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Christoph Abeln

© Doris Spiekermann-Klaas

Führungskräfte-Anwalt Christoph Abeln: Mit Rad und Tat

Christoph Abeln ist ein Mann mit besonderer Expertise: Er hat sich auf Arbeitsrecht für Führungskräfte spezialisiert. Und er sieht so manche Entwicklung in der Arbeitswelt mit Missfallen.

Von Heike Gläser

Es ist nicht irgendein schnödes Fahrrad, das in seinem Büro steht, sondern ein altes "Colnago", ein italienisches Rennrad mit Sammlerwert. Christoph Abeln hat ein Faible für gebrauchte Rennräder, eine "kleine Liebhaberei", wie der Rechtsanwalt bemerkt. Zu Hause habe er noch vier weitere herumstehen, "die werden alle auch regelmäßig von mir gefahren". Mit dem roten Colnago radelt er regelmäßig, möglichst einmal pro Woche, in seine Kanzlei. "Das sind gut 30 Kilometer, damit ist schon eine Trainingseinheit abgedeckt", sagt Abeln.

Im Leben des 53-Jährigen spielte der Sport immer eine große Rolle. So ist es auch kein Zufall, dass der promovierte Jurist unter anderem Mitglied bei der Deutschen Olympischen Gesellschaft ist. Früher habe er intensiv Leichtathletik betrieben, heute lebe er in einer "Tennisfamilie". Er wohnt zusammen mit seiner Frau und den drei Kindern in Wannsee. Seine zwei Töchter im Alter von 14 und 15 Jahren spielen inzwischen Tennis im Leistungsbereich. "Der leistungssportliche Gedanke hilft auch für die Arbeit", sagt er. Er habe schon den einen oder anderen Mandaten motivieren können, mit Sport aus schwierigen Situationen herauszukommen.

Es ist heiß und Abeln erlaubt sich, das Jackett abzulegen

Christoph Abeln, Gründer der gleichnamigen Kanzlei am Kurfürstendamm, ist auf Arbeitsrecht spezialisiert. Er und sein Team vertreten Vorstände, Geschäftsführer, Führungskräfte und leitende Angestellte. Und zwar ausschließlich. Er betont im Gespräch mehrfach, dass er keine Arbeitgeber und keine Großkonzerne berät, auch keine Betriebsräte, sondern nur angestellte Führungskräfte. So bleibe seine Kanzlei unabhängig, frei von Interessenkonflikten – und somit glaubwürdig.

Es ist ein heißer, ein sehr heißer Tag im August. Christoph Abeln erlaubt sich, das Jackett abzulegen. Es gibt keine Klimaanlage in seiner Kanzlei, die in einer typischen Altbauwohnung untergebracht ist. Im Besprechungsraum haben schon einige Top-Manager aus verschiedenen Branchen Platz genommen. Über die Jahre hat Abeln hinreichend Erfahrungen zu der Frage gesammelt, wie die einzelnen Unternehmen ticken. Die Bankenwelt sei beispielsweise ganz anders als der Einzel- oder Großhandel. Zwar gelte für Aldi wie für die Allianz gleiches Recht, "aber man sollte die Nuancen schon kennen". Für ein Erstgespräch mit seinen Mandanten plant Abeln grundsätzlich etwas mehr Zeit ein. "Denn meine Arbeit hat viel mit Psychologie zu tun", sagt der Arbeitsrechtler. Ein Manager, der juristischen Beistand suche, befinde sich meist in einer Ausnahmesituation. Er sei in der Regel erfolgsverwöhnt, doch "in eigener Sache erstaunlich gutgläubig – er kann auch kopflos reagieren".

Das ärgert ihn: Generation Manager 50 plus durch Frauen zu ersetzen

Abelns Aufgabe bestehe darin, die Mandanten aufzufangen und zu führen, zumal das Arbeitsrecht auch sehr schnelllebig sei. Die Rechtsprechung ändere sich ständig, etwa bei Auflösungsverträgen, dem Entzug von Tätigkeiten oder einer Versetzung ins Ausland. Über die Jahre beobachtet Abeln die Tendenz, dass ältere Mitarbeiter um Mitte 50 relativ billig in den Vorruhestand geschickt werden. Die Unternehmenskultur in Konzernen habe sich zunehmend verändert, die Lebensleistung eines Managers spiele seiner Erfahrung nach heute keine Rolle mehr. Besonders ärgert ihn, wenn er beobachtet, dass diese Generation von Managern durch junge Frauen ersetzt wird. Die Unternehmen brüsteten sich damit, während die weiblichen Führungskräfte im Schnitt 25 bis 30 Prozent weniger verdienten als ihre männlichen Vorgänger.

Was Abeln Spaß macht, ist die Auseinandersetzung mit Gesetzgebungen in anderen Ländern, da er häufig auch Führungskräfte vertritt, die für international tätige Firmen arbeiten. Ein "interessanter Fall" in Bezug auf Diskriminierung drehte sich beispielsweise um einen Südkoreaner mit amerikanischer Staatsbürgerschaft, der mit einem deutschen Unternehmen einen Vertrag hatte. Seine Augen blitzen hinter der Designerbrille. Arbeitsrecht sei so spannend.

Abeln hält sich mit seiner Meinung nicht zurück. Er hält Vorträge und veröffentlicht Gastbeiträge in Zeitungen wie dem Handelsblatt oder dem Tagesspiegel. Eines seiner Themen ist Compliance. Für ihn eine fragwürdige Angelegenheit. "Die Mittel und Instrumente werden missbraucht", sagt er, "und dienen häufig als Grund für einen Rausschmiss".

Heute lässt Abeln sein italienisches Rennrad in der Kanzlei stehen – es ist einfach zu heiß, um auf dem Heimweg die 15 Kilometer nach Wannsee zu radeln.

Dieses Stück erschien zuerst im Wirtschaftsmagazin "Köpfe" aus dem Tagesspiegel-Verlag, das Sie hier bekommen können: Tagesspiegel Köpfe bestellen

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