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Wie hier am Bogoriasee sammelt sich Wasser im Graben.

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Dehnung der Erdkruste: Ein neuer Ozean entsteht mitten in Afrika

Gewaltige Kräfte reißen die Erde auseinander. Irgendwann werden die riesigen Täler mit Meerwasser geflutet. So stellen sich Geowissenschaftler den Wandel vom Festland zum Ozean vor.

Afrika bricht auseinander. Im Osten des Kontinents, von wo aus die Menschheit die Erde eroberte, dehnt sich die Erdkruste unaufhaltsam. Lange Furchen durchziehen die Landschaft, sie verbinden sich zu langen, großen Tälern. Bis schließlich von Norden her Meerwasser in die lange Kerbe schießt und einer gewaltigen Sintflut gleich tief liegende Areale ertränkt. So zumindest stellen sich Geowissenschaftler den Wandel vom Festland zum Ozean vor.

Ob die Menschheit das noch erleben wird, ist zweifelhaft. Einige Millionen Jahre wird es wohl noch dauern. Doch bereits die Vorboten machen den Bewohnern dieser Gegend zu schaffen. Immer wieder bebt die Erde zwischen Ägypten und Mosambik, spucken Vulkane Rauch und Lava.

Die Feuerberge, aber auch einzelne langgestreckte Seen wie der Tanganjika- und der Malawi-See, zeichnen die Spur des gewaltigen Bruchs im afrikanischen Untergrund nach. Um ihn zu verstehen muss man tief in die Erde hineinschauen. „Die Ursache dafür ist heißes Material aus dem Erdmantel, das nach oben steigt“, sagt der Geophysiker Georg Rümpker von der Universität Frankfurt (Main), der im Projekt „Riftlink“ das Auseinanderbrechen erforscht. „Das mehrere hundert Grad Celsius heiße Gestein drückt von unten gegen die feste Erdkruste und wölbt sie auf.“ Bis zu mehreren hundert Meter werde die Landschaft emporgehoben, berichtet er.

Die Folge: Die Kruste bricht auseinander – was sich durch zahlreiche Erdbeben zeigt – und das Magma drängt über Vulkanschlote teilweise bis ans Tageslicht. Die Gesteine, die an den Vulkanflanken liegen, sind oft tiefschwarz. Es sind Basalte, wie sie auch an den Mittelozeanischen Rücken etwa im Atlantik zu finden sind. Damit wird klar, wo die Reise hingeht. Mit jedem neuen Magmenschub entsteht zwischen den ungleichen Kontinenthälften schrittweise ein Ozeanboden. Ähnlich hat auch der Atlantik begonnen, vor gut 140 Millionen Jahren. Was damals mit einigen Rissen im Festland begann, ist heute der zweitgrößte Ozean.

„Ob aus dem Ostafrikanischen Graben auch ein großer Ozean wird oder ob die Lücke durch die Bewegung der Kontinente wieder geschlossen wird, lässt sich noch nicht sagen“, erläutert Römpker. Zwar gibt es Modellrechnungen, wonach das künftige Ostafrikanische Meer wächst, doch diese Schätzungen in eine Zukunft von vielen Jahrmillionen sind eher spekulativ.

Neu ist die afrikanische Trennung nicht. Seit knapp 20 Millionen Jahren kriselt es bereits in der Kruste. „Der wesentliche Treiber ist ein sogenannter Hot Spot in Nordostafrika“, sagt der Frankfurter Geophysiker. Damit wird eine Art „Schlauch“ bezeichnet, der aus dem tiefen Erdmantel kontinuierlich heißes Material nach oben fördert. „Um den Hot Spot gruppieren sich drei große Bruchzonen: das Rote Meer, der Golf von Aden und das Ostafrikanische Grabensystem.“

Mit mehreren Millimetern, teilweise bis zu drei Zentimetern pro Jahr, bewegen sich die Erdplatten auseinander, sagt Rainer Kind vom Deutschen Geoforschungszentrum Potsdam, der ebenfalls am Riftlink-Projekt beteiligt ist. „Diese Gegend ist eine der aktivsten Riftzonen der Erde“, fügt er hinzu. Andere Beispiele sind etwa der Baikalsee oder der Rheingraben, der sich zwischen den Vogesen und dem Schwarzwald auftut. „Wobei Letzterer aus geologischer Sicht fast tot ist.“

Anders in Ostafrika. Immer wieder gibt es Meldungen von starken Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Manche Forscher meinen sogar eine Häufung in den letzten Monaten zu beobachten. Welche Bedeutung genau diese jüngsten Beobachtungen haben, ist umstritten. „Eine gewisse Schwankung gibt es immer“, sagt Kind. „Ich rechne nicht damit, dass sich in naher Zukunft dramatische Änderungen ergeben.“ Es wird also wohl doch noch eine Weile dauern, bis sich der neue Ozean gebildet hat.

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