euro an den Konzern ab. Die Bahn wollte sich zu den Zahlen nicht äußern. Durch die mit dem ersten Schneefall Anfang Dezember verschärfte Krise lassen sich die Planzahlen zwar nicht mehr halten, sie bestätigen aber nach Ansicht von Insidern, dass der Konzern den Kurs nicht ändern wird: Der laufende Betrieb der S-Bahn soll möglichst bald wieder Gewinne einfahren. 2013 sind in der aktuellen Planung als Betriebsergebnis knapp 60 Millionen Euro vorgesehen, 2014 sinkt der Gewinn auf 54 Millionen Euro, um dann 2015 auf fast 61 Millionen Euro zu steigen. Damit werde der Sparkurs, der zu der Krise geführt habe, unverändert fortgesetzt, befürchten Insider. S-Bahn-Chef Peter Buchner sagte dagegen in einem Rundfunk-Interview: „Ich habe jedes Geld, das ich brauche. Aber Lösungen für die Krise kann man nicht kaufen.“ Obwohl der laufende Betrieb wieder einen Gewinn abwerfen soll, macht der Bahnkonzern mit seinem Tochterunternehmen nach Angaben von Bahnchef Rüdiger Grube bis zum Auslaufen des Verkehrsvertrages mit dem Senat im Dezember 2017 kein Geschäft. „Wir werden bis zum Auslauf des Verkehrsvertrages keinen einzigen Euro verdienen“, hatte Grube am vergangenen Montag vor dem Verkehrsausschuss erklärt. Die Krise führe bis einschließlich 2014 zu Kosten von insgesamt fast 700 Millionen Euro. Aufgeschlüsselt hat er diese Summe jedoch nicht.

Fachleute bezweifeln, dass die Kosten tatsächlich so hoch sein werden. Nach ihrer Rechnung kostet der beschlossene Austausch der bruchgefährdeten 4500 Achsen und 9000 Räder an den Zügen etwa 120 Millionen Euro. Die Entschädigungsrunden des vergangenen Jahres mit Freifahrten für Fahrgäste haben nach Angaben des Unternehmens rund 100 Millionen Euro verschlungen. Und der Senat hat den Zuschuss an die S-Bahn bisher um mehr als 90 Millionen Euro gekürzt. Macht zusammen 310 Millionen Euro. Auch wenn noch weitere außerordentliche Aufwendungen erforderlich sein sollten, etwa für zusätzliches Personal oder den Austausch von störanfälligen Fahrmotoren, sei man weit von den von Grube genannten Gesamtkosten entfernt, bemängeln Fachleute. Für realistisch halten sie es dagegen, dass der laufende Betrieb wieder Gewinne abwirft, sobald die Krise bewältigt ist. Auf einen Termin will sich die Bahn aber nicht festlegen. Die im nachverhandelten Verkehrsvertrag mit dem Senat festgelegte Zahl der 562 einzusetzenden Doppelwagen werde man in diesem Jahr aber nicht erreichen, kündigte Buchner an. Auch deshalb werde ein weiteres „Entschädigungspaket“ vorbereitet, teilte die Bahn am Freitag mit. Die Regularien sollen bis zum Monatsende feststehen.

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