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Panorama: 13-Jährige machte freiwillig mit

Sie hatte den Pädophilen beim Chat kennengelernt

Sie hatte den Pädophilen beim Chat kennengelernt

Berlin - Als der Mann aus dem Internet-Chat fragt, ob sie nicht ein paar Fotos von sich machen könne, sagt das 11-jährige Mädchen aus Halle/Westfalen zu. Sie vertraut ihm, schließlich schreiben sie sich jetzt schon einen Monat hin und her. Später wird sie der Polizei erzählen, dass sie den Mann „sehr sympathisch“ fand.

Deshalb sei sie auch seinem Wunsch gefolgt. Wie, das schilderte sie der Polizei. Sie stellt die Digitalkamera in ihrem Kinderzimmer auf. Dann aktiviert sie den Selbstauslöser. Zweimal blickt sie mit ihren braunen Augen, den langen blonden Haaren und dem blauen Top in die Kamera. Für die anderen vier Fotos zieht sie sich aus und setzt sich so hin, wie es ihr der Mann aus dem Internet beschrieben hat – es sind eindeutig sexuelle Posen, heißt es im Polizeibericht. Als sie fertig ist, schickt sie die Bilder ihrem vermeintlichen Freund. Sie sind mit dem 8. Juni 2004 datiert. Wann der Kontakt zwischen den beiden abbricht, ist unklar. Fest steht nur, dass der Chat-Partner die Bilder der damals 11-Jährigen ins Internet stellt und in der Kinderpornoszene handelt. Jeder, der hier Zugang hat, kann sie speichern und sie sich immer wieder ansehen. 2005 wurden die Fotos erstmals von Fahndern der Zentralstelle Kinderpornografie des Bundeskriminalamtes (BKA) entdeckt, jedoch gab es keine Spur zu Opfer und Täter. 2006 tauchten die Fotos erneut in der amerikanischen Pädophilenszene auf, das FBI informierte die deutschen Behörden.

Weil die Beamten mit ihren Ermittlungen nicht vorankamen, veröffentlichten sie am vergangenen Donnerstag zwei Bilder des Mädchens – eine ungewöhnliche Methode, denn normalerweise müssen minderjährige Missbrauchsopfer für die Öffentlichkeit unkenntlich gemacht werden. Doch die Polizei vermutete, dass das Mädchen weiterhin in seinem engsten Familienumfeld missbraucht wird. Die Veröffentlichung war ihr letztes Mittel, um das Mädchen zu finden. Auch in der ZDF-Fernsehsendung Aktenzeichen XY ... ungelöst“ am vergangenen Donnerstag wurden die Bilder gezeigt. Zufällig schaute die Schwester des Mädchens zu und erkannte ihre Schwester. Sofort informierte sie ihre Mutter. Noch am Freitag ging die mit ihrer heute 13-jährigen Tochter zur Polizei. Dort erzählt das Mädchen, wie die Fotos entstanden sind. Es war vermutlich das erste Mal, dass das Mädchen darüber sprach. Sie sei „sehr schüchtern“ gewesen, sagt der zuständige Oberstaatsanwalt Reinhard Baumgart von der Staatsanwaltschaft Bielefeld. Die Mutter habe von alldem nichts geahnt. Die Polizei fahndet jetzt nach dem Mann.

Dass Eltern nicht wissen, mit wem ihre Kinder im Internet kommunizieren, ist kein seltener Fall, sagt Friedemann Schindler, Leiter von jugendschutz.net. Dabei sei Vorsicht angebracht, denn immer wieder würden Pädophile versuchen, über das Internet Kontakt zu Minderjährigen aufzunehmen. So geben 51 Prozent der 12- bis 19-Jährigen bei einer Umfrage des medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest an, im Internet schon schlechte Erfahrungen gemacht zu haben.

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