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Von TISCH zu TISCH: Rasas

Riesengarnelen mit Reis und Gemüse.

Das Rasas leuchtet schon von fern exotisch bunt in dieser schönen Villengegend in Nikolassee. Anders als in den üblichen Quartieren für ethnische Restaurants fällt so etwas hier richtig auf. Das ist vermutlich ein Erfolgsgeheimnis. Denn natürlich wollen auch die Leute hier mal exotisch essen gehen. In der Regel sind sie sogar bereit, für Qualität ein paar Euro mehr auszugeben. Und sie wissen es zu schätzen, wenn der Heimweg nicht zu weit ist. Dann kann man auch noch das ein oder andere Glas trinken.

Es war lustig, wie artig und tapfer an den Tischen um uns herum alle den indischen Wein tranken. Es gibt ihn in den Varianten Weiß und Rot, in Flaschen oder offen in Karaffen als Hauswein. Wir probierten ein Glas von dem Roten, aber der Bekehrungseffekt hielt sich in Grenzen. Das erinnerte doch ein wenig an die rustikalen Rotweine aus Studententagen (0,2 = 4,50 Euro). Viel besser schmeckte der chilenische Sauvignon Blanc (0,5 = 8,50 Euro), vom Prosecco (0,1 = 3,90 Euro) nicht zu reden. Hier haben wir es nämlich mit erfahrenen Gastronomen zu tun, die wissen, dass Gäste es zwar gern authentisch haben. Dass sie es aber noch mehr zu schätzen wissen, wenn es auch verlässlich gute, vertraute Getränke gibt.

Das lang gestreckte Restaurant mit der bunten Lounge vor dem Tresen war gut besucht. Die Betreiber haben sich mit einem ähnlichen Konzept im Westend eine treue Fangemeinde geschaffen. Das Ambiente ist geprägt von dezent eingesetzter Folklore. Auf den von hochlehnigen Lederstühlen umgebenen Holztischen leuchten dunkelrote Windlichter, an der Decke Lochmusterlampen und an der Stirnwand glitzert silbrig ein Elefantenkopf. Der Service ist schnell und diskret.

Vorweg probierten wir Sabz Pakora, eine Spezialität des Tages. Dabei handelte es sich um kleine, braune Gemüsetaler, gefüllt zum Beispiel mit Karotten, Rucola, Aubergine mit Noten von Koriander, Chili und Knoblauch und außen mit Sesam bestreut, sehr heiß angerichtet auf einem Bett von Salat mit scharfem Dressing (5,50 Euro). Indische Linsensuppe ist immer ein Genuss. Diese war eher mild und cremig, die Linsen waren passiert. Serviert wurde die überraschend kleine Portion in einem silbernen Napf. Auch die Gemüsetaler waren nicht viel größer als ein Zwei-Euro-Stück, und es fehlte alles, was anderswo zu den Vorspeisen sonst noch so den Tisch garniert an Dips oder Brot. Schon Fladenbrot mit Butter oder Knoblauch muss man extra bestellen, und es hat mit 2,90 Euro seinen Preis. Lediglich das knuspern-scharfe Papadam aus dem Mehl von Hülsenfrüchten ist mit 0,50 Euro preiswert.

Vorgewärmte dreieckige Teller heizten die Vorfreude auf die Hauptgerichte an. Sehr köstlich war der Reis mit Safran und Nelken, schon fast eine eigene Hauptspeise. Die Riesengarnelen machten ihrem Namen alle Ehre und wirkten schon deshalb wuchtig, weil man sie erst mal pulen musste. Sie lagen auf einem Bett von Gemüse – Brokkoli, Blumenkohl, Karotten – und waren ebenfalls nicht so scharf, obwohl mariniert in Joghurt und Tandoori-Gewürzen (17,50 Euro).

Chicken Pudina Tikka, Hähnchenbruststücke aus dem Tagesangebot, waren eingewickelt in grüne Minzblätter und lagerten auf einem sehr ähnlichen, fast überquellenden Gemüsebett (18 Euro). Die Würzung mit frischem Koriander, Zitrone und Chili hatte eine fast sommerliche Anmutung. Beide Hauptgerichte kamen uns ein bisschen zu trocken vor. Da bedurfte es definitiv noch einer Nachbestellung. „Raita“, eine pittoresk mit grünen Kräutern und roten Paprikaschnitzern verzierte Joghurtsauce, war eine höchst willkommene Ergänzung. Wir hatten sie ebenfalls auf der Beilagenkarte entdeckt, dem Sammelbecken für alles, was es bei anderen Indern gratis gibt. Aber da ist sie vielleicht nicht ganz so appetitlich frisch (2,90 Euro).

Das Dessert ließen wir uns vom Ober empfehlen, und er zögerte nicht lange, bevor er uns „Shrikand“ ans Herz legte, eine Joghurtspezialität mit Kardamom, Safran und Pistazien, lecker und leicht, passend zum Motto des Hauses „The New Spirit of India“.

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