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Panorama: Die Retter von nebenan

In Kenia standen Hotels in Flammen, Minuten später waren Bundeswehrsoldaten zur Stelle – kein Urlauber verletzt

Bis auf die Grundmauern wurden die Wand an Wand liegenden Hotels „Paradise", „Coral-Beach", „Shanzu" und „Palm-Beach" an der Shanzu-Küste nördlich von Mombasa durch das Feuer zerstört. Doch der Begriff „Grundmauer" bei kenianischen Hotels ist relativ, denn im Prinzip bestehen sie aus einfachen Mauern mit einem hohen Reetdach – genannt Makuti – darauf.

Es brennt in Afrika und deutsche Touristen werden binnen Minuten von deutschen Soldaten gerettet: Das Marinefliegergeschwader aus Nordholz ist in einem umgebauten Ferienhotel in Mombasa einquartiert. Als es im Nachbarhotel brannte, waren Feldjäger rasch beim Einsatz.

Gefüllte Gasflaschen explodierten, und wie Zunder brannten die reetgedeckten Hotelräume einer nach dem anderen ab. Die vier Luxushotels mit insgesamt 1500 Betten gehören der in Allschwil in der Schweiz ansässigen Kette „African Safari Club", die auch ein Büro in Stuttgart unterhält. Der Brand breitete sich gegen 19 Uhr Ortszeit am Montag aus, als die meisten Hotelgäste auf dem Weg zum Dinner auf den festlich geschmückten Terrassen waren. Keine der rund 600 in Sicherheit gebrachten Personen – darunter die Mehrzahl Deutsche, aber auch Franzosen und Italiener – wurde verletzt. „Fünf bis sechs Kilometer entfernt von unserem Hotel beobachteten unsere Feldjäger einen Feuerschein – eine große Hotelanlage stand in Flammen", berichtete Korvettenkapitän Marc Höhner.

Sofort seien 40 Marinesoldaten ausgerückt, um die lokale Polizei zu unterstützen. Man habe den Verkehr geregelt, die Evakuierten herausgeleitet und die Touristen auf andere Hotels verteilt. Die 130 deutschen Marineflieger aus Nordholz in Niedersachsen sind seit zwei Jahren in Mombasa im Rahmen der Anti-Terroraktion „Enduring Freedom" im zur Kaserne umfunktionierten Urlaubshotel „Giriama" stationiert und unternehmen Aufklärungsflüge über dem Indischen Ozean – Ende des Monats werden sie abgezogen.

„Dass wir von der kenianischen Polizei mit in die Rettung eingebunden wurden, das zeigt unsere freundliche Aufnahme hier in der Bevölkerung", meinte Höhner. Die in Sicherheit gebrachten Touristen sind mittlerweile auf ein halbes Dutzend anderer Hotels an Kenias Küste verteilt worden, die ebenfalls dem „African Safari Club" gehören, aber wegen Renovierungsarbeiten geschlossen waren. „Sehr viele der Urlauber wollen ihren Aufenthalt in Mombasa einfach fortsetzen", sagte Roland Krautgartner, der Verkaufs- und Marketingdirektor des „African Safari Clubs" in Deutschland. Für sein Unternehmen gehe es jetzt darum, das Hotel wieder aufzubauen.

Über die Brandursache wird indes wild spekuliert. Der Hotelbesitzer, der seit 30 Jahren in Kenia lebende Schweizer Karl Ruedin, vermutet Brandstiftung als Ursache des Feuers, wie die Tageszeitung „Standard" berichtet. Brandstiftungen in Mombasa sind keine Seltenheit – so war sowohl die Diskothek Tembo als auch das mit ihr konkurrierende Tanzlokal Mamba im vergangenen Jahr in Brand gesteckt worden. In beiden Lokalen sind auch häufig deutsche Soldaten zu Gast. Beobachter in Mombasa schließen terroristische Hintergründe für diese Feuer aus, da beide Disko-Besitzer, ein Deutscher und ein Österreicher aus Mombasa, bekannt für ihren abgrundtiefen Hass aufeinander sind. Karl Ruedin allerdings war nicht bekannt dafür, irgendwelche Feinde gehabt zu haben. Er hatte früher den ehemaligen Präsidenten Daniel Arap Moi als Geschäftspartner in seiner Hotelkette. „Ruedin gilt als Wegbereiter des Schweizer Tourismus in Kenia", loben ihn heute seine Landsleute in Nairobi. 50000 Touristen aus Mitteleuropa und Großbritannien soll der „African Safari Club" jedes Jahr nach Kenia gebracht haben.

Für den Tourismus in Kenia sind die Brandmeldungen eine weitere Schädigung des Images, nachdem letztes Jahr auf ein israelisches Hotel bei Mombasa ein tödlicher Terroranschlag verübt worden war. Wegen angeblichen Sicherheitslücken im Terrorkampf hatte auch die britische Fluggesellschaft British Airways monatelang die Flüge nach Nairobi und Mombasa storniert – inzwischen fliegt BA aber Nairobi wieder an. In der Zeit der „Blockade" der Briten waren die Kenianer voll des Lobes für die Treue der Deutschen und Schweizer.

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