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Wirtschaft: Der Lack ist nicht überall ab

Krise, Streik und Stellenabbau: Welche Autoaktien trotzdem interessant sind

Berlin - Die Nachrichten aus der deutschen Automobilbranche schrecken ab. Streiks, Massenentlassung, Absatzflaute. Da sagen sich viele Anleger: Autoaktien – nein danke! Doch die Streiks bei Opel oder der Tarifstreit bei VW sollten nicht als Symptome einer Krankheit verstanden werden, an der sich alle Hersteller gleichermaßen angesteckt haben.

„Anleger sollten nicht bedenkenlos Autoaktien kaufen“, rät Fabian Kania, Analyst bei Helaba Trust. „Die Lage ist schwierig und keiner weiß, wann die Nachfrage nach Autos wieder steigt.“ In Deutschland, dem größten Automobilmarkt in Europa, sanken die Neuzulassungen im September um 3,7 Prozent. Dennoch gilt: Wenn die Nachrichten schlecht sind, schauen sich clevere Anleger erst recht nach den günstig bewerteten Aktien um. Antizyklisch einsteigen, so lautet die Devise für Mutige.

Die Auswahl deutscher Autoaktien ist aber überschaubar – die der Favoriten zumal: BMW und Porsche zählen zu den Dauerrennern der Analysten und stehen auch auf den aktuellen Empfehlungslisten ganz oben. Bei BMW raten 32 von 43 beim Online-Broker Comdirect gelisteten Experten zum Kauf, nur zwei zum Verkauf. Porsche-Aktien werden Anlegern von 24 Analysten ans Herz gelegt, fünf Banken raten ab, 13 empfehlen, die Aktien zu „halten“.

Die Hypo-Vereinsbank (HVB) hält beide Aktien für einen Tipp. „Auch europaweit sind beide Spitze“, sagt Albrecht Denninghoff von der HVB. Zwar stufen die Experten den Autosektor insgesamt nur mit „neutral“ ein. BMW und Porsche heben sich vom Durchschnitt aber ab, weil sie beweisen, wie sich im oberen Preissegment Absatzzahlen gegen den Trend steigern lassen. So legte bei den Zulassungen im September von den deutschen Autobauern einzig BMW mit 18,7 Prozent zu. Porsche bleibt der profitabelste Autohersteller der Welt.

Sal. Oppenheim-Analyst Michael Raab sieht den fairen Wert der Sportwagen-Aktie bei 544 Euro – immerhin ein Aufschlag von 5,6 Prozent zum aktuellen Stand bei 515 Euro. Porsche schätze die Verkaufszahlen des neuen „Boxster“-Modells, das bei gleicher Ausstattung sechs Prozent weniger als der Vorgänger kostet, „viel zu konservativ“ ein. Die von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking am Mittwoch per Zeitungsinterview verbreiteten Sorgen, der Konzern werde wegen des Dollar-Kurses künftig unter Kostendruck geraten, sind bei Experten seit langem bekannt. Helaba-Analyst Kania ist trotzdem pessimistisch: Er hält das Kurspotenzial bei Porsche für begrenzt und rät zum Verkauf.

Da der Preisdruck vor allem bei Massenherstellern wie VW zunehmen dürfte, empfehlen Analysten generell eher die Aktien von Herstellern exklusiverer Autos. Die französischen Produzenten Peugeot und Renault, die gerne als Ausnahmen von der Regel genannt werden, verlieren ebenfalls an Glanz: Im September mussten beide rückläufige Zulassungszahlen hinnehmen. „Die Lage bei den Franzosen ist nicht schlecht“, meint HVB-Analyst Denninghoff. „Aber die Aktien sind schon zu gut gelaufen.“ So legten PSA-Titel in einem Jahr fast 28 Prozent zu, bei Renault waren es 18 Prozent. Der französische Leitindex CAC40 gewann im gleichen Zeitraum nur gut zehn Prozent.

Deutlich schlechter als der Dax (plus 13 Prozent) legte die Daimler-Chrysler-Aktie (plus drei Prozent) in den letzten zwölf Monaten zu. Kein Grund für Analysten, die Aktie abzuschreiben: „Der neue Chrysler 300 ist ein Erfolg“, sagt Fabian Kania. Könne der Konzern mit seiner angeschlagenen US-Tochter nachlegen, sollten sich Anleger die Aktie genauer ansehen.

MODELLOFFENSIVE

Die aktuellen Modelle der drei Top-Marken kommen an der Börse an: Der Boxster von Porsche, der Mercedes CLS und der 1er-BMW.

KLASSE STATT MASSE Analysten empfehlen Aktien der Premium-Marken. Bei Massenherstellern wie Volkswagen sei der Preisdruck zu groß. Fotos: dpa (2), promo

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