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Die Niederlande im Willem-Fieber. Aufdruck auf einem T-Shirt.

© dpa

Update

Amtsantritt von Willem-Alexander: Niederlande: Das verspottete "Königslied" wird doch gesungen

Eine Soap ohne Ende: Zehntausende Niederländer verhöhnten das Königslied, der Komponist zieht es zurück, das Nationale Festkomitee zum Thronwechsel entscheidet: Das Alte ist das Neue.

Das von Tausenden Niederländern heftig verspottete „Königslied“ wird nun doch am Tag des Thronwechsels gesungen. Das beschloss das Nationale Festkomitee am Montagabend. Sofort nach der Ankündigung rauschten die Kommentare durch die Sozialen Netzwerke: Tausende Niederländer reagierten schockiert, wütend und ungläubig.

Hohn und Spott hatten den niederländischen Komponisten John Ewbank am Wochenende dazu veranlasst, sein „Königslied“, das zum Amtsantritt von Willem-Alexander am 30. April abends bei einem „Mitsingkonzert“ in der Ahoy-Halle in Rotterdam von vielen Chören und Künstlern angestimmt werden sollte, zurückzuziehen. Seit der Premiere am vergangenen Freitag war es auf allen Radiostationen zu hören – gerade noch rechtzeitig, um Schlimmeres zu verhindern: „De W van Willem“. Das hört sich noch gut an, doch wer die fünf Minuten und acht Sekunden über sich ergehen lässt, bekommt wirklich Ohrenschmerzen. Eine unglaubliche Mischung aus zuckersüßer Schnulze, hohen Fiepsstimmen, pathetischen Chören und dazwischen immer wieder der Rap über das W von Willem, um es scheinbar allen Musikrichtungen recht zu machen. „Das war eine schwierige Aufgabe“, räumte das Komitee ein und entschied sich dennoch für den Song. „Es ist schließlich nur ein Lied, mehr nicht“, sagte van den Ende

Die Niederländer regeln gerne alles demokratisch. Aber wenn nach einem Aufruf 3300 Einsendungen mit typisch niederländischen Eigenschaften eintreffen und Textbausteine wie Fahne, Löwe, Eintopf, Deich den Komponisten inspirieren sollen, dann kann das eigentlich nur kitschig und peinlich werden.

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„Da stehst du jetzt, du sahst diesen Moment so oft in deinen Träumen und nun ist er gekommen. Der Tag, von dem du wusstest, dass er kommt, ist endlich da. Bist du dafür bereit? Kannst du das wirklich jemals sein?“, geht es säuselnd los zu einem einsamen Piano, bis man sich zur Mitsingstrophe durchgehört hat, die dann mit Macht donnert: „Durch Regen und Wind werde ich bei dir bleiben, ich werde dich gegen alles beschützen, was kommt. Ich werde wachen, wenn du schläfst. Ich behüte dich vor dem Sturm. Ich bewahre dich in Sicherheit, solange ich lebe.“

Ja, sie halten zusammen, die Niederländer, aber es tut weh: „Wie klein wir auch sind, unsere Taten sind groß ...“ In einer „gekrönten Republik“ ist das zu viel. Dazwischen gibt es noch Rap-Einlagen: „Drei Finger in die Luft, ..., das W von Willem ist das W von Wir ...“ Über Twitter und Facebook brach ein Sturm der Entrüstung los, Online-Petitionen und Websites gegen das Lied wurden gestartet und hatten riesigen Zulauf.

Die Facebook-Seite des Komponisten wurde gestürmt, er wurde sogar bedroht. Das geht nun wiederum vielen Niederländern zu weit. Das Nationale Komitee zur Amtseinführung muss sich nun überlegen, mit welchem Lied am Abend in Rotterdam die Niederländer doch noch in Oranjeseligkeit vereint werden können. (mit dpa)

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