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Nahverkehr: S-Bahn: neues Bremsproblem, aber erweiterter Notfahrplan

Prüfintervalle mussten verkürzt werden – aber nur wenige Wagen sind betroffen. Grüne legen derweil einen Fünf-Punkte-Plan für einen dauerhaft zuverlässigen Betrieb vor.

Die S-Bahn hat ein neues Bremsproblem – und will dennoch ab der kommenden Woche ihr Angebot verbessern. Nach Auskunft des Unternehmens wurde am Dienstag ein Bremszylinder bemerkt, der bereits knapp vor der bisher geltenden Austauschgrenze von 1,35 Millionen Kilometern kaputt gegangen war. Deshalb sei das Limit auf 1,25 Millionen Kilometer gesenkt worden. Dadurch mussten zwar weitere 17 Doppelwagen über Nacht aus dem Verkehr gezogen werden, „aber die konnten wir durch bereits erarbeitete Reserven ersetzen“, sagt S-Bahn- Sprecher Ingo Priegnitz. Ob das Problem bei ordnungsgemäßer Wartung der Bremszylinder überhaupt aufgetreten wäre, ließ er offen. Auch das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) will den Fall zunächst prüfen. Wegen versäumter Wartung der Bremsen stehen drei Viertel der Flotte seit Wochen auf dem Abstellgleis.

Trotz des neuen Rückschlages sollen ab Montag wieder rund 190 statt zurzeit 160 Doppelwagen einsatzfähig sein. Drei Linien rollen dann jeweils im 20-Minuten-Takt wieder über die Stadtbahntrasse: Die S3 von Erkner und die S5 von Strausberg nach Charlottenburg sowie die S7 von Ahrensfelde zum Westkreuz. Die Ersatzbusse zwischen Zoo und Zinnowitzer Straße entfallen. Zum 2. Oktober, also vor dem Tag der Deutschen Einheit, soll der Fahrplan mit dann 210 Doppelwagen weiter aufgestockt werden.

Die Grünen wollen mit einem Fünf-Punkte-Plan die S-Bahn wieder in Gang und das Land in eine bessere Verhandlungsposition bringen. Das von Fraktionschefin Franziska Eichstädt-Bohlig und Verkehrsexpertin Claudia Hämmerling vorgelegte Konzept beginnt mit verbesserten Informationen für die Fahrgäste und zusätzlichen Stopps für Fern- und Regionalzüge. Von der Bahn fordern die Grünen eine klare Ansage zur künftigen Ausstattung der S-Bahn. Die Kunden sollen durch mindestens zwei Monate freie Fahrt entschädigt werden, die Einzelhändler in den Bahnhöfen durch Mietfreiheit für die Chaoswochen und die BVG durch einen Ausgleich für ihre zusätzlichen Fahrten sowie für die Einnahmeverluste, die sie bei der gemeinsamen Jahresabrechnung im Verkehrsverbund VBB erleiden wird, nachdem die S-Bahn massenhaft Fahrgäste vergrault hat.

Bislang sind alle Leidtragenden auf die Gnade der Bahn angewiesen. Die Fahrgäste im Nahverkehr sind laut VBB weitgehend rechtlos. Deshalb fordern die Grünen, dass der Senat den Verkehrsvertrag mit der S-Bahn dringend kündigen müsse – mit der Nichterfüllung als Argument. Per „Auferlegung“ könnte das Land die S-Bahn zum vorläufigen Weiterbetrieb zwingen – was nach Ansicht des SPD-Verkehrsexperten Christian Gaebler allerdings teuer fürs Land würde. Auch die Verkehrsverwaltung lehnt den Vorschlag ab. Die Bahn wisse auch so, was für sie auf dem Spiel stehe, sagte eine Sprecherin von Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). Man verhandle auf mehreren Ebenen und prüfe parallel „intensiv“ die Option, den Betrieb ab 2017 im Wettbewerb zu vergeben. Für die Ausschreibung bleibe Zeit bis 2011.

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