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Panorama: Da hilft nur noch beten

Drogenhandel, Bestechung, Sex – Griechenlands Bischöfe versinken in einem tiefen Skandal-Sumpf

Die griechisch-orthodoxen Würdenträger verbringen seit Wochen schlaflose Nächte angesichts der immer neuen Enthüllungen über Verfehlungen führender Geistlicher. Jetzt sollen auch die Gläubigen auf etwas Schlaf verzichten: für kommenden Montag hat die Kirchenleitung in allen Kirchen und Kathedralen des Landes Nachtmessen angesetzt. Vom frühen Abend bis zum Morgengrauen sollen die Gemeinden unablässig dafür beten, „dass die Krise überwunden wird“. Doch die eskaliert. Eben erst akzeptierte die Bischofssynode den Rücktritt des Metropoliten von Thessalien, der des Drogenhandels, der Bestechung und homosexueller Verfehlungen beschuldigt wird, da geraten nun weitere Kirchenführer ins Zwielicht. Dionysios, der Bischof von Chios, wird beschuldigt, auf Bankkonten in den USA rund 17 Millionen Dollar gebunkert zu haben. Dass griechische Gottesmänner Millionäre sind, ist offenbar nicht ungewöhnlich. Auch der Bischof von Attika, Panteleimon, verfügt über Guthaben von rund drei Millionen Euro – „Ersparnisse, für mein Alter“, erklärte der vorläufig vom Dienst suspendierte Würdenträger, der nun auch noch erklären muss, warum er eine Briefkastenfirma in der Karibik unterhält. Ein weiterer Metropolit, der sich nun vor der Bischofssynode rechtfertigen muss, ist Nikiforos, Bischof der nordgriechischen Provinzgemeinde Didymoteichon. In seinem Fall geht es um sexuelle Eskapaden. Unterdessen werden die Rufe nach einem Rücktritt des Athener Erzbischofs Christodoulos immer lauter. In einer Telefonumfrage der Zeitung „Ta Nea“ forderten fast 70 Prozent der Befragten, das Oberhaupt der Kirche Griechenlands müsse sein Amt abgeben. Christodoulos werden Verbindungen zu einem steckbrieflich von Interpol gesuchten Drogendealer vorgeworfen. Ranghohe Geistliche werden verdächtigt, Richter und Staatsanwälte bestochen zu haben, um Gerichtsverfahren abzubiegen und Drogenhändler vor der Untersuchungshaft zu bewahren.

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