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Wirtschaft: Einfach, biegsam, flexibel

testet eine Angel In Berlin und drum herum gibt es reichlich Wasser. Folglich muss es in Berlin auch Fische geben.

testet eine Angel In Berlin und drum herum gibt es reichlich Wasser. Folglich muss es in Berlin auch Fische geben. Man könnte es so machen wie Tom Sawyer. Man könnte einen Grashalm in den Mund stecken und am Flussufer die Angel auswerfen. Man könnte auf muntere Weise Welse, Barsche und Hechte herausziehen. Man könnte Freunde zu einem selbst gefangenen Festmahl einladen. Das ist eine hübsche Idee.

Im Anglerladen „Fisherman’s Friend“ erfährt man, dass es nicht einfach ist, in Berlin ein Angler zu sein. Zuerst braucht man einen Fischereischein. Um den einfachsten Schein zu bekommen, sind ein Dreißig-Stunden-Kurs und das Bestehen einer Prüfung nötig. Außerdem erhebt das Land von all seinen Anglern die jährliche Fischereiabgabe, mit dem Geld werden angeblich Jungfische gezüchtet. Mit anderen Worten: Bevor der Angler seinen Fisch aus dem Wasser zieht, hat er ihn bereits bezahlt. Alles andere heißt „Fischwilderei“. Und wer es nur mal ausprobieren möchte? Ob es klappt? Ob es Spaß macht? Es müsste Schnupperkarten geben, für 14 Tage oder so. Gibt es aber nicht.

Wer als Anfänger mit einer Angel hantiert, erkennt schnell seine Grenzen. Die Schnüre verheddern sich in einem Tempo und mit einer Radikalität, die fassungslos machen. In welche Richtung muss man überhaupt kurbeln? Nein: Das richtige Gerät für Anfänger heißt „Stipp“. Ein „Stipp“ ist eine einfache, biegsame, zusammenschiebbare Angelrute, in unserem Falle fünf Meter lang und von der Firma „Barracuda“. Preis: 12,50 Euro. Sie hat gottlob keine Kurbel. Die Schnur mit Haken, Blei und Schwimmer (1,50 bis drei Euro) wird extra gekauft und einfach an der Angelspitze festgeknotet. Die Schnur sollte etwa so lang sein wie die Rute. Verhedderungsgefahr ist zwar immer noch vorhanden, aber mit ein bisschen Geduld kriegen Laien die Sache hin. Was man noch braucht? Köder. Der Herr im Angelshop rät zu lebenden Maden. Einige Exemplare, genau genommen recht viele, sind uns aus dem Plastiktöpfchen entkommen und im Kühlschrank mit provozierender Lässigkeit umhergekrabbelt. Dies erschien uns als böses Omen.

Es war aber ein gutes. Ort: das Ufer der Havel. Der erste Fisch biss nach ein paar Sekunden. Später bissen weitere. Es handelte sich um die Sorte „Güster“, die sich in der Havel fast wie Ungeziefer vermehrt und dringend weggefangen werden muss, insofern hatten wir kein schlechtes Gewissen. Welse und Barsche hätten wir, das Gewissen unterdrückend, ebenfalls akzeptiert. Oder auch Lachs.

Der Stipp funktioniert bestens und ist nicht teuer – er wird gekauft. Das ist übrigens keine Aufforderung zur Wilderei. Im Gegenteil, wir distanzieren uns in aller Form von diesem scheußlichen Verbrechen.

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