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Gesundheit: Rechtschreibung: Unionsvorstoß scheitert SPD-Länder verhindern, dass die Reform

um ein Jahr verschoben wird

Es bleibt dabei: Die Reform der deutschen Rechtschreibung tritt am 1. August für Schulen und Behörden teilweise in Kraft. Ein Vorstoß der Ministerpräsidenten der unionsgeführten Bundesländer, die Einführung der Reform um ein Jahr zu verschieben, ist bei der gestrigen Konferenz der Ministerpräsidenten in Berlin am Widerstand der SPD-Länderchefs gescheitert. Einen Aufschub hätten die Ministerpräsidenten nur einstimmig beschließen können. Katherina Reiche, bildungspolitische Sprecherin im Bundestag, sagte zu der Initiative, „eine Teilrevidierung hätte die Akzeptanzprobleme nicht gelöst, sondern vergrößert“. Schüler und Lehrer brauchten Klarheit, welche Rechtschreibregeln dauerhaft gelten und welche nicht.

Die Konferenz der Kultusminister (KMK) hatte am 3. Juni beschlossen, dass die Rechtschreibreform zum 1. August amtlich werden solle – mit Ausnahme der Getrennt- und Zusammenschreibung, der Laut-Buchstaben-Zuordnung und der Bindestrich-Schreibung. Darüber hatte der Rat für deutsche Rechtschreibung noch kein abschließendes Votum abgegeben. Fehler in diesen Bereichen sollten in den Schulen weiterhin nur angestrichen, aber nicht bewertet werden.

Für die Zweistufigkeit hatte sich Anfang Juni auch Niedersachsens Ministerpräsident Wulff ausgesprochen, der jetzt die Unions-Initiative anführte: „Für die besonders strittigen Teile der Rechtschreibreform“ brauche man „eine längere Übergangsfrist über den 1. August hinaus“, sagte er dem Tagesspiegel.

Nicht nur unter Unionspolitikern, auch im Rat für deutsche Rechtschreibung ist die Teilung der Reform allerdings umstritten. Der Vorsitzende der 36-köpfigen Expertenrunde, der ehemalige bayerische Kultusminister Hans Zehetmair, betont, er habe vergeblich für eine Verschiebung um ein Jahr plädiert. Im Kulturausschuss des Bundestages deutete Zehetmair in der vergangenen Woche an, die Alternative, „das Ganze ein Jahr auszusetzen, ist noch nicht ganz vom Tisch“. Gestern begrüßte Zehetmair die Initiative der Unions-Ministerpräsidenten: „Sie kommt der Irritation, die bei den Mitgliedern des Rates herrscht, entgegen.“

Wie kam es überhaupt zur Teilung? Als sich der Rat im Dezember 2004 konstituierte, hatte die KMK angekündigt, Änderungsvorschläge der Experten sollten bis zum 1. August 2005 in das Reformwerk eingearbeitet werden. Im März beschloss der Rat allerdings, die drei kritischen Bereiche in Arbeitsgruppen zu diskutieren. Gleichzeitig gesellten sich in den vergangenen Monaten noch zwei neue Mitglieder, profilierte Reformgegner, zum Rat: Der Potsdamer Sprachwissenschaftler Peter Eisenberg für die Akademie für deutsche Sprache und sein Erlanger Kollege Heribert Ickler für das P.E.N.-Zentrum Deutschland.

In dieser Gemengelage war der Zeitplan nicht mehr einzuhalten. Und das, so heißt es in der KMK, sei für die drei strittigen Bereiche nicht vor Anfang 2006 zu schaffen. Die aus Sicht der KMK-Mehrheit unstrittigen Teile der Reform sollten trotzdem zum 1. August dieses Jahres amtlich werden – um den Reformgegnern keine Chance zu geben, diese Bereiche noch einmal grundsätzlich in Frage zu stellen: Es geht vor allem um die Groß- und Kleinschreibung und die Eindeutschung von Fremdwörtern. Der Bundeselternrat hält das Zwei-Stufen-Konzept der KMK für gangbar. Vom Rat vorgeschlagene Änderungen könnten wie geplant nachträglich in das Regelwerk eingeführt werden, sagte gestern der Vorsitzende Wilfried Steinert.

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