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Sternekoch Tim Raue.

© Kai-Uwe Heinrich

Die 50 besten Restaurants der Welt: Das spanische Imperium schlägt zurück

„El Celler de Can Roca“ wurde wieder zum besten Restaurant der Welt gewählt. Der Berliner Tim Raue macht einen Sprung nach vorne - er ist jetzt immerhin auf Platz 52.

Ein Riesenereignis – und umstritten wie kein zweites in der Branche. Am Dienstagabend wurde in London die Liste der „50 besten Restaurants der Welt“ vorgestellt, die als „Pellegrino- Liste“ bekannt ist und alljährlich in aktualisierter Form erscheint. Rund eintausend Juroren – Köche, Funktionäre, Journalisten – sind an der Auswahl beteiligt.

Auch in diesem Jahr werden die üblichen Verdächtigen in leicht veränderter Folge genannt. Auf Platz eins liegt das „Celler de Can Roca“ der Roca-Brüder im nordspanischen Girona, das im Vorjahr vom Kopenhagener „Noma“ verdrängt worden war; dieses rutschte nun auf Platz drei. Dazwischen landete als Aufsteiger auf dem zweiten Platz die „Osteria Francescana“ im italienischen Modena.

Es folgen das „Central“ in Lima/Peru und das „Eleven Madison Park“ in New York, dessen Küchenchef, der Schweizer Daniel Humm, auch zum besten Koch gewählt wurde. Spanien dominiert mit fünf Restaurants unter den ersten zwanzig, Süd- und Mittelamerika sind im Kommen, Belgien und Holland sinken ab.

Deutsche Köche werden in dieser Wertung traditionell eher gering geschätzt. Joachim Wissler vom „Vendome“ in Bensberg landet auf Platz 30, Sven Elverfeld („Aqua“, Wolfsburg) auf 33. Nimmt man die ergänzende Liste der Plätze 50 bis 100 hinzu, so findet man den Berliner Tim Raue auf Rang 52, ein Sprung um 20 Plätze nach oben – das war dann auch schon alles für Deutschland. Bestes Restaurant im deutschsprachigen Raum ist Heinz Reitbauers „Steirereck“ in Wien auf dem 15. Platz.

Wer liegt im Trend?

Worin liegt die Bedeutung dieser Wahl? Beste Restaurants gibt es genauso wenig wie beste Cellisten oder beste Außenpolitiker – die „Pellegrino-Liste“ zeigt also wohl eher, welche Restaurants gegenwärtig in der Szene am meisten diskutiert werden und somit zumindest als stilistisch trendsetzend gelten können. Diese Szene allerdings denkt offenbar sehr eurozentrisch: Es ist eigentlich kaum verständlich, dass nur zwei Restaurants in Japan unter den Top 50 sind, während der Guide Michelin dieses Land doch über alle anderen stellt.

Ganz China spiegelt sich im „Ultraviolet“ des Franzosen Paul Pairet in Schanghai, ganz Afrika im „Test Kitchen“ in Kapstadt, das von einem Briten geführt wird, der ebenfalls einen internationalen Fusion-Stil kocht, wie er überall in der Welt möglich wäre. Und was die Frauen angeht, so stehen nur zwei in der Liste: Elena Arzak aus San Sebastian (17) und Helena Rizzo aus São Paulo auf Rang 41.

Tim Raue in Berlin aber kann zufrieden sein – vor allem aus geschäftlichen Gründen. „Der zweite Michelin–Stern hat eine Menge ausländische Gäste gebracht“, sagte er kürzlich, „aber was richtig knallt, ist der Sprung auf die Pellegrino-Liste, das war wichtiger als alles andere.“ Insofern hat er Grund zur Freude und den Sprung unter die Top 50 in greifbarer Nähe.

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