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Wirtschaft: Aufschlag für alle

Für nahezu jeden Berliner Haushalt steigen die Nebenkosten. Auch Einkaufen, Bauen und Krankenkassen werden teurer

Berlin - Das dicke Ende kommt noch. Erst 2007 will die schwarz-rote Koalition die Bürger so richtig zur Kasse bitten – vor allem bei der Mehrwertsteuer, aber auch durch höhere Beiträge zur Sozialversicherung. Doch bereits 2006 wird für viele Berliner Haushalte das Leben erneut teurer. Vor allem die Preise für Strom, Erdgas und Wasser steigen. Einen Ausgleich durch sinkende Tarife bei der Einkommensteuer, wie noch Anfang 2005, gibt es in diesem Jahr nicht. Die Folge: Nahezu jeder Berliner Bürger dürfte am Ende des Monats höhere Ausgaben zu verzeichnen haben als noch im vergangenen Jahr.

An der Spitze der Preistreiber steht der Versorger Gasag mit einem Aufschlag von acht bis zwölf Prozent. Dabei hatte der Konzern erst im Oktober die Tarife um elf Prozent heraufgesetzt. Auch der Stromkonzern Vattenfall will sechs bis sieben Prozent mehr Geld verlangen, aber erst ab Mai. In den unten stehenden Musterfällen sind diese Aufschläge bereits berücksichtigt. Die Berliner Wasserbetriebe wollen vergleichsweise bescheidene 2,5 Prozent zusätzlich – das seien Mehrkosten von nur 32 Cent pro Person und Monat, rechtfertigt sich das Unternehmen.

Doch die Aufschläge läppern sich. Bereits im vergangenen Jahr haben die steigenden Energiepreise die Inflation in der Republik auf mehr als zwei Prozent getrieben – für 2006 befürchten Experten eine mindestens ebenso hohe Steigerung. Ein Ausgleich durch steigende Löhne und Gehälter ist in den meisten Branchen unwahrscheinlich, trotz der sich bessernden Wirtschaftslage.

Die teure Energie heizt auch in anderen Bereichen die Preisentwicklung an. So verlangt die Deutsche Bahn bereits seit Mitte Dezember für die Fahrscheine im Fernverkehr 2,9 Prozent mehr – weitere Erhöhungen sind nicht ausgeschlossen. Inwieweit das auch bei S-Bahn und BVG in der Hauptstadt der Fall sein wird, muss sich noch zeigen. Bislang versichert der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg, die Preise stabil halten zu wollen – doch das Jahr ist ja noch lang.

Auch die meisten Fluggesellschaften haben einen Kerosinzuschlag eingeführt. Und das Risiko weiterer Verteuerungen besteht für alle Produkte und Lebensmittel, bei deren Herstellung viel Strom oder Benzin eingesetzt werden – das sind Tomaten aus dem Gewächshaus ebenso wie Autos oder Tiefkühlpizza. Fachleute erwarten zudem, dass der Einzelhandel die steigende Mehrwertsteuer nicht auf einen Schlag einführen wird, sondern die Preise im Laufe des Jahres ganz allmählich steigen lassen wird – damit der Schock zur Jahreswende 2006/2007 nicht so groß wird.

Auch der Staat und die Sozialversicherung langen zu. Zum einen wurden die Beitragsbemessungs- und die Versicherungspflichtgrenze angehoben. Zum anderen haben bundesweit vier Allgemeine Orts- sowie mehrere kleinere Betriebskrankenkassen entschieden, die Beiträge anheben zu wollen. Immerhin gibt es die Möglichkeit, die Kasse zu wechseln – günstigster Anbieter für Berlin ist derzeit die IKK Direkt mit einem Satz von 12,0 Prozent.

Zudem hat die Regierung bereits Änderungen im Steuerrecht beschlossen, die für einige teuer werden können. Die Eigenheimzulage ist ersatzlos weggefallen. Bei Abfindungen etwa gibt es künftig keine Freibeträge mehr, sie müssen voll versteuert werden. Auch die Ausgaben für einen Steuerberater dürfen nicht mehr vollständig als Werbungskosten angesetzt werden. Und für neu abgeschlossene Riester-Vorsorgeverträge müssen Männer nun bis zu zehn Prozent mehr Geld bezahlen – der Bund hatte beschlossen, dass sie gegenüber Frauen nicht mehr bevorteilt werden dürfen.

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