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Sven Volmering.

© CDU

Aus dem Leben eines Abgeordneten (4): Zwischen Baby und Bundestag

Sven Volmering pendelt hin und her zwischen der Familie im Ruhrgebiet und dem Abgeordneten-Job in Berlin. Für anderes bleibt keine Zeit mehr, doch noch stört ihn das nicht. Zumal er schon als ,ministrabel' gehandelt wurde. Teil vier unserer Serie.

Von Katrin Schulze

Der erste Abschied ist der schwerste. Gerade mal eine Woche ist seine Tochter alt, da muss Sven Volmering das erste Mal wieder nach Berlin. „Ein komisches Gefühl, die Kleine den ganzen Tag nicht zu sehen“, sagt er. „Wehmut kommt auf und man hat schon eine Träne im Knopfloch.“ Aber Sven Volmering ist eben nicht nur junger Familienvater, sondern auch neuer Bundestagsabgeordneter mit Verpflichtungen in der Hauptstadt. Im Moment besteht seine Hauptaufgabe darin, beides so gut es zu vereinbaren, „den Spagat möglichst optimal hinzukriegen“, wie er es nennt.

Und jetzt ist eben Berlin dran. Eine Welt, die auf einmal so ganz anders und ganz weit weg erscheint nach all dem, was privat passiert ist. Fühlte Sven Volmering nach der Geburt der kleinen Annalena Johanna Charlotte „nur pures Glück, inneren Frieden und eine totale Gelassenheit“, so holt ihn die große Politik auf einmal schnell wieder ein. Die große Politik heißt in diesem Fall Fraktionssitzung. Es soll um die Inhalte und den Fortschritt bei den Koalitionsverhandlungen gehen, doch nicht nur. Die Kollegen haben natürlich vom Glück des Sven Volmering gehört, wollen wissen, wie es ihm ergangen ist, gratulieren, einige haben sogar kleine Geschenke mitgebracht.

Zwei, drei Stunden Schlaf

Dass er noch am selben Abend wieder zurück ins Ruhrgebiet fährt, entspricht seinem derzeitigen Takt. Familie und Politik, Politik und Familie: Zu anderen Dingen kommt er nicht mehr. „Alles andere spielt keine Rolle“, sagt Sven Volmering. Kein Fernsehen, kein Buch, keine Hobbies. Zwei, drei, höchstens vier Stunden schläft er in der Nacht und wundert sich selbst, wo er trotzdem „so viel Kraft hernimmt“. Immer, wenn er sich nicht mit ums Töchterchen kümmert, arbeitet er. Wenn er nicht arbeitet, wickelt er das Baby oder fährt es im Kinderwagen spazieren. Und manchmal erledigt er beides gleichzeitig: Während er die Kleine auf dem Arm hält, liest er zum Beispiel etwas für den Job. 

Eine typische Woche im fliegenden Wechsel zwischen Vater- und Abgeordneten-Dasein sieht so aus: Montag nimmt Sven Volmering an der Sondersitzung des Bundestages zur NSA-Spähaffäre teil. Er bleibt im Gegensatz zu vielen andere von Anfang bis Ende im Plenum, weil er „ein Gefühl dafür bekommen und etwas lernen will“.  Mit dem letzten Zug des Tages fährt er zurück. Zeit zum Schlafen, denkt er sich - und liest dann doch lieber in den Zeitungen. Dienstag und Mittwoch steht zu Haus eine Klausurtagung an, auch am Donnerstag hat der CDU-Politiker Termine im Wahlkreis. Der Freitag jedoch ist ein Familientag, so wie er es geplant hat. „Ich nehme mir bewusst Freiräume, und versuche Termine so zu bündeln, dass ich dafür mal vielleicht einen ganzen Tag mit der Familie verbringen kann“, sagt Sven Volmering. Da kommt es auch schon einmal vor, dass sein Handy über Stunden ausgeschaltet bleibt.

Internetminister Volmering?

Noch ist er nicht allzu lange von zu Hause weg, noch geht es mit der Pendelei. Aber was passiert, wenn komplette Sitzungswochen in Berlin stattfinden? Das werde dem Abgeordneten schon „wehtun“, sagt er. Und dass er „etwas Bammel“ habe. Davor, eine Entwicklung der Tochter zu verpassen, nicht helfen zu können bei der Erziehung oder einfach nicht ausreichend da zu sein. Es ist der Augenblick, in dem Sven Volmering grundsätzlich wird: „Mein Lebensziel war immer, Vater zu werden. Aber ich will auch ein guter Vater sein.“ In die andere Richtung hat er diese Bedenken übrigens nicht.

Dass er bei aller Fürsorge für Annalena die politische Arbeit vernachlässigen wird, kann er sich nicht vorstellen. In der Partei wüssten sie ohnehin, „dass ich trotzdem engagiert meine Arbeit erledige“. Für wie talentiert die Union ihn wirklich hält, zeigt ein Interview mit dem Vorsitzenden der Jungen Union, Philipp Mißfelder. Einen Internetminister will der unter der neuen Regierung einrichten und bringt  für den Posten unter anderem einen gewissen Sven Volmering ins Spiel. Der wiederum postet bei Facebook nicht nur den neuen Koalitionsvertrag, sondern bedankt sich beim Kollegen auch „für die Blumen“. Internetminister Volmering? Wirklich? Er wisse diese Aussage richtig einzuordnen, sagt er. Da gäbe es Leute, die den Vorzug vor ihm bekämen. Doch es gefällt Sven Volmering schon: „Als neuer Abgeordneter gleich als Minister gehandelt zu werden – das ist eine schöne Sache.“

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