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Neu erfunden. Vor ihrer Autorenkarriere war Elisabeth Herrmann Journalistin beim RBB.

©  Doris Spiekermann-Klaas

Elisabeth Herrmanns Krimi "Totengebet": Ihr heikelster Fall

Millionen lesen ihre Krimis. In ihrem neuen Roman lässt Elisabeth Herrmann deutsche und israelische Kultur kollidieren. Unser Blendle-Tipp

Früh am Vormittag ist der Jüdische Friedhof in Berlin-Weißensee noch so, wie es sich für das Klischee eines anständigen Friedhofs gehört. Einsam und verlassen, gezeichnet von prachtvollen Mausoleen und verwitterten Grabsteinen. Ein Rest von nassem, schwerem Schnee liegt auf den Wipfeln der Eichen, der Boden ist matschig und Elisabeth Herrmann mit ihren Stiefelchen nicht ganz passend gekleidet. Egal, „wir drehen jetzt eine Runde, Sie werden sehen, was das für einen großartiger Ort ist“. Einer, an dem sich die Zeit für eine Stunde vergessen lässt auf einem Spaziergang durch die eigene Vergangenheit, die jüngere und ältere.

Elisabeth Herrmann hat anstrengende Wochen hinter sich. Da waren die letzten Korrekturen am Manuskript für ihr neues Buch, es heißt „Totengebet“ und erscheint am 15. Februar. Ein Roman ist ein Roman, aber noch lange kein Drehbuch, wie es Elisabeth Herrmann gleich mitverfasst hat, parallel zum Kerngeschäft. Der Film soll Anfang des kommenden Jahres im ZDF laufen, im Sommer beginnen die Dreharbeiten. Eine Woche Roman, eine Woche Drehbuch, in diesem Rhythmus hat sie sich voran gearbeitet und dabei die Fähigkeit perfektioniert, mit dem Öffnen der einen Schublade die andere zu schließen.

Der Roman ist gedruckt, das Drehbuch im Werden, gerade erst hat sie das Treatment fertiggestellt und mit dem ZDF besprochen, „immerhin 100 Seiten, da gab es schon Diskussionsbedarf“. Es hat auch nicht zur zeitlichen Entzerrung beigetragen, dass sie die Filmhandlung von Tel Aviv nach New York verlegt hat. Ganz am Anfang sollte das „Totengebet“ in der jüdischen Gemeinde Berlins spielen, aber Elisabeth Herrmann hat diesen Gedanken schnell verworfen. „Zu gefährlich, die Berliner Gemeinde ist ein hochpolitisches Thema“, an dem man sich leicht den Griffel verbiegen könne. „Haben Sie verfolgt, was bei den letzten Gemeindewahlen passiert ist? Unglaublich!“ Auf dass also keiner der Freunde verprellt werde durch falsche Kleinigkeiten, die für Betroffene eben keine Kleinigkeiten sind, nimmt das Drama nach einem Intro in Berlin nun in Tel Aviv seinen Lauf.

Alles das erzählt sie zwischen dem Abstellen des Autos an der Herbert-Baum-Straße und dem kurzen Fußweg zum schmiedeeisernen Tor. Mit entschiedenem Schritt und wehender blonder Mähne stürmt sie auf den Hauptweg und stoppt abrupt an einer unscheinbaren Kiste – „setzen Sie doch bitte eine Kippa auf!“ So viel Respekt müsse schon sein vor der jüdischen Kultur. Elisabeth Herrmann hat sich dieser Kultur in Reisen nach Israel angenähert, in Berliner Abendgesellschaften und Gesprächszirkeln. Im Lauf der Jahre sind Freundschaften entstanden, sie prägen bis heute ihren Alltag und speisen ihre Neugier auf das jüdische Leben in der Stadt. Dieses Leben atmet längst nicht mehr den Geist der Jahre vor dem braunen Terror, aber „die jungen Israelis sind heute ganz verrückt nach Berlin, das muss ja seinen Grund haben“. Vor ein paar Wochen war Elisabeth Hermann zum Tempelfest Chanukka zu Gast bei Avitall Gerstetter, der ersten jüdischen Kantorin Deutschlands. In der riesigen Wohnung in Oberschöneweide lagen für die Gäste handgestrickte Wollkippas bereit.

In Weißensee tut es Massenware aus Polyester ...

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