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Gesundheit: Der Streik geht in die Ferien

Nur wenige Studierende beteiligten sich am „Aktionstag“

Der Protest der Berliner Studenten flammt wieder auf: Diesen Eindruck konnten zumindest Passanten gewinnen, die gestern zur Mittagszeit Unter den Linden entlang flanierten. Etwa 20 Protestierende besetzten am „studentischen Aktionstag“ die Bertelsmann-Vertretung und warfen Flugblätter vom Balkon. Darauf forderten sie das Gütersloher Unternehmen auf, sich aus der Hochschulpolitik zurückzuziehen: „Bildung und Forschung dürfen keinen wirtschaftlichen Kriterien unterworfen werden“, rief ein Redner. Vom Balkon der Bertelsmänner zogen die Studenten nach einer Stunde auf die Straße und blockierten unter großem Trillerpfeifengetöse für zehn Minuten den Verkehr Unter den Linden.

Dass die Aktionen nur ein letztes Strohfeuer waren, zeigte ein Blick in den Kinosaal der Humboldt-Universität. Dort hatten sich zuvor die Studierenden aller Berliner Universitäten im Rahmen eines Aktionstages zu einer gemeinsamen Vollversammlung getroffen. „Ein fulminanter Semesterabschluss“ sollte es laut der Internetseite der Protestierenden werden. Aber „fulminant“ waren allenfalls die riesigen Lücken in den Sitzreihen. „Ist schon seltsam nur so wenig Leute zu sehen“, gab selbst Peter Hartig vom „studentischen Aktionsrat“ zu. Wo sich im Dezember zu Hochzeiten des Streiks allein schon 3000 Studenten der Humboldt-Uni drängelten, kamen diesmal knapp 300 aller Hochschulen.

So glich die Vollversammlung eher einem durchschnittlichen Seminar. Den Referaten über die Haushaltslage Berlins und die Strukturpläne der drei großen Berliner Universitäten hörten die Studenten gelangweilt zu. Viele plauderten lieber mit dem Sitznachbarn. Einen Heiterkeitserfolg erzielte nur ein Kommilitone der FU, der die Flucht des Akademischen Senats seiner Uni vor den Protestierenden im Dezember mit alten Detektivfilmen verglich.

Eine für den Nachmittag angesetzte Diskussion mit seinen Studenten hatte HU-Präsident Jürgen Mlynek bereits am Dienstag abgesagt. Die Studenten hatten die Diskussion unter das Motto „Mlynek an den Pranger“ gestellt und im Internet drohten sie: „Wir nehmen Mlynek in die Mangel, unser Präsi kommt vor den Großinquisitor.“ Das sei keine Form der Auseinandersetzung, teilte Mlynek mit. Die Studenten wollten das gar nicht verstehen. Auf die Frage, ob sie selbst denn an einer Diskussion teilnehmen würden, bei der der Präsident sie an den Pranger stellen würde, antworteten sie ausweichend.

Eine Erklärung verabschiedeten die Studenten schließlich dennoch. Zumindest auf dem Papier wollen sie weiter protestieren. Mit den allwöchentlichen Samstags-Demonstrationen ist jedoch vorerst Schluss. Am kommenden Sonnabend findet für unbestimmte Zeit die letzte statt. Mit den Studenten geht auch der Protest in die wohlverdienten Semesterferien.

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