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Gesundheit: „Es sind viele Leute verloren gegangen“

An allen Berliner Universitäten naht das Ende der Proteste

„Mit Flugzeugen im Bauch“ geht Mathias Hofmann vom Asta der Technischen Universität Berlin in die morgige studentische Vollversammlung. Nachdem die Studierenden der Humboldt-Universität am Montag beschlossen haben (siehe Seite 1), ihren Streik gegen die Kürzungen an den Universitäten vorerst an vier Tagen der Woche aufrecht zu erhalten, werde es an der TU „spannender als je zuvor“, sagte Hofmann am Abend. Im Audimax an der Straße des 17. Juni soll es am Mittwoch ab 14 Uhr um alles oder nichts gehen: „Entweder der Streik geht weiter, oder wir beschließen ein klares Ende.“ Über einzelne Streiktage oder Protestaktionen wolle er auf keinen Fall abstimmen lassen, sagt Hofmann.

Der Aktivist hält ein Ende der Proteste für wahrscheinlich. Zwar sei das Hauptgebäude der TU am Montag noch besetzt gewesen, aber in allen anderen Institutsgebäuden „lief der Lehrbetrieb wieder normal“. Und am heutigen Dienstag soll auch das Hauptgebäude wieder offen sein. Nach der Weihnachts- und Silvesterpause merke man: „Es sind viele Leute verloren gegangen.“

Trotzdem könnte es an der Technischen Universität noch einmal spannend werden. Denn dort hatte die Protestbewegung der Berliner Studenten gegen das Sparen an den Universitäten Anfang November begonnen und seitdem wurde wöchentlich bei denVollversammlungen beschlossen, den Ausstand fortzusetzen. Nach 14 Tagen stimmten auch die Studierenden der Humboldt-Universität für den Unistreik – und die Forderungen ihrer TU-Kommilitonen: Rücknahme der vom Berliner Senat auferlegten Sparsumme von 75 Millionen Euro für die drei großen Universitäten, keine Studiengebühren oder „Studienkonten“, wie sie der Wissenschaftssenator will. Auch ein Streikziel, das nichts mit der Sparpolitik zu tun hat, konnte sich durchsetzen: Die Forderung nach mehr studentischer Mitbestimmung in universitären Gremien. Die „Viertelparität“ blieb bislang auch das einzige Zugeständnis, dass die rot-rote Landesregierung den protestierenden Studenten machte. Die stand allerdings ohnehin schon im Koalitionspapier.

Als am 20. November auch eine Vollversammlung der Freien Universität für den Ausstand stimmte, war schnell die Rede von einer „neuen Studentenbewegung“. Aber trotz zahlloser fantasievoller Aktionen und machtvoller Samstagsdemonstrationen auf dem Pariser Platz drohte der Streik schnell wieder zu bröckeln. Einige hundert Aktivisten brachten einige tausend Demonstranten und Hörer öffentlicher Vorlesungen auf die Beine – während zehntausende unbeirrt ihrem Studienalltag nachgingen. Um den Streik über die Zeit zwischen den Jahren zu retten, beschlossen Vollversammlungen an allen Unis die Verlängerung des Ausstands bis in die erste Januarwoche.

Nun hat sich die erste Universität, die über die Fortsetzung des Streiks abstimmte, entschieden – für eine wacklige Lösung, die bis Ende Januar halten soll. Vor der Technischen Universität stimmt am Mittwoch auch die Freie Universität ab. Was dort ab 12 Uhr im Audimax des Henry-Ford-Baus beschlossen wird, werde die Stimmung an der TU, wo sich die Studenten um 14 Uhr treffen, entscheidend beeinflussen, glaubt Mathias Hofmann. Und wie protestfeindlich das Klima in Dahlem sei, habe man ja schon vor Weihnachten gesehen.

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