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Versicherungen: Für die Katz’

Die Allianz steigt in den Markt für Tierversicherungen ein – Verbraucherschützer halten wenig von den Angeboten.

Die Assekuranz kommt auf den Hund – und will Krankenversicherungen für Tiere, die im Ausland schon seit Jahrzehnten üblich sind, nun auch in Deutschland flächendeckend vertreiben. Gerade ist die Allianz in den Nischenmarkt eingestiegen. Seit Anfang Juli bietet sie Policen für Hunde und Katzen an. „Diese Tiere werden für das Seelenheil der Menschen immer wichtiger“, meinte Allianz-Vorstand Karl-Walter Gutberlet in München bei der Vorstellung der neuen Tarife.

Angesichts einer überalternden Gesellschaft und einer wachsenden Zahl von Single-Haushalten würden Tiere oft zu Familienmitgliedern und einem Partnerersatz. Auch die Zahlungsbereitschaft für Tiere nehme zu, sagte der Geschäftsführer des Verbands praktizierender Tierärzte, Heiko Färber. In Schweden, wo es Tierkrankenversicherungen schon seit 30 Jahren gibt, sei bereits jeder vierte Vierbeiner versichert, in Großbritannien jedes vierte Haustier.

In Deutschland hat nur ein Prozent aller etwa 13 Millionen Hunde und Katzen einen Krankenschutz. Die Allianz wittert großes Potenzial, denn im Allgemeinen knausern die Deutschen bei ihren Haustieren nicht. Rund vier Milliarden Euro geben sie pro Jahr für Futter und sonstigen Tierbedarf aus. Da sollte auch noch eine Krankenversicherung drin sein, hofft zumindest der Versicherer.

Er wirbt mit Fallbeispielen. Muss bei einem Golden Retriever eine Magendrehung operiert werden, werden rund 2000 Euro fällig. Das Verdrahten und Nageln gebrochener Katzenknochen schlägt demnach mit 840 Euro zu Buche. Die monatlichen Kassenbeiträge bei der Allianz sollen für Hunde je nach Rasse, Alter und Umfang des Schutzes zwischen 27 und 42 Euro kosten, für Katzen werden zwischen 18 und 28 Euro fällig. Als nach eigenen Angaben einziger Anbieter erstattet die Allianz auch homöopathische Tierbehandlungen.

Verbraucherschützer sind alles andere als überzeugt von dem Angebot. „Da halte ich nichts davon“, sagt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Eine Tierkrankenpolice sei kein existentiell wichtiger Schutz wie etwa eine private Haftpflicht- oder Berufsunfähigkeitsversicherung. Mit hochgerechnet einigen hundert Euro Beitrag pro Jahr fresse eine solche Police aber Summen auf, die mancher Haushalt nicht zur Verfügung habe. Verbraucherschützer verweisen auch kritisch auf das Kleingedruckte, das bei Tierpolicen oft besonders schwer durchschaubar sei. Bei einigen Versicherern erhielten Hunde und Katzen ab fünf, sieben oder acht Jahren überhaupt keine neue Versicherung mehr, andere sortierten nach Rasse und damit nach Risikoklasse. Denn große Hunde gelten beispielsweise als besonders anfällig für teuere Gelenkkrankheiten. Oft gebe es auch einen Eigenanteil, der zwischen zehn und 30 Prozent liege. Wohnungskatzen könnten zudem billiger versichert werden als Freigänger. „Man muss fast ein Tierarzt sein, um beurteilen zu können, was eine Police wert ist“, betont Verbraucherschützerin Weidenbach. Oft sei gerade das Gewöhnliche wie eine Impfung nicht mitversichert.

Die Allianz ist dennoch überzeugt, auf einen Trend zu setzen und will in gut fünf Jahren die Agila mit dann bis zu 100 000 Policen als deutschen Marktführer für Tierkrankenversicherungen ablösen. Auch über Pferdeversicherungen wird in München bereits nachgedacht.

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