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Von TISCH zu TISCH: Peppone

Seezunge mit Spinat und Rosmarinkartoffeln.

Das Ritual kam mir von fern vertraut vor, als die höchst professionell wirkende Restaurantchefin mit dem großen Wagen ankam. Mit großer Geste pflückte sie Teller mit Vorspeisen vom Wagen: Rindercarpaccio und Bresaola, gefüllte Mozzarellarolle, und im Hintergrund lockte ein kleiner Hügel aus Shiitakepilzen. Die Teller waren in Klarsichtfolie verpackt, was hygienisch natürlich korrekt ist. Aber die Haushaltsfolie passte nicht recht zum betont eleganten Ambiente des Restaurants, das aus jeder Pore „Edelitaliener“ atmet.

Der moderne Kamin mit den hübsch arrangierten Steinen, die avantgardistischen Lampen, die filigran gefalteten Servietten, die aparten weißen Tischleuchten und die auf weißen Wänden akkurat aneinandergereihten alten SchwarzWeiß-Aufnahmen aus dem Film über den unkonventionellen Priester und den kommunistischen Bürgermeister vermitteln so gar nichts von den Niederungen des Alltagslebens, in denen praktische Dinge wie Folie eine Rolle spielen.

Carpaccio von Sellerie und Champignons war eine gute Wahl, eine feine weiße Vorspeise aus zwei ganz unterschiedlichen Konsistenzen mit Rucola und Balsamico so gekonnt angerichtet, dass man gar nicht das Gefühl hat, ein vegetarisches Vorgericht zu essen (10 Euro). Die Suppe von Mango und Karotten, dick und fruchtig und dabei nicht auf die angesagte asiatische Art gewürzt, sondern suppiger, eher so, wie man es von bodenständiger Bohnen- oder Erbsensuppe kennt (7 Euro).

Pasta Mista in der kleinen Variante besteht aus „Pistolone“, einer mit Schinken, Spinat und Ricotta gefüllten Kartoffelteigrolle, aus Bucatini und schließlich, das kann bei dem Paten ja nicht ausbleiben, aus „Strozzapreti“, gewürgten Priestern also, die sich über ihren beklagenswerten Zustand mit Sahne und Wurstkrümeln hinwegtrösten (14,50 Euro). Sehr schön gelungen ist die in Zitronenbutter goldbraun gebratene, duftende Seezunge. Dazu gibt es so eben angegarten, zu einer Kugel geformten großblättrigen Spinat und kross gebratene Rosmarinkartoffeln (28 Euro). Der Chardonnay aus dem unteren Preissegment hatte leichte Bitternoten, da müsste sich etwas Besseres finden lassen auf der Hausweinebene (24 Euro).

Zum Nachtisch gab’s wieder noch mal eine Show vom Wagen: „Patate Flambate“. Das sind mit Orangengeist flambierte, hauchdünne rohe Kartoffelscheiben. Die lodernden Flammen wurden mit Orangensaft gelöscht, und eine Kugel zart schmelzendes Vanilleeis gab es zum Kühlen dazu. Beim „Grappa aufs Haus“ fiel es mir wieder ein. Don Camillo! Richtig, der Geschäftsführer sei 17 Jahre lang bei „Don Camillo“ in der Schlosstrasse gewesen, berichtete unsere souveräne Gastgeberin. In dem schönen alten Garten kamen auch immer alle Schätze der Vorratskammer unters Laternenlicht. Da passte die Klarsichtfolie freilich hin mit ihrem Picknick-Charakter. Für den Leipziger Platz sollten sie sich vielleicht noch ein paar gläserene Deckel zulegen.

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