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Spreeblick inklusive: Die "Hafenküche" an der Rummelsburger Bucht.

© promo/Hafenküche

Von Tisch zu Tisch - die Restaurantkritik: Die Spree vor der Tür, die weite Welt im Sinn

Die "Hafenküche" an der Rummelsburger Bucht liegt etwas versteckt am Wasser: Die Terrasse ist gemütlich, die Fisch- und Burger-Gerichte sind deftig.

In dieses Restaurant gerät man nicht zufällig. Es liegt etwas versteckt am Wasser neben einer lustigen Indoor-Kletteranlage abseits aller Trampelpfade. Das hat den Vorteil, dass Boots- oder gar Yachtbesitzer ganz lässig direkt vorfahren können. Venezianisches Ambiente in Lichtenberg? Die Architektur ist dennoch unverkennbar. Es gibt einen luftigen, schlicht eingerichteten Innenraum im dunkelgrauen Flachbau in nordischen Stil mit einfachen Holztischen und einsehbarer Küche. Lauschig ist die Terrasse, betagte Pflastersteine über dem imaginären Strand, verborgen teils unter Bäumen, teils unter einem riesigen Sonnenschirm. Hier schieben größere Gruppen offenbar gern mal die mit Topfblumen geschmückten Tische zusammen.

Aussicht auf die Rummelsburger Bucht und ihren lebhaften Schiffsverkehr

Das junge Personal unterscheidet sich sehr angenehm von manchem mittiger gelegenen Lokal, ist höchst engagiert und manchmal geradezu atemlos um das Wohl der Gäste bemüht. Dass hier richtig geackert wird, sieht man, zu viele Leute haben sie bestimmt nicht eingestellt. Der Service zog sich, besonders am Anfang, ziemlich hin. Kleine Naschereien oder auch nur trockenes Brot zur Beruhigung knurrender Mägen ist leider auch nicht vorgesehen. Aber dafür gibt es eine interessante, ablenkende Aussicht auf die Rummelsburger Bucht mit ihrem lebhaften Schiffsverkehr.

Die Speisekarte passt ganz gut zum Namen des Restaurants. Bei einer Hafenküche mischen sich schließlich die Erwartungen zwischen bodenständig solide und weit hergeholt exotisch, ein paar Anmutungen ans Meer dürfen auch gern sein. Zum halben Pfund Piementos de Padron gab es folgerichtig Maldon Sea Salt. Die kleinen grünen Paprika aus Galizien hätten eventuell noch ein Sößchen oder einen Dip vertragen können, schmeckten pur aber auch ganz gut (6,20 Euro). An das geeiste Gurkensüppchen mit Koriander und Wasabi und einer Einlage aus kleinen Krabben reichten sie geschmacklich freilich nicht heran. Aber diese Suppe war auch eine besonders gekonnte und dabei recht originelle Kombination. Dazu passte geröstetes Schwarzbrot als deftige Grundlage (9,50 Euro).

Fischgerichte sind - wen wundert's - der Hit

Die weite Bucht bietet natürlich eine Steilvorlage hier auch einen Rummelsburger anzubieten. Der war vegan und überraschend gut. Statt Fleischklops barg das mit einer pikanten Sauce bestrichene Milchbrötchen ein etwas bröckeliges Süßkartoffel-Amarant-Patty. Als Garnitur gab es eine halbe Avocado in Scheiben, Zwiebeln sowie Scheiben von Tomaten und saurer Gurke. Als Beilage hatte ich die mit 5 Euro doch ziemlich hochpreisigen Süßkartoffel-Pommes-Frites verschmäht und probierte stattdessen die pikante Hafenküchen-Remoulade (2 Euro) und das mediterrane Gemüse (4,50 Euro), das sich überwiegend aus ölglänzenden Auberginen und roten und gelben Paprika rekrutierte.

Fisch ist, wen wundert's bei der Lage mit Grillplatz und angeschlossenem Bootsverleih, der Hit. Während wir auf unsere Hauptgänge warteten, wurden mächtige Portionen Fish'n Chips vorbeigetragen und auch in Pergament gedünstetes Doradenfilet. Das war auch ganz saftig, nur bei dem „marinierten Gemüse“, das als Bett dienen sollte, waren die Kartoffeln ein bisschen zu sehr in der Überzahl (15 Euro).

Nachdem wir nachgefragt hatten, wie lange es bis zum Dessert dauern würde, kam das dann ganz schnell. Die feste Schokoladentarte war ergänzt mit Sauerrahmeis, Johannisbeeren und einem Ragout von Wald- und Erdbeeren.

Die Weinkarte ist patent und gut zusammengestellt. Der Rheingau Riesling war eiskalt und wartete in einem vorbildlichen Kühler. Außerdem passte mit er seinem kräftigen Geschmack gut zum deftig maritimen Essen. Für alle, die gern draußen sitzen: Die Terrasse ist abends leider so dezent beleuchtet, dass man eine Schule des Schmeckens durchläuft, um herauszufinden, was auf dem Teller ist.

Hafenküche, Zur alten Flussbadeanstalt 5, Lichtenberg, Tel. 42 21 99 26, Mo – Fr ab 10, Sa und So ab 9 Uhr

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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