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Heinz Sielmann filmt unterstützt von seiner Frau Inge 1949 im Harz.

© Sielmann-Stiftung

Heinz-Sielmann-Stiftung: Leuchttürme für den Naturschutz

Die Heinz-Sielmann-Stiftung betritt neue Wege und plant eine deutschlandweite Förderung von Projekten.

„Mein Mann hatte alle Kontinente bereist und viel gesehen, die großen Abholzungen in Kanada und in Indonesien. Schon Anfang der 60er Jahre hatte er vor den Folgen der massiven Eingriffe des Menschen in die Natur gewarnt und den Klimawandel vorausgesagt“, erzählt Inge Sielmann, die Stiftungsratsvorsitzende der 1994 gegründeten Heinz-Sielmann- Stiftung. „Man muss der Jugend sagen, wie sie mit Mutter Erde umzugehen hat, man muss den jungen Menschen die ökologischen Zusammenhänge im Kleinen erklären, davon war er überzeugt.“

Im Januar 1994 sei die Idee zur Gründung der Stiftung gereift, die dann am 1. Juni in Berlin in den Gesellschaftsräumen des Zoologischen Gartens in Berlin präsentiert wurde. 1988 hatte Sielmann seinen berühmten Film über die Natur an der innerdeutschen Grenze bei Duderstadt gedreht, der im März 1989 gesendet wurde. „Ich wünsche mir einen Nationalpark von der Ostsee bis nach Thüringen“ hat er im Film gesagt. Frau Sielmann fand, dass er sich dabei sehr weit aus dem Fenster gelehnt habe, aber gut ein halbes Jahr später war die Mauer gefallen.

Als bekannt wurde, dass Sielmann seine Stiftung gegründet hatte, bekam er Post von der Stadtverwaltung Duderstadt. Man bot ihm an, das stadteigene Gut Herbigshagen für eine Mark symbolisch für die Stiftungsarbeit zu übernehmen. Seit 2000 hat die Stiftung dort ihren Hauptsitz und zählt jedes Jahr in dem 1996 eröffneten Heinz-Sielmann-NaturErlebniszentrums 25 000 Kinder und Jugendliche zu ihren Gästen, die hier von einem halben Tag bis zu drei Tagen verbringen, um sich mit der Natur auseinanderzusetzen. Ein Jahr später wurde das Natur-Erlebnisprogramm „Tage voller Wunder“ gestartet, das es seit 2002 auch in Wanninchen gibt.

Auch das 1998 gestartete Projekt „Der kleine Landwirt“ empfängt Montag bis Freitag täglich eine Schulklasse, um den Kindern das Leben auf dem Hof nahe zu bringen. Ihr Mann sei der Überzeugung gewesen, dass begeisterte Kinder einen Einfluss auf die Haltung von Eltern und Großeltern haben könnten. Die Bildungsarbeit ist einer der wichtigsten Zwecke der Stiftungsarbeit. Dazu passt auch der 1998 gegründete Verein „Sielmanns Natur-Ranger Deutschland e.V.“, praktisch die Jugendorganisation der Stiftung.

Zur Stiftungsarbeit gehört ebenfalls die fachliche und pädagogische Beratung von Kindergärten und Schulen, die gerne den Namen Heinz Sielmann tragen. „Es gibt vier Schulen mit dem Namen meines Mannes und am 20. September werden wir eine Krankenpflegeschule in Lübben nach meinem Mann nennen“, erzählt Inge Sielmann. „Den Namen vergeben wir, wenn sich das Programm der Schule mit den Stiftungszielen vereinbaren lässt.“ So entstehen praktisch Zellen, aus denen jüngere Menschen die Ideen Sielmanns weitertragen, denn die Stiftung hat ein Problem: Die unter 30-Jährigen wissen mit dem Namen oft nichts mehr anzufangen.

Aber Heinz Sielmann gab sich mit der Bildungsarbeit allein nicht zufrieden. „Ich kann um eine Orchideenwiese einen Zaun ziehen, aber richtigen Naturschutz kann ich nur auf großen Flächen betreiben“, zitiert Inge Sielmann ihren Mann. Es war nicht seine Idee, aber Sielmann nutzte seine Stiftung dafür, im Jahr 2000 mit der Gründung von „Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen“ und dem Kauf von 771 Hektar Bergbaufolgeflächen großräumig Flächen für den Naturschutz zu erwerben und so zu sichern. Daraus entstand das Projekt „Sielmanns Naturlandschaften“. Dazu gehören unter anderem der ehemalige Braunkohletagebau bei Wanninchen, die Groß Schauener Seen und die Döberitzer Heide. Die Natur brauche menschliche Hilfe um sich zu regenerieren, war Sielmann überzeugt. „Der Groß Schauener See ist heute nur dazu da, See zu sein, sonst nichts“, bringt Inge Sielmann die Philosophie auf den Punkt.

Auf den Bergbaufolgeflächen Wanninchen muss natürlich mehr getan werden, da dort die Natur durch Verrutschungen und Absackungen bei steigendem Grundwasser in Bewegung ist. Die Döberitzer Heide hat Heinz Sielmann noch selbst gekauft, erzählt Inge Sielmann. Die Heide sei für ihn die Krönung seiner Arbeit gewesen. „Ich wünsche mir für die Zukunft, dass wir mit unseren Spendern und Sponsoren die Ziele des Naturschutzes auf großen Flächen auch in Zukunft realisieren können, wie etwa beim Biotopverbund Bodensee“, sagt Inge Sielmann.

Damit die Arbeit der Stiftung weiterlebt, müssen ihre Projekte vor allem im Bewusstsein der Öffentlichkeit präsent bleiben. Denn die Zugkraft des Namens Sielmann wird abnehmen, da die Jüngeren den Tierfilmer und Naturschützer nicht mehr kennen. „Wir haben wirklich tolle Projekte, aber die sind noch nicht so präsent in der Öffentlichkeit wie früher ein Heinz Sielmann mit seinen Filmen im Fernsehen“ sagt Michael Spielmann vom Vorstand der Stiftung. „Wo wir regional vertreten sind, läuft es ganz gut, aber wie steht es um Hamburg und München?“ fragt Spielmann.

Um die Präsenz flächendeckend auszubreiten, plant die Stiftung jetzt eine deutschlandweite Förderung von Projekten. „Wir haben dann in jedem Bundesland einen Leuchtturm, um erreichbar zu sein. Das ist wichtig für unser Spendenaufkommen. Neuspender sind entscheidend für das Fortleben der Stiftungsarbeit“, sagt Spielmann. 10 000 Hektar Fläche seien eine große Verantwortung. „Wir akquirieren jetzt auch öffentliche Gelder für Klima- und Artenschutz, etwa um die Biodiversität in den Städten zu erhalten“, so Spielmann.

Heinz Sielmann Stiftung, Gut Herbigshagen, 37133 Duderstadt, Telefon: 05527 914-0, Fax: 05527 914-100, E-Mail: info@sielmann-stiftung.de, www.sielmann-stiftung.de

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