zum Hauptinhalt
Im Lowkal in Wilmersdorf wird mit wenig Kohlenhydraten gekocht und auf Allergiker Rücksicht genommen.

© promo

Von Tisch zu Tisch: Lowkal

Wer beim Essen auf allerhand Einschränkungen achten muss, der ist in diesem Wilmersdorfer Restaurant ganz gut aufgehoben.

Essen und dabei abnehmen? Klingt nach einer Superidee. Deshalb betonen die Betreiber vom Restaurant Lowkal auch gern, was für ein Wunder es ist, dass sie mit ihrem Konzept die ersten und bislang wohl auch einzigen in Berlin sind, oder jedenfalls in Wilmersdorf. Der Name deutet das Konzept an: „Low Carb“ steht dabei für wenig Kohlehydrate. Und normaler Haushaltszucker gilt als Teufel und kommt in dieser Küche nicht vor.

Die Besetzung in dem sehr geräumigen Restaurant war an unserem Abend, nun ja, ebenfalls schlank. Geschmackvolle Wandmalerei, zentral aufgestellte Kerzen, Blumen und vor allem ein angenehmes Beleuchtungskonzept geben dem Raum luftige Gemütlichkeit. Die Karte kommt den verschiedensten Empfindlichkeiten und Diäten entgegen. Egal, ob man vegan oder glutenfrei oder beides auf einmal essen möchte, alles geht, wo sonst oft nichts möglich ist. Mittags versammeln sich hier offenbar auch gerne kleine Gruppen mit Mehrfach-Allergien. Da kann die Erläuterung des Speisenangebots schon in ein handfestes Beratungsgespräch ausarten. Gut zu wissen: Schwaben, die in Berlin unter Heimweh-Attacken leiden, bekommen hier Currywurst mit Lowcarb-Spätzle als Snack.

Serviert wird ohne Missionsgeist für gesunde Ernährung

Flüssige Kalorien gibt es natürlich auch, glücklicherweise zu ganz unpädagogisch günstigen Preisen. Und auch der Umgang damit ist professionell. Das Selbstverständnis geht angenehmerweise überhaupt nicht in Richtung Missionsstation. Der Prosecco war gut temperiert und moussierte lebhaft (2,50 Euro). Und der 2016er Riesling vom Weingut Gehlen-Cornelius gab dem Menü einen schönen fruchtigen Beiklang (17,30 Euro), obwohl die Kellnerin eigentlich die Bioweine „Kopfstand“ und „Urschrei“ an die Spitze ihrer Empfehlungen gesetzt hatte.

Natürlich gibt es kein Brot vorweg, das würde die Carb-Bilanz ja gründlich vermasseln. Kleine grüne Oliven vertreiben auch ganz angenehm die Wartezeit auf die Vorspeisen. Die sämige Steckrübensuppe schmeckte kein bisschen nach Magerkost, war gut, aber nicht penetrant gewürzt. Kleine Schinken-Chips gaben ihr den modischen Charakter, den es wohl immer noch braucht, um sie von ihrem Arme-Leute-Essen-Image zu befreien (4,90 Euro). Der gratinierte Chicoree war unter der weißen Mozzarella-Haube bräunlich angeschmolzen, Himbeeressig gab der Kombination eine ungewöhnliche Note, Rucola einen frischen farblichen Akzent (5,50 Euro). Zur zart gegarten Spreewälder Rinderbrust gab’s statt Kartoffelpüree ein ähnlich wirkendes, aber leichteres weißes Bohnenpüree. Eine nicht zu kräftige Meerrettichsauce und grüne Brokkoli-Röschen passten gut dazu (15,50 Euro).

Schinkenchips müssen wohl die Geheimwaffe der Low-Carb-Küche sein. Zwei ziemlich große Exemplare ergänzten den Fischgang, das angenehm grätenfreie Seelachsfilet. Es gab drei dicke Stücke mit einer Tomaten-Kapernsauce, die, obschon großzügig portioniert, immer noch nach mehr schmeckte (14,50 Euro).

Birkenzucker verleiht dem Apfelkompott dezente Honigsüße

Das Gute an dieser Küchenrichtung ist, dass man verschiedene Gerichte probieren kann, ohne sich hinterher allzu beschwert zu fühlen. Das gilt natürlich auch für Leute, die weder unter Diäten noch unter Allergien leiden. Es gibt lediglich zwei Desserts, wobei die Schoko-Kaffeecreme wegen der Bitternoten beim Publikum wohl nicht ganz unumstritten ist. Sowas müsse man mögen, erfuhren wir und entschieden uns also gleich für den American Cheesecake mit Apfelkompott.

Das war eine gute Wahl. Die mit Birkenzucker präparierten Apfelwürfel hatten eine dezente Honigsüße. Der Boden des Kuchens aus Mandelmehl und Kokosflocken schmeckte richtig gut, und auch die obere Hälfte profitierte von einer etwas herberen Zubereitungsweise. Lediglich die Sahne mit Walnussverzierung hätte man nicht auf dem Kuchen, sondern daneben platzieren können, nur für den Fall, dass jemand wirklich abnehmen möchte (4,50 Euro). Wer knallsüße Speisen nicht mag, aber trotzdem naschen möchte, ist hier genau richtig. Vielleicht bauen sie diese Schiene sogar noch aus.          

- Lowkal, Pfalzburger Straße 72 b, Wilmersdorf, Tel. 88 72 08 36, täglich außer montags von 12 bis 22 Uhr. Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" des Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false