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Panorama: Entwarnung nach Giftunfall an Elbe

Chemiebetriebe auf tschechischem Gebiet bleiben jedoch ein Risiko

Dresden - Die Anrainer der Elbe in Sachsen und Brandenburg können nach dem Chemieunfall auf tschechischem Gebiet aufatmen. Denn der Fluss führt derzeit so viel Wasser, dass das gefährliche Zyanid erheblich verdünnt wurde. Die Umweltministerien beider Bundesländer gaben deshalb Entwarnung. Sachsens Umweltminister Stanislaw Tillich (CDU) hatte zuvor die Informationspolitik der tschechischen Behörden kritisiert. Inzwischen hätten die Behörden aber eine Aufstellung der „grundlegenden Falten“ zum Unfall vorgelegt, hieß es aus dem Umweltministerium.

In Tschechien waren vor einigen Tagen große Mengen von Zyanid – ein Salz der Blausäure – bei einem Unglück in den Strom gelangt. In gelöster Form gilt der Stoff als sehr giftig, wie jeder Spaziergänger vom Ufer aus feststellen konnte. Im Gift waren mehrere hundert Fische verendet, die an der Oberfläche des Flusses trieben. Am Montag hatte das Umweltministerium des Freistaates Sachsen vorsorglich ein Angelverbot für die Elbe ausgesprochen. „Wir wollten jedes Risiko von vornherein ausschalten“, sagte eine Sprecherin der Behörde. An den Messastationen werden derzeit alle vier Stunden Proben entnommen. Vor allem nach dem Zufluss der Moldau hatte sich die Konzentration allerdings erheblich verringert. Sie liegt laut Ministerium nur noch bei 0,015 Milligramm pro Liter und damit unter den zulässigen Grenzwerten. Selbst in einem Liter Trinkwasser können sich bis zu 0,05 Milligramm Schadstoffe befinden, ohne dass eine Gesundheitsgefährdung eintritt.

Am Brandenburger Abschnitt der Elbe bei Mühlberg wurde die „kleine Giftwelle“ für den Morgen erwartet. „Alle aus Tschechien und Sachsen übermittelten Messwerte deuten auf eine Entwarnung hin“, sagte ein Sprecher der zuständigen Außenstelle der Landesumweltamtes in Cottbus. Das Wasser der in die Elbe mündenden Nebenflüsse habe das Giftgemisch verdünnt.

Auch für die weiter stromabwärts gelegenen Regionen in Sachsen, Sachsen-Anhalt sowie im nordwestlichen Brandenburger Abschnitt bei Wittenberge bestünden keine Gefahren für Menschen und Tiere mehr. Chemieunfälle auf tschechischem Gebiet kommen häufig vor. Sie bleiben aber meist unentdeckt, weil das Wasser der Elbe bis zur deutschen Grenze noch viele Kilometer zurücklegt. Zuletzt war Anfang Dezember ein Unglück in einem Chemiebetrieb gemeldet worden. Auch damals wurden die giftigen Stoffe jedoch rechtzeitig vor dem Erreichen Deutschlands verdünnt. Von tschechischen Industriebetrieben gehen trotz aller in den vergangenen Jahren erreichten Fortschritte die größten Hindernisse für eine durchweg saubere Elbe aus.

Als großen Erfolg werten Wissenschafter deshalb die Wiederansiedlung von Lachsen in der Elbe. Die meisten Exemplare fanden die Experten im sächsischen Gebiet – vor der Grenze zu Tschechien.

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