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Panorama: Den Handel treiben

Die Artenschutzkonferenz in Bangkok geht im Kampf um aussterbende Tierarten nur wenige Kompromisse ein

Bangkok/Berlin - Japan hat sich wieder einmal vergeblich angestrengt. Der Versuch des asiatischen Landes, den Schutzstatus für Zwergwale beim Washingtoner Artenschutzabkommen (Cites) zu mindern, ist in Bangkok gescheitert. Seit knapp zwei Wochen verhandeln 166 Vertragsstaaten des Umweltabkommens in der thailändischen Hauptstadt über den Schutz gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Je nachdem, auf welchem so genannten Anhang die Arten gelistet sind, ergeben sich daraus internationale Handelsbeschränkungen. Und der Zwergwal bleibt in der höchsten Schutzstufe. Das heißt: Auch in Zukunft darf mit dem Fleisch der Zwergwale kein Handel getrieben werden.

Da, wo der Zwergwal schon ist, wird künftig auch der weiße Hai gelistet werden. Der Meeresräuber ist seit Jahren selbst akut gefährdet, vor allem weil er von Sportfischern gnadenlos gejagt wird. Dabei interessieren sich die Männer auf ihren schicken Jachten vor Südafrika oder Australien meist nur für die eindrucksvollen Zähne des Tieres. Der Rest landet meist ungenutzt im Meer. Auch der Napoleonfisch, einige Schildkrötenarten und Flussdelfine sollen in Zukunft besser geschützt werden.

Die 13. Cites-Vertragsstaatenkonferenz, die am Donnerstag endet, hat eine Vielzahl neuer Arten in ein höheres Schutzniveau eingestuft. Denn neben dem Verlust von Lebensräumen ist der legale oder illegale Handel mit Pflanzen und Tieren der wichtigste Grund für das Aussterben ganzer Arten. Ganz neue Handelsbeschränkungen haben die Vertragsstaaten beispielsweise für das Tropenholz Ramin eingeführt. Es wird in Indonesien aus dem Gonostylos-Baum gewonnen und überwiegend illegal gehandelt. Nach Informationen von Volker Homes vom World Wide Fund for Nature (WWF) wird das Holz meist über Malaysia verschoben und landet dann als Zierleiste, Möbelstück oder Fensterrahmen in Europa oder den USA. Und da Indonesien nicht mehr daran glaubt, das Problem selbst lösen zu können, hat der Inselstaat den Antrag auf einen besseren Schutz sogar selbst gestellt. Das sahen die anderen Vertragsstaaten offenbar genauso. Für Ramin werden nun strenge Handelsbeschränkungen eingeführt. „Das ist wirklich ein Durchbruch für den Schutz des Tropenholzes“, sagt Volker Homes.

Die Umweltschützer sind aber auch noch mit weiteren Entscheidungen in Bangkok sehr zufrieden. So ist zwar der Antrag Kenias gescheitert, für die kommenden 20 Jahre auf jeden Handel mit Elfenbein zu verzichten, was Deutschlands Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) sehr bedauert. Gleichzeitig ist Namibia aber mit dem Versuch gescheitert, sich künftig eine jährliche Handelsquote von zwei Tonnen Rohelfenbein genehmigen zu lassen. Der Handel mit den Stoßzähnen der Elefanten bleibt also stark eingeschränkt. Und auch der unbeschränkte Handel mit Elfenbeinschnitzereien, den sich Südafrika gewünscht hatte, wird künftig nicht zugelassen.

Nur in zwei Fällen machte die Cites-Konferenz große Zugeständnisse an die Antragsteller: Namibia darf künftig jährlich fünf vom Aussterben bedrohte Spitzmaulnashörner an Trophäenjäger verkaufen. Südafrika darf sogar zehn Dickhäuter zum Abschuss freigeben. „Für den Abschuss eines Spitzmaulnashorns zahlen betuchte Hobbyjäger bis zu 100 000 US-Dollar“, sagt Daniela Freyer von der Umweltorganisation Pro Wildlife. Das Geschäft lohnt sich also. Und auch Leoparden dürfen künftig im südlichen Afrika wieder mehr geschossen werden. Namibia darf künftig 250 statt 100 der Raubkatzen als Trophäen aus dem Land ausführen. Die südafrikanische Quote ist von 75 auf 150 Tiere erhöht worden, obwohl keine zuverlässigen Bestandsschätzungen vorliegen, wie Freyer kritisiert. Zum Abschluss der Konferenz sollte es noch um ein besonders heikles Thema gehen. Heilpflanzen der traditionellen chinesischen Medizin sollen besser geschützt werden. Volker Homes sagt: „Heilpflanzen sind oft, kaum entdeckt, schon bedroht.“ Denn die chinesische Medizin wird vor allem in den Industriestaaten immer populärer. Damit entstehen immer neue Märkte für angeblich oder tatsächlich heilende Pflanzen- oder Tierbestandteile, die es für Wilderer oder Pflanzenräuber attraktiv machen, sie weiterzuverkaufen.

Namibia darf künftig 250 statt bisher 100 Leoparden schießen lassen. Die Lage dieser gefährdeten Raubkatzen gilt als prekär.

Südafrika darf jährlich zehn Nashörner zum Abschuss freigeben. Jäger zahlen bis zu 10000 US-Dollar für das Recht, ein Tier zu erlegen.

Der weiße Hai wird wegen der Zähne gejagt. Sie werden herausgebrochen, der Hai ins Meer zurückgeworfen. Tsp

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