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Der Forschungsverbund SED-Staat untersucht gescheiterte Fluchtversuche von DDR-Bürgern an den Grenzen des ehemaligen Ostblocks.

© pixabay/bocux

Studie über die Opfer des DDR-Grenzregimes: Todesfälle am Eisernen Vorhang

Gescheiterte Fluchten aus der DDR im Fokus.

Als Folgeprojekt der 2017 veröffentlichten Studie über die Opfer des DDR-Grenzregimes an der innerdeutschen Grenze untersucht der Forschungsverbund SED-Staat der Freien Universität Berlin nun gescheiterte Fluchtversuche von DDR-Bürgern an den Grenzen des ehemaligen Ostblocks, die tödlich endeten. Bei der Untersuchung kooperiert der Forschungsverbund mit den Universitäten Greifswald und Potsdam. Das Forschungsteam an der Universität Greifswald recherchiert dabei die Todesfälle von DDR-Bürgern bei Fluchtversuchen über die Ostsee, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Potsdam untersuchen die Funktion des DDR-Justizministeriums im SED-Staat bei Rechtsbeugungen insbesondere gegen Ausreisewillige und festgenommene Flüchtlinge. Die Verbundforschung der drei Universitäten wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund drei Millionen Euro gefördert.

Die Zahl der in Berlin (179) und an der innerdeutschen Grenze (327) ums Leben gekommenen Grenzgänger, Flüchtlinge und Grenzsoldaten ist durch drei Untersuchungen erschlossen und in biografischen Handbüchern dokumentiert. Vergleichbare wissenschaftliche Untersuchungen zu den bei Fluchtversuchen über die Ostsee oder an den Grenzen der anderen Ostblockstaaten ums Leben gekommenen DDR-Bürger liegen bislang nicht vor. Diese Lücke soll durch das neue Projekt geschlossen werden. Auch zur DDR-Willkürjustiz gegen Ausreisewillige und festgenommene Flüchtlinge gibt es noch keine wissenschaftliche Studie. Unerforscht ist insbesondere die Funktion des DDR-Justizministeriums und seiner nachgeordneten juristischen Institutionen.

Die Studienergebnisse sollen als Buch veröffentlicht werden

Im Teilprojekt der Freien Universität Berlin werden tödlich geendete Fluchtversuche untersucht, die sich an den Grenzen der Tschechoslowakei (CSSR) sowie den Grenzen zu Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Jugoslawien und Polen ereignet haben. Die Zahl der Fluchtversuche von DDR-Bürgern über Ostblockstaaten erhöhte sich nach der Schließung der Berliner Grenze durch den Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 erheblich. Vielen gelungenen Fluchten steht eine unbekannte Zahl von Festnahmen und Todesfällen bei Fluchtversuchen gegenüber, die am Eisernen Vorhang scheiterten.

Die Ergebnisse der drei Teilprojekte sollen jeweils als Buch veröffentlicht werden. Das Center für Digitale Systeme (CeDiS) in der Universitätsbibliothek der Freien Universität wird Zeitzeugeninterviews und Forschungsergebnisse auf einer Webseite für die politische Bildung zur Aufklärungsarbeit über das geteilte Deutschland und die SED-Diktatur zugänglich machen. Mit mehreren Grenzlandmuseen ist dazu bereits eine Zusammenarbeit vereinbart.

Der Forschungsverbund SED-Staat kooperiert in dem Projekt mit Wissenschaftlern und Fachleuten aus Polen, der ehemaligen CSSR, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, dem ehemaligen Jugoslawien, Albanien, Griechenland und Österreich.

Carsten Wette

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