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Mehr als eine Hängelampe. "Tilt" von Nyta lässt sich in alle Himmelsrichtungen drehen.

© Nyta

Beleuchtung: Turn around

Eine Lampe muss nicht langweilig herunterhängen. Die Leuchte „Tilt“ vom Karlsruher Designerduo Johannes Marmon und Johannes Müller lässt sich mühelos um 360 Grad schwenken. Der neueste Clou der Gestalt.

Sie ist keine herkömmliche Pendelleuchte und auch kein Spot – und hat doch von beidem ein bisschen. „Tilt“, die Lampe mit Haltung aus dem Hause Nyta, ist eine Pendelleuchte, die sich schwenken und drehen lässt wie ein Spot, in alle Richtungen, um 360 Grad. Mit einer Konsequenz, die es vorher so nicht gegeben hat.„Es gab drei, vier andere, die etwas Ähnliches hatten, aber beispielsweise nur in eine Richtung schwenkbar waren“, erzählt Johannes Marmon, einer der „Tilt“-Erfinder.

Auf den Markt gekommen ist die Lampe im Sommer 2012, nach gut zwei Jahren Vorlaufzeit und einem Sprung ins kalte Wasser für das Designerduo Johannes Marmon und Johannes Müller aus Karlsruhe. Denn als die beiden zuvor ihren Prototyp bei einigen namhaften Lampenherstellern präsentierten, winkten die ab: Das funktioniere nicht, der Markt sei für so etwas nicht bereit, hieß es in den Absagen. Die beiden jungen Designer waren aber so überzeugt von ihrer Idee, dass sie das Risiko wagten.

Zusammen mit dem Architekten und Lichtplaner Fabian Maier gründeten Marmon und Müller die Firma Nyta und sorgen seitdem selbst mit verschiedenen Partnern nach dem Prinzip der verlängerten Werkbank für die Herstellung. „Da mussten wir uns erst mal mit vertriebs- und herstellertechnischen Fragen auseinandersetzen“, erzählt Produktdesigner Marmon. Seitdem hat die Lampe Verkaufszahlen erreicht, von denen die jungen Designer nicht mal zu träumen wagten – und die sie ungern preisgeben.

Form follows function

Außerdem hat „Tilt“ mittlerweile zahlreiche renommierte Designpreise abgeräumt, unter anderem den Interior Innovation Award 2014, den Design Plus Award 2014 (Light + Building) und den Muuuz International Award; für den German Design Award 2015 ist „Tilt“ nominiert. Am Anfang stand „die Idee, eine Lampe zu schaffen, deren Schirm voll beweglich die Lichtquelle umrahmt, das Licht auffängt und weiterleitet“. Gerade dieser Aspekt war neu am Markt und ist mittlerweile von Nyta patentrechtlich geschützt.

"Tilt" ist verschiedenen Ausführungen lieferbar und eignet sich gut für jeden Raum.
"Tilt" ist verschiedenen Ausführungen lieferbar und eignet sich gut für jeden Raum.

© Nyta

Durchaus analytisch sind die Gestalter an das Projekt herangegangen, und auch beim Design ließen sie sich vom Grundsatz „form follows function“ leiten. Wichtig war ihnen, wie in all ihren Arbeiten, die technische Komponente. Oberhalb der Fassung befindet sich ein kleiner Kegel, auf dem der Schirm aufsitzt. Mühelos und intuitiv lässt sich dieser mit nur einem Handgriff und ohne Hilfsmittel entlang einer schlitzartigen Öffnung in alle Richtungen bewegen.

So leitet „Tilt“ in überzeugender Simplizität weiches Licht dorthin, wo man es gerade haben möchte. Der matt lackierte Aluminiumschirm wird zwar warm, aber nicht heiß, so dass er gut mit den Händen bewegt werden kann. Mittlerweile gibt es „Tilt“ in mehreren Ausführungen: In drei verschiedenen Schirm-Farben, mit drei Meter langen Textilkabeln in acht Farben, als kleinere Variante und als „echten“ Wandspot. Außerdem funktioniert die Lampe mit LED-, Halogen- und herkömmlichen Glühbirnen.

Hunderttausende mikroskopische Löcher im Schirm

Dies gilt auch für den neusten Leuchten-Clou aus dem Hause Nyta: „Fade“ mit einem nach unten und oben offenen Schirm aus 0,08 Millimeter dünnem Edelstahl. Hier stellten sich die Designer die Aufgabe, eine Lampe zu schaffen, die ausgeschaltet eine Opaque-Optik hat, bei Licht aber durchlässig wird. Gelungen ist ihnen dies durch Hunderttausende mikroskopische Löcher im Schirm, die das Licht nach außen abgeben.

Trotz filigranster Verarbeitung sei das nur 70 Gramm wiegende Leichtgewicht relativ stabil, sagt Marmon und rüttelt demonstrativ am Schirm: „Der hält auch gründliches Staubwischen aus.“ Eines der nächsten Produkte könnte eine Stehvariante der „Fade“ werden – in einer der Pendelleuchte entsprechenden feinen und leichten Ausführung.

In Zukunft möchte sich Nyta aber trotz weiterer geplanter Modelle nicht als klassische Leuchtenmarke sehen, sondern viel eher als „Lichtmarke im erweiterten Sinn“, sagt Marmon. Das könnten irgendwann also auch Kerzen, Kronleuchter und Produkte, die mit Tageslicht arbeiten oder Ähnliches sein.

Claudia Holder

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