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Eine an Ebola erkrankte Frau in Liberia wird von Klinikmitarbeitern in Monrovia betreut.

© dpa

Ebola: Dorfbewohner töten Ärzteteam

In dem afrikanischen Staat Guinea haben Dorfbewohner ein Team aus Ärzten, Behördenvertretern und Journalisten angegriffen und getötet. Das Team wollte die Bevölkerung über die Gefahren von Ebola aufklären.

In dem von Ebola betroffenen Südosten Guineas haben aufgebrachte Dorfbewohner Augenzeugen zufolge eine Gruppe von sechs Ärzten, Regierungsvertretern und Journalisten getötet. In anderen Meldungen war von acht Todesopfern die Rede. Die Delegation war im Rahmen einer Aufklärungskampagne in der Region um Womey unterwegs, um die Menschen über die Gefahren durch das Virus zu informieren. In vielen Teilen Westafrikas glaubt die Bevölkerung jedoch nach wie vor nicht an die Existenz der Seuche. Vor allem Ärzten und Gesundheitsbehörden stehen die Bürger skeptisch gegenüber, weil sie lieber auf traditionelle Heiler vertrauen.
Die genauen Hintergründe der Tat waren zunächst unklar. Jedoch weigerten sich die Dorfbewohner derzeit offenbar noch, den Behörden die Leichen der Delegation zu übergeben. Zudem würden drei Vertreter noch in dem Ort festgehalten, sagte der Zeuge. Zu der Gruppe gehörten ein örtlicher Gouverneur, mehrere Direktoren und Manager von Gesundheitszentren und Krankenhäusern sowie drei Journalisten.

Auch drei Journalisten, die die Mediziner begleitet hatten, seien getötet worden. Sie hatten berichtet, von den Dorfbewohnern angegriffen und mit Steinen beworfen worden zu sein, bevor der Kontakt zu ihnen abbrach. Das Dorf liegt nicht weit vom ersten Ausbruchsort der derzeitigen Ebola-Epidemie entfernt. Die Bewohner machen Ärzte und Politiker mitverantwortlich für die Epidemie. Dem Gesundheitsminister des Landes, Remy Lamah, war es jüngst beim Versuch, in den Ort zu reisen, nicht gelungen, die Straßensperren zu überwinden. Ärzte waren wiederholt angegriffen und vertrieben worden.

Angesichts der sich anbahnenden Katastrophe ist die internationale Gemeinschaft jetzt alarmiert.

Dreitägige Ausgangssperre in Sierra Leone begonnen

Zur Bekämpfung der Ebola-Epidemie in Sierra Leone hat in dem westafrikanischen Land am Freitag eine dreitätige Ausgangssperre begonnen. Bis zum Sonntag sollen Gesundheitsarbeiter von Haus zu Haus gehen, um die Bevölkerung über das Virus aufklären und mögliche Ebola-Kranke ausfindig machen. Zudem soll so eine weitere Ausbreitung der Seuche verhindert werden. „Wir müssen die Bewegungsfreiheit für alle Bürger einschränken, um direkten Körperkontakt zu vermeiden“, sagte Regierungssprecher Abdulai Baratay der Nachrichtenagentur dpa. Lokalen Medien zufolge sind rund 21 000 Helfer damit beauftragt, den Menschen Vorbeugemaßnahmen zu erklären und insgesamt 1,5 Millionen Stück Seife zu verteilen. Die Ausgangssperre sei deshalb vor allem als erzieherische Maßnahme gedacht, hatte der Chef der Notfallbehörde (EOC), Steven Gaojia, im Vorfeld betont. Experten stehen dem Schritt kritisch gegenüber. Es bedürfe Helfer mit viel Erfahrung, um bei einem solchen Tür-zu-Tür-Screening Menschen mit Ebola-Symptomen auszumachen, hatte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) bereits vor Tagen mitgeteilt. Zudem gebe es nicht genug Ebola-Zentren, um eventuelle neue Patienten aufzunehmen. Ohne Platz zur Untersuchung und Behandlung von Verdachtsfällen habe das ganze Vorhaben keinen Sinn.

Frachtschiff darf nicht in Malta anlegen

Wegen eines Ebola-Verdachts bei einem Besatzungsmitglied hat die Regierung von Malta einem Frachtschiff die Einfahrt in alle Häfen des Mittelmeer-Staates verweigert. Die „Western Copenhagen“ hatte daraufhin am Donnerstagabend Kurs auf Sizilien genommen. Maltas Premierminister Joseph Muscat sprach nach Medienberichten von einer rechtlich und moralisch richtigen Entscheidung. An Bord des Schiffes mit 21 Besatzungsleuten soll maltesischen Angaben zufolge ein Mann aus den Philippinen Symptome der Seuche haben. Es gebe außerdem den Verdacht auf einen weiteren Ebola-Fall auf dem Schiff.
Der Frachter, der unter der Flagge von Hongkong fährt, war laut der Internet-Seite Marine Traffic davor in Westafrika unterwegs, wo tausende Menschen an Ebola erkrankt sind. Nach Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) waren bis 14. September in Liberia, Sierra Leone, Guinea, Nigeria und dem Senegal 5357 Ebola-Patienten registriert, 2630 davon sind gestorben. (dpa/epd)

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